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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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Mal hatte sie Glück: Es stand offen. Mühsam hievte sie sich hoch und plumpste herein. Sie holte sich einige Schrammen und ihr Arm schmerzte heftig, aber das war unwichtig. Die Küche war dunkel und leer. Bisher war sie vom Feuer verschont geblieben. Ramis packte eines der langen Küchenmesser. Dieses Mal würde sie ohne jedes Bedauern töten. Die Elenden hatten es verdient! Sie dachte gar nicht an die Gefahr, in die sich begab. Sie schlich aus der Küche. Hier war es laut. Leute schrien und der Rauch raubte den Atem. Hustend hastete sie zur Treppe, sich ein Tuch vor den Mund haltend. Als sie nach oben schwankte, riss sie beinahe eine herabstürzende Gestalt mit sich herunter. Es war einer der Männer. Aus seiner Brust ragte ein Schürhaken. Ramis wich ihm aus und ließ ihn fallen. Er war dem Tode geweiht. Oben angekommen, schaute sie wild um sich. Flammen züngelten aus einer der offenen Türen, dichter Rauch quoll hervor.
    " Verfluchte! "
    Ramis glaubte zuerst, sich verhört zu haben.
    Dann jedoch kam es deutlicher.
    " Verfluchte! Du hast das Unheil über uns gebracht! "
    Gegen die Wand gelehnt saß dort Madame und starrte sie aus furchterregenden Augen an. Die Wand über ihr war blutverschmiert, Madame war dort heruntergesunken. Ein dunkler Fleck durchnässte ihr schwarzes Kleid. Ramis sah den Säbel vor ihr liegen und wusste, Madame hatte den Mann mit dem Schürhaken durchbohrt. Vorsichtig kam Ramis näher. Sie konnte die Frau dort nicht einfach liegen lassen.
    "Bleib von mir fern!" , krächzte Madame mühsam. "Du Dämon ! Ich hätte es wissen müssen!" Ihr fleckiges Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. "Du bist durch und durch böse! Du nährst das Unheil mit deinem Blut!" Madames flackernde Augen hefteten sich auf Ramis Ring, der im Feuerschein wild funkelte und rote Blitze auswarf. "Das Auge der Hölle!", zischte sie. "Hexe! Geh dorthin zurück, woher du kommst! Zur Hölle! Sei auf ewig verflucht! "
    Aus Madames Mund kam ein Blutschwall. Sie würgte haltlos und spie noch mehr Blut hervor. In Panik floh Ramis nach oben in ihr Zimmer. Dort war keiner.
    "Edward!" , rief sie schwach. Keine Antwort.
    Es gab kein Erbarmen, nirgends. Sie sah unter das Bett, nichts. Hier war niemand mehr. Grauenvolle Ängste überwältigten Ramis fast. Sie sah Edward schon in den Klauen der brutalen Mörder... Entmutigt machte sie sich auf den Rückweg. Sie wollte gerade an Lettice Zimmer vorbeirennen, als sie an diese dachte. Alles in ihr schrie danach, es sein zu lassen und sich zu retten, aber Ramis war klar, dass sie Lettice nicht im Stich lassen durfte. Wenigstens nachschauen musste sie. Sie stieß die Tür auf, die schon ganz schief in den Angeln hing. Im ersten Augenblick sah sie nur den Mann. Er schien sich wild auf dem Boden zu winden. Unter ihm ragten allerdings entblößte Frauenbeine hervor, die matt strampelten. Auch an ihnen klebte das Blut der sinnlosen Gewalt. Ramis überkam eine kalte Wut. Sie fühlte sich um Jahre zurückversetzt, doch heute vernebelte nichts ihre Sinne. Sie verfluchte den Mann und seinesgleichen, wie Madame zuvor sie verflucht hatte. Als er ihrer ansichtig wurde und taumelnd hochkam, durchbohrte sie ihn mit dem Küchenmesser. Kein Bedauern stand in ihren eisigen Augen. Der Mann hatte schaffte es nicht einmal mehr, seine Hose hochzuziehen, geschweige denn nach seinem Säbel zu tasten. Ramis stieß wild immer wieder zu, auch als er am Boden lag.
    "Ihr gehört in die Hölle!" , schrie sie außer sich, als sich die ganze aufgestaute Wut entlud.
    Als ihr endlich klar wurde, was sie da tat, nämlich einen bereits Toten mit einem Messer zu traktieren, als könnte sie mit jedem Stoß einen weiteren Übeltäter töten, hielt sie inne. Sie wandte sich eilig von dem Schlamassel ab und kniete sich zu Lettice. Diese war bewusstlos geworden. Ramis konnte nicht erkennen, wie schwer sie verletzt war, doch es musste beträchtlich sein. Ihr Kleid war zerrissen und blutverschmiert. Ramis kämpfte gegen Übelkeit und Entsetzen an. Ein lautes Krachen und eine Hitzewelle machten Ramis aufmerksam. Das Feuer hatte seinen Weg in dieses Zimmer gefunden und ein Deckenbalken krachte herunter. An der Tür fraßen schon die ersten Flammen. Es eilte jetzt. Die Hitze versengte ihre Wimpern, als sie Lettice auf den Gang zog. Sie biss die Zähne zusammen, um den Schmerz nicht zu spüren. In ihre Kehle drang Rauch und brachte sie wieder zum Husten. Wenn sie länger hier blieb, würde sie ersticken. Sie schaffte Lettice zur Treppe.

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