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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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wieder.
    Ramis neben ihr wurde auch von krampfhaften Zuckungen geschüttelt, jedes Wort schien ihr unsägliche Pein zu bereiten.
    "Der Reihe nach vergewaltigten sie mich und schnitten mich mit ihren Messern. Es war die Hölle. Vielleicht kannst du das verstehen. Sie ließen mich halbtot zurück. Ich war halb ohnmächtig und konnte mich nicht regen, ohne dass es unerträglich schmerzte. Ich hörte wie durch einen Nebel die Schreie der anderen. Ich lag lange da, die Zeit hatte keine Bedeutung mehr, außer dass jede Sekunde zu einer Ewigkeit wurde. Aber dann kam ein weiterer Mann herein. Mein Zustand kümmerte ihn nicht, er fiel über mich her. Im Haus roch es inzwischen nach Rauch, irgendwo brannte es lichterloh und das Feuer griff auf alle Zimmer über. Als du hereinkamst, wollte ich nur noch sterben. Weißt du noch, was du damals gesagt hast, über die Kleine, die man so übel zugerichtet hatte? Die von der Straße? Du hattest recht, es ist kein Leben mehr... Du warst wie ein Engel, der mich holen kam. Ich dachte, für Huren ist kein Platz im Himmel, dann fiel ich wieder in Ohnmacht... Den Rest kennst du..."
    Lettice schwieg nach einem Schluchzen.
    Ramis tätschelte ihre Hand.
    "Ich bin kein Engel! Sie haben mich gesucht!"
    Erneut war sie an allem schuld. Es ging nicht um das Wollen. Sie hatte das Unheil über ihre Mitbewohner gebracht, so wie seit jeher, so wie Madame es gesagt hatte. Du trägst das Leid am Hals! Es stimmte und es saß in allem, was mit ihr in Berührung kam. Schmerz und Blut waren ihre stetigen Begleiter. Alles, was sie tat, wandelte sich in Unheil um. Vor ihr lag Lettice verwüsteter Körper und belastete sie auf eine unerträgliche Weise. Auch sie hatte Ramis nun auf dem Gewissen.
    "Ich wusste doch nicht..."
    "Schon gut, Ramis, es ist nicht deine Schuld... “
    "Ich wünschte, ich könnte das glauben! Du hättest mich niemals mitnehmen dürfen!"
    Verfluchte! Du hast das Unheil über uns gebracht! Die grauenvolle Stimme hallte in jedem Winkel ihres Bewusstseins.
    "Ich bin verflucht!" , stöhnte sie gramvoll. "Auf mir lastet das Blut vieler Menschen und an meinen Fersen heftet die Verwüstung! Bitte, verzeih mir!"
    "Ich will es nicht mehr hören! Dich t rifft keine Schuld! Diese Drecksäcke sind es, die in die Hölle gehören!"
    Ramis fasste sich mit der Hand an den Hals.
    "Weißt du, wo Edward steckt?" , flüsterte Lettice.
    "Nein, in seinem Zimmer war er nicht. War er überhaupt im Haus?"
    "Ja. Mir ist klar, was du von mir denkst. Du denkst, ich sei eine schlechte Mutter gewesen... Es stimmt, aber ich liebe ihn! Ich wollte immer mehr Zeit für ihn haben... Später begann er mich zu hassen... Als du kamst, verstärkte sich das nur. Für ihn warst du ein Glück..."
    "Oh Lettice, in meinen Augen bist du nicht schlecht! Weißt du, während all der Zeit, die ich in Maple House wohnte, sah ich dich als unschuldiges Opfer, als eine tragische Heldin, der die Welt übel mitgespielt hat. Oft sann ich über dein Schicksal nach. Ich habe alles idealisiert. Als ich dich dann wiedertraf, warst du nicht wie in meiner Illusion und das enttäuschte mich. Ich war wütend. Nun sehe ich jedoch, dass ich mich nicht getäuscht habe!"
    "Ramis... lass mich ausreden. Vielleicht ist es am Ende leichter, edel zu sein... Es gab Tage, da hasste ich dich zutiefst. Du hast mir alles genommen... Zuerst den Geliebten und dann auch noch den Sohn, das einzige, was mir von ihm geblieben war. Ja, und.." Sie unterbrach Ramis Einwand mit einer schwachen Handbewegung. "...ich weiß, dass du ihn umgebracht hast. Deine Miene verrät zu viel und dein Schlaf auch. Manchmal ging ich zu euch ins Zimmer und betrachtete euch, während ihr geschlafen habt. Du hast viel geredet... Ich dachte sogar daran, dich auch ins Jenseits zu schicken..."
    "Lettice..." Ramis war reichlich geschockt.
    "Warte, da ist noch mehr, was ich fehlbarer Mensch dir aufbürden muss... Es geht um ihn ... oft, wenn wir im Bett lagen, redete er von dir... auf eine seltsame Art warst du ihm wichtig..."
    "Nein! Sag das nicht!"
    "Ich erkannte damals, dass meine Zeit abgelaufen war. Als ich i hm sagte, dass ich schwanger sei, war alles aus. An dem Tag, als ich Maple House verließ, ging ich in sein Zimmer, um zu versuchen, ihn umzustimmen. Aber er wurde ungeduldig. Ich fing an zu schreien und dich zu beschimpfen, weil ich dachte, ich müsste wegen dir gehen... Er unterbrach mich fast sanft und sagte, ich hätte keinen Grund, auf dich wütend zu sein. Und du seiest wie ein

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