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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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Lichtstrahl im absolut Dunkeln... und dass du selbst in die Hölle Licht bringen würdest... Deshalb seiest du so unerträglich. Doch er hatte recht..."
    Ramis kicherte schrill und hysterisch vor Entsetzen, in das sich Unglauben mischte. Sie hatte all das vergessen wollen.
    Lettice sprach weiter, obwohl es ihr Qualen bereiten musste.
    "Wir anderen hielten dich für wahnsinnig... eine weitere leblose Kreatur von der Straße... Deine Augen schienen Schreckliches gesehen zu haben... alles an dir war eine Anklage an die ganze Menschheit... Du hattest einen so leidenden Blick. Damals kümmerte mich das alles nicht... ich war leichtlebig und dumm... es hat mir das Leben gekostet... Jetzt hat sich so viel geändert und ich sehe dich, wie du wirklich bist. Früher haben wir über Martha, das graue Mäuschen und dich gespottet..."
    Ramis liefen die Tränen über die Wangen. Lettice Worte verletzten sie fast mehr, als es Anschuldigungen getan hätten, die um so vieles berechtigter gewesen wären.
    "Versprich mir zum Schluss eines...Versprich, dass du dich um Edward kümmerst... bring ihn aus der Dunkelheit ins Licht... Zeig ihm die Welt, die du trotz allem nie ganz aus den Augen verloren hast... Er braucht eine Mutter, wenn ich nicht mehr bin... für ihn wird es keinen Unterschied machen, wenn ich tot bin..."
    "Du stirbst doch nicht!"
    "Versprich es!" , verlangte Lettice.
    "Ich verspreche es..."
    "Gut..." , seufzte Lettice. "Man spürt es, wenn das Leben schwindet... und auch du weißt es... Ich habe zu viel Blut verloren und zu viele Verletzungen..."
    Ramis strich ihr sanft über die Stirn. Sie war fieberheiß. Dennoch wollte Ramis es nicht einsehen. Lettice musste noch eine Chance haben. Die Verletzte schlief von einem Augenblick auf den anderen ein. Ramis lauschte den unregelmäßigen Atemzügen. Das Gewitter hatte sich inzwischen gelegt und ließ sie in der Dunkelheit zurück. Plötzlich überfiel Ramis eine übermächtige Müdigkeit, von der Stille in den Schlaf geschaukelt. Auch sie konnte sich nicht dagegen wehren. Der Übergang von Schlaf zu Wachen war so fließend, dass sie ihn gar nicht wahrnahm. Irgendwann in der Nacht war sie jedoch wach. In einem Anfall von Angst, Lettice könnte in der Zwischenzeit gestorben sein, tastete sie nach ihr. Ein leichtes Pulsieren in Lettice Adern war noch da, doch sie war schrecklich kalt.
    "So müde..." , murmelte Lettice.
    Ramis versuchte, sie zu wärmen . Sie zog ihr Hemd aus, um es Lettice umzuwickeln.
    "Wir hätten Freundinnen sein sollen..." , flüsterte Ramis, während sie den klammen Körper verzweifelt an sich drückte.
    So saßen sie wieder eine Ewigkeit im Dunkeln. Ramis wurde schon wieder schläfrig, glitt in den Schlaf und wieder heraus. Ein Ausruf machte sich mit einem Schlag hellwach. Es war eindeutig Lettice.
    "Ramis! Schau doch!" Ihre Stimme klang erstaunt... und entzückt. Es passte ganz und gar nicht zu ihrer Situation. "Siehst du das Licht?"
    Ein eiskalter Schauer rann Ramis über den Rücken. In der finsteren Nacht war kein Schimmer von Licht.
    "Es ist wunderschön... keine Schmerzen mehr..." Lettice Hand war so kalt wie die einer Toten. "Bring mich nach Hause..." Lettice seufzte glücklich.
    Ramis saß erstarrt in der Dunkelheit. Sie fühlte etwas fliehen. Ängstlich wartete sie auf ein weiteres Wort von Lettice, aber es kam nichts mehr. Daraufhin konnte sie sich eine ganze Weile nicht rühren. Als sie schließlich Lettice Hand wieder drückte, kam keine Reaktion. Sie war vollkommen leblos. Panisch suchte Ramis nach Lettice Puls. Nichts.
    "Lettice?" , fragte Ramis voller Grauen.
    Aber es kam keine Antwort. Es würde nie mehr eine kommen. In Lettice Körper war nichts Lebendiges mehr. Das Licht hat sie mitgenommen, konnte Ramis nur denken. Ich bleibe allein in der Dunkelheit. Sie hielt eine Tote in den Armen und wagte nicht, sie loszulassen. Vielleicht lebte sie ja doch noch? Vielleicht täuschte sie sich und ihr Herz schlug noch? Doch die Zeit vernichtete ihre Hoffnung unaufhaltsam. Es waren nur noch die Stimmen in ihrem Kopf um sie, die schrien: Verfluchte! Und sie gaben Ramis die Schuld an allem. Wimmernd kauerte Ramis sich zusammen und fragte sich, wo Edward jetzt gerade war.
     
    Edward hielt sich in Madames Zimmer auf und wühlte in ihren Sachen, als die Männer kamen. Er hatte beschlossen, seine Kette wieder zurückzuholen. Es war nicht das erste Mal, dass er die Frauen bestahl. Sonst wäre er bestimmt längst verhungert. Der Junge wusste, wann die Frauen

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