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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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Schatten. Ihre Augen erschienen ihm sehr hell. Hoch im Norden, wo er aufgewachsen war, waren viele Schauergeschichten und Legenden bei der einfachen Landbevölkerung im Umlauf gewesen. Im langen Winter erzählte man sich von Erscheinungen, umhergeisternde Frauen in weißen, wehenden Kleidern, die ruhelos durch die Nebelschwaden tanzten und auf eine tragische Weise zu Tode gekommen waren. Als Kind hatten sie großen Eindruck auf James gemacht, später im Internat und in London hatte er sie einfach vergessen, als Spinnereien abgetan. Doch nun dachte er wieder an die verfallenen Ruinen, die ihn und seinen Bruder bei ihren Ausritten immer so unwiderstehlich angezogen hatten. Sie waren hineingegangen und hatten nach Geistern gesucht.
    Die Herzogin schien aus dieser Welt zu stammen. Sie war inzwischen aufgestanden, den Schleier unordentlich um sich gewickelt. Wovor hatte sie eigentlich Angst? Vor ihm? Ohne besonderen Anhaltspunkt fiel ihm ein, wie sich die Burg der Fayfords immer belebt hatte, sobald sein Vater aus London kam, um sich zu erholen. Plötzlich waren überall Diener gewesen, Gespräche und Lärm erfüllten die Mauern, rauschende Feste wurden bis spät in die Nacht gefeiert. Wenn er dann wieder ging, versank die Burg erneut in ihren Schlaf. Es waren nur noch die älteren Diener aus der Gegend da, die keinen Lärm machten und natürlich seine Frau mit den beiden Jungen. Wenn es stürmte, war der kleine Bruder zum großen ins Zimmer gekommen und sie hatten sich unter der Bettdecke verkrochen und sich Gruselgeschichten erzählt.
    Madame de Sourges raschelte mit ihrer Kleidung, als sie sich bewegte , und das holte ihn die Gegenwart zurück. Nein, diese hier war eine Frau aus Fleisch und Blut, kein Geist. Trotzdem ging eine irritierende Intensität von ihr aus, als würde sie ein starkes Gefühl plagen. Er langte nach ihrer Hand, was sie heftig zusammenzucken und beinahe ihren Schleier fallen ließ.
     
    Ramis bekam eine Gänsehaut, doch wo sie in diesem Moment noch fröstelte, wurde ihr auf einmal ganz heiß. Seine Hand schien ihre zu verbrennen, doch sie war unfähig, sich zu rühren.
    "Ihr seid keine Französin ", meinte er schließlich zusammenhangslos in die Stille.
    Entsetzt erwartete sie, dass er gleich seine Maske fallen ließ und ihr sagte, dass er alles wüsste und sie ihre letzte Sekunde ausgehaucht hatte. Nichts dergleichen geschah.
    "Woher wollt Ihr das wissen?" brachte sie stotternd hervor.
    Sie fror wieder.
    "Die Comtesse, Mylady. Ihr seid Engl änderin", fuhr er auf Englisch fort.
    Sie wollte widersprechen, ließ es aber. Er durfte nicht wissen, dass sie Irin war. Im Grunde genommen machte es für sie keinen Unterschied mehr. Auch wenn sie nie nach London gehört hatte, auch wenn es die Engländer gewesen waren, die Edward gerichtet hatten und ihre El tern ermorden ließen. Sie zuckte mit den Schultern.
    "Es spielt keine Rolle mehr."
    "Wirklich? Für fast alle tut es das dennoch. Obwohl es heutzutage vielleicht wirklich wichtiger ist, ob man katholisch, protestantisch oder heidnisch ist. Aber Ihr müsst eine mutige Frau sein, um hier neu anzufangen."
    Sie musste lachen.
    "Eine verzweifelte, Mylord. Mir blieb keine andere Wahl."
    Wie viel an ihrer derzeitigen Position hatte sie schon selbst erreicht? Immer hatten andere und äußere Gewalten ihr Leben bestimmt. Das wollte sie nun ändern. Alles, was sie vollbringen würde, würde ihr Verdienst sein! Sollte der Marquis sich ruhig von ihr lösen, dachte sie mit einem kleinen Stich. Sie brauchte niemanden, erst recht nicht Fayford, von dem sie sich wünschte, er würde rasch gehen.
    "Ic h will Euch ein Geschenk machen", erklärte er ihr. "Ich glaube, es ist nur für Euch bestimmt."
    Sie schnappte schockiert nach Luft. Ein Geschenk von Fayford? Niemals!
    "Das kann ich nicht annehmen!"
    Warum in aller Welt konnte sie nicht gehen? Was sollte diese idiotische Regung von Stolz? Fayford zog eine kleine Schachtel hervor und nahm wieder ihre Hand. Dieses Mal zuckte Ramis nicht zurück. Sorgsam öffnete er den Deckel und nahm etwas heraus. Gold leuchtete auf, als er es über ihren Finger schob. Und dann sah Ramis den Stein des Ringes, als er wütend aufblitzte. Ein blutrotes Auge funkelte ihr entgegen, schrecklich vertraut. Er war zurückgekehrt, wie die alte Frau ihr geweissagt hatte.
    Hüte dich vor dem, der ihn dir wiederbringt. Er bedeutet deinen Untergang.
    Ramis keuchte auf und schüttelte wie wild ihre Hand, bis der Ring herunterfiel. So schnell sie ihre

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