Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
Vom Netzwerk:
mehr sagte. Sie blickte ihm nach und hielt sich am Türrahmen fest. Das Lachen erstarb ihr in der Kehle. Ein Mann wie er entschuldigte sich nicht.
     
    Ramis traf ihn sehr häufig in der nächsten Zeit. Während ihre einstigen Freunde nichts mehr mit ihr zu tun zu haben wollten und sogar der Marquis nicht mehr mit ihr sprach, wendete sie sich vermehrt an andere Gesprächspartner. Das war hauptsächlich Louis, doch auch Lord Fayford gesellte sich recht oft zu ihr, obwohl sie niemals freundlich war und sie sich meistens stritten. Offensichtlich hatte er seine Freude daran, sonst hätte er sich lieber mit den anderen Damen beschäftigt, mit denen man gewiss kultiviertere Gespräche führen konnte. Mal war er charmant zu ihr und schien sie einwickeln zu wollen, dann verspottete er sie wieder und reizte sie.
    "Warum watschelt Ihr eigentlich wie eine Ente?" , höhnte er einmal, kaum hatte sie denselben Raum betreten wie er. "Hat man Euch nicht beigebracht, wie eine Dame zu gehen?"
    "Keiner hat Euch nach Eurer Meinung gefragt", hatte sie geantwortet. "Wenn Ihr mich so schrecklich findet, warum redet Ihr dann überhaupt mit mir?"
    Daraufhin hatte er gelächelt und ihre Hand genommen, die sie ihm schnell wieder entriss.
    "Ihr amüsiert mich."
    Ramis wollte nicht wissen, was das alles zu bedeuten hatte. Wissen konnte auch ein Abgrund sein, in den man hineinstürzte und nie wieder herausfand, etwas Grausames. Doch auf der anderen Seite genoss sie auch all die Aufmerksamkeit, die man ihr überall zollte und sonnte sich im Neid vieler Leute. Sie hatte nie erfahren, wie es war, umworben zu werden. Für Warnsignale hatte sie keinen einzigen Gedanken übrig.
     
    Der große Ball sollte am Freitagabend kurz nach Neujahr steigen. Es hatte wieder geschneit und die Luft war frisch. Zwar schien den ganzen Nachmittag die Sonne und taute den Schnee auf den Straßen, doch es sah gegen Anbruch der Dunkelheit sehr nach weiterem Schneefall aus. Schon zeitig begann Henriette damit, ihre Herrin herzurichten. Ramis hatte heute gute Laune und schwatzte nebenher munter. Am nächsten Tag wollte sie die Reise zu ihrem Gut machen, trotz Kälte und Schnee. Sie konnte es kaum erwarten. Eigentlich hatte sie Charlotte mitnehmen wollen, aber diese hatte gerade wieder eine Krankheit hinter sich und man konnte ihr eine solche Strapaze nicht zumuten. Deshalb wollte Ramis den Marquis fragen, ob das Mädchen bei ihm bleiben konnte, denn auch Guillaume wollte die Zeit nutzen und nach seinen Gütern schauen. Charlotte hatte den Marquis stets sehr gemocht und Ramis glaubte nicht, dass es ihrer Tochter sehr viel ausmachen würde.
    Zuerst jedoch galt es diesen Abend zu überstehen. Es handelte sich hierbei um einen Maskenball, was für Ramis allerdings kaum einen Unterschied machte. Ging sie nicht immer maskiert? Sie hätte es nicht gewagt, eine Maske mit Augenschlitzen zu tragen, aus Angst, dass man ihre Augen hätte erkennen können. Also trug sie wie immer ihren Schleier, heute jedoch einen aus golddurchwirkten Fäden, mit Goldstickerei an den Rändern. Am Kopf wurde er von einem zierlichen Kamm gehalten. Der umfangreiche Rock aus raschelndem , dunkelblauem Stoff war mit ebenfalls goldgefärbten Rüschen besetzt. Zusammen mit der hochaufgewundenen Frisur und der Saphirkette würden sie sicher für einige Aufmerksamkeit sorgen.
    Guillaume erwartete sie bereits, als sie herunterkam. Er hatte eine schwarze Maske in der Hand.
    " Ihr seid ein eitler Pfau", kommentierte er nicht unfreundlich ihre Erscheinung.
    "Nur lande ich nicht auf einem Teller oder lasse mir die Federn ausreißen", antwortete sie trocken.
    Die Farbe ihres Gewandes verströmte fast spürbar eine Art Kälte, wie eine Warnung, ja nicht zu nahe zu kommen. Die Schatten ihres Gesichtes waren unter dem Schleier dunkel und unkenntlich. Er dachte, wie wenig er diese Frau trotz allem kannte. Was bewegte ihr Herz wirklich? Er wusste es nicht, ahnte aber, dass das, was sie zeigte, nicht alles war. Er reichte ihr den Arm, als sie das Haus verließen. Als sie ihn anlächelte, konnte er die Bewegung gerade noch erkennen.
     
    Sie trafen unter den ersten Gästen im Palast ein. Ramis musste lange auf den Marquis warten. Währenddessen unterhielt sie sich mit einem Herrn, der ihr von einem fürchterlichen Sturm erzählte, der über sein Gut hinweggefegt war, als er dort gerade weilte. Er war ganz entzückt, weil er es geschafft hatte, mit der umschwärmten Dame zu sprechen und wollte sie gar nicht gehen lassen. Sie

Weitere Kostenlose Bücher