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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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Beine trugen, rannte sie davon, weg von dem Unheil, das nach ihr griff.
     
    Am nächsten Tag, nach einer schlaflosen Nacht, überbrachte ein Bote Ramis den Ring. Ergeben nahm sie ihn entgegen und hängte ihn wieder um den Hals. Plötzlich wurde ihr schmerzhaft klar, wie einsam sie eigentlich war. Sie hatte keine Freunde mehr und nichts konnte sie zurückholen. Ihre Verlassenheit wurde ihr erst jetzt richtig bewusst, sie war wie in einem Wahn gewesen. Was zählte all die Macht, wenn es niemanden gab, mit dem man sein Leben teilen konnte? Guillaume war kaum noch da, Adélaide und der Marquis unversöhnlich. Charlotte war zu klein und lieber bei ihrer Amme als bei ihrer Mutter. Ihre Reisepläne hatte Ramis aufgegeben. Der kleine König schien ihr einziger Freund zu sein, doch auch er war so jung und so beschäftigt. Letztendlich war sie eben doch ganz auf sich gestellt, wie immer. Aber sie spürte, dass die Situation ihr dieses Mal entgleiten und ihr endgültig zum Verhängnis werden konnte. Eines Mittags erschien ein Bote von Lord Fayford an ihrer Tür und teilte mit, dass sein Herr sie sprechen wollte. Sie gab an, keine Zeit zu haben. Kaum zwei Tage später passte er sie vor einem Schmuckgeschäft ab, in dem sie sich ein paar Stücke ausgesucht hatte.
    "Wartet Mylady!"
    Sie erschrak wie üblich gehörig, wenn sie ihn sah und wurde in Alarmbereitschaft versetzt.
    "Warum lauft Ihr vor mir davon?"
    "Weil ich Mühe habe, meinen Ärger zu unterdrücken, sobald ich Euch sehe! Wenn ich mit Euch spreche, könnte es uns beiden sehr schnell leidtun!"
    Sie wollte die Flucht ergreifen, ehe es ein Unglück gab, doch er stand vor ihrer Kutsche.
    "Lasst mich!" , stieß sie hervor. "Ich will nichts mit Euch zu tun haben!"
    "Was ist denn in Euch gefahren? Seit ich Euch diesen Ring gegeben habe, seid Ihr völlig wirr."
    "Was für ein guter Beobachter Ihr doch seid! Ich bin höchstens ungehalten, weil ich Euch so wenig ausstehen kann! Euer Geschenk habe ich längst weggeworfen! Lasst mich gefälligst in Ruhe!"
    "So wie Eure Freunde? Glaubt Ihr, ich sehe nicht, wie verlassen Ihr seid? Ihr seid für diese Welt nicht geschaffen..."
    Diese Aufmerksamkeit gerade von ihm, das war zu viel. Sonst kümmerte es ja keinen... Scheußliche Tränen brannten ihr in den Augen. Die konnte er nicht sehen, aber ein verräterisches Schniefen entfuhr ihr. Verfluchtes Selbstmitleid! Er musterte sie durchdringend.
    "Wollt Ihr mit mir kommen?"
    In ihr verkrampfte es sich.
    "Nein! Verschwindet endlich!"
    Sie drängte sich an ihm vorbei und sprang in die Kutsche. Er hielt sie nicht auf.
     
    Doch es schien so, als könnte Ramis Fayford nicht entkommen. Dauernd war er um sie herum. Wenn sie am Hof war, entdeckte sie ihn inmitten all der Leute als erstes. Und es blieb nicht allen verborgen. Als sie mit ihrem Ehemann auf ein Souper bei einem Adligen eingeladen war, wurde es noch schlimmer. Auch Fayford war da. Ihr war so heiß, dass sie sich ans Fenster stellte, während die anderen plauderten und in Grüppchen saßen oder standen. Trotz des kühlen Luftzugs fühlte sie sich erhitzt, als hätte sie Fieber. Müdigkeit und Aufregung zugleich benebelten ihre Sinne, die Umrisse verschwammen vor ihren Augen. Wurde sie krank? Eine Hand legte sich ihr auf die Schulter.
    "Antoinette?" , fragte Ramis überrascht.
    Sie hätte die seltsame Frau hier nicht erwartet.
    "Ja, genau die. Ich bin beleidigt, dass Ihr mich völlig übersehen habt."
    Ramis murmelte einen obligatorischen Spaß und versuchte, sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Ihr Blick wanderte allerdings immer zu Fayford zurück, der soeben mit der Gastgeberin redete.
    "Ein aufregender Mann, was?" , meinte Antoinette, die ihrem Blick gefolgt war. "In seinen Augen möchte man ertrinken. Sehr nur, wie entzückt unsere liebe Gräfin ist."
    "Männliches Geprotze ", urteilte Ramis leichthin und wandte sich ab, doch es ging ihr merkwürdig nahe.
    "Ach ja? Ich verstehe nicht, weshalb Ihr ihn so ablehnt. Dabei scheint Ihr ihm nicht gleichgültig zu sein."
    "Antoinette, das ist lächerlich. Wir mögen uns nicht. Und wenn Ihr nicht damit aufhört, gehe ich!"
    Mademoiselle de Mincourt lächelte und berührte aufmunternd ihre Hand. Ramis versuchte zu ergründen, was sie hiermit bezweckte. Doch auch jetzt erfuhr sie keine Neuigkeiten. Antoinette vermied es stets geschickt, über sich selbst zu reden. Als sie Ramis verlassen hatte, bemühte die Herzogin sich, Fayford nicht mehr anzusehen, was beinahe unmöglich war. Von ihm

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