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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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fand ihn sehr freundlich, wenn auch recht geschwätzig, doch das war allemal besser als das verhaltene Misstrauen, das man ihr meistens entgegenbrachte. Und er würde wohl im Anschluss nicht hinter ihrem Rücken über sie lästern, wie es so viele taten. Sie nannten sie eingebildet und noch schlimmer. Ramis reagierte darauf mit Herablassung und kümmerte sich nicht weiter um die Lästermäuler. Ihre Verachtung bot ihr einen ausreichenden Schutzpanzer.
    Als der Marquis endlich kam, war das Fest bereits in vollem Gange. Er hatte sich als römischer Gott verkleidet und Ramis brauchte eine Weile, um ihn zu erkennen. Sie war bis zu diesem Zeitpunkt in ein Gespräch mit einem der Minister vertieft gewesen, jetzt entschuldigte sie sich. Er bemerkte sie sogleich und schaute ihr beinahe verkniffen entgegen. Offensichtlich war er immer noch nicht gut auf sie zu sprechen.
    "Guten Tag, Marquis ", grüßte sie. "Habt Ihr einen Augenblick Zeit für mich?"
    Seine Augen waren undurchdringlich, als er kurz ihre Hand küsste.
    "Wenn Ihr das wünscht..."
    Er folgte ihr auf den Gang hinaus, wo es stiller war.
    "Was wollt Ihr noch von mir?" , fuhr er sie an, kaum blieben sie stehen.
    Sie hob die Augenbrauen.
    "Seid Ihr böse auf mich?" , erkundigte sie sich in mildem Erstaunen.
    "Habe ich etwa keinen Grund dazu?" Er wurde lauter und seine Gleichgültigkeit verschwand. Nun war er erbost. "Was soll schon los sein! Es interessiert Euch doch nicht im Geringsten, was mit mir ist! Ich bin ja zu unwichtig und einflusslos, um Eurer wert zu sein! Ihr habt inzw ischen schließlich jemand Besseren gefunden, nachdem ich Euch nicht mehr nützlich war und nicht noch mehr zu opfern fähig gewesen bin! Eine machtgierige und berechnende Furie seid Ihr geworden! Ihr seid kalt... Seid Ihr den König an der Angel habt, zählt Freundschaft für Euch nichts mehr! Und da wagt Ihr es, zu fragen, was los ist?"
    "Aber..." , warf sie ein, wurde jedoch sofort unterbrochen.
    "Was wollt Ihr? Dass ich Euch weiter wie ein Schoßhündchen folge und um eine freundliche Geste bettle, für die die große Dame keine Zeit mehr hat? Aber das läuft so nicht mehr! Versteht Ihr, ich ertrage das nicht länger! Irgendwann muss eben Schluss sein. Ihr seht wütend aus? Dann geht doch zu Eurem neuen Hündchen und lasst mich bestrafen! Werft mich doch vom Hof, es ist mir egal! Aber lasst mich in Ruhe... Geht zu unserem geliebten König und versichert Euch seiner ewigen Treue. Bringt ihn nur mit Eurem Reizen um den Verstand, wie Ihr es mit mir gemacht habt! Meint Ihr nicht, dass Ihr dieses Kind nur verführen müsst, um noch mehr Macht zu erlangen?", brüllte er sie an. "Wie konnte ich Euch nur für so tugendhaft halten! Ihr seid ein verderbtes Weibsbild, das es versteht, einige dumme Männer hinters Licht zu führen!"
    "Seid Ihr verrückt geworden?" , schrie jetzt auch Ramis mit voller Lautstärke. "Was fällt Euch ein? Wie könnt Ihr behaupten, ich hätte Euch hintergangen? Ich hatte nur ein bisschen wenig Zeit, mehr nicht!"
    "Ich habe Euch in der ganzen letzten Zeit nur ein oder zweimal gesprochen und dann nur kurz. Ansonsten habe ich Euch stets aus der Ferne bewundern dürfen, Euren abgekehrten Rücken! Und wenn ich mit Euch reden wollte, habt Ihr mich nur abgewimmelt!"
    Zornig musste sie einsehen, dass er in diesem Punkt recht hatte. Doch sie konnte es nicht zugeben.
    "Aber ich weiß, Ihr musstet in dieser Zeit immerhin den König zu Eurem Schoßhündchen machen, dafür habe ich natürlich Verständnis!"
    "Seid Ihr wohl still! Am liebsten würde ich Euch einen Eimer Eiswasser über den Kopf leeren! Das würde Euer Gemüt vielleicht kühlen! Ihr riskiert Kopf und Kragen mit E uren Äußerungen über den König!"
    Eine Spur Triumph zeigte sich in seinen Zügen.
    "So ist die Dame also besorgt! Um wen denn? Werdet Ihr es ihm erzählen?"
    "Ihr Narr! Bleibt Ihr Euch darüber nur im Unklaren! Ich habe keine Ahnung, wie Ihr darauf kommt, irgendeinen Anspruch auf mich zu haben!"
    "Bis vor kurzem hatte ich Euch für eine Freundin gehalten, ja mehr als das! Aber habt Ihr nicht sogar Charlotte vergessen und abgeschoben?"
    "Ja, bis jetzt waren wir Freunde! Wenn Ihr wollt, können wir das auch jetzt und hier beenden! Was Charlotte angeht, so wollte ich über sie reden, bevor Ihr mich mit Vorwürfen überhäuft habt!"
    Außer sich rannte sie einfach davon, ohne auf seine Zurufe zu reagieren. Der Marquis blieb wie erschlagen im Flur stehen. Gleichwohl, wie schlecht sie sich verhalten hatte,

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