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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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Lachen über den Sarkasmus dieser schrecklichen Geschichte. Das alles war lediglich passiert, weil ein König es nicht mit seiner Eitelkeit vereinbaren konnte, dass vielleicht nicht seine Linie weiterregierte. Und sie war unter Umständen mit den beiden Louis verwandt, dem toten und dem jungen. Überhaupt war alles eine Reihe von Aberwitzigkeiten. Konnten diese Verwicklungen, dieses Zusammenkommen verschiedener verheerender Umstände, noch Zufall sein? Das war kaum möglich, oder? Wie konnte es denn sein, dass sie gerade in Sir Edwards Haus gelangt war, später Fayford getroffen und ihn sich zum Feind gemacht hatte, und anschließend auf seltsamen Umwegen nach Frankreich gelangt war, wo der kleine Louis ihr versprach - nur eine kindliche Idee natürlich - sie zur Königin zu erheben, zu der man sie schon Jahre zuvor hatte machen wollen? Ihr schwirrte der Kopf, obwohl sich alles zuletzt doch noch zu etwas Ganzem zusammengefügt hatte, denn sie verstand endlich, was einst geschehen war und warum. Sie studierte den Brief noch einmal sehr genau.
    'Ich weiß nicht, wa s aus deiner Tante geworden ist', stand da.
    Aber ich weiß es! Sie lebte noch mehrere Jahre, doch so beladen mit Schuldgefühlen, dass sie in geistiger Umnachtung und ganz allein in einem leeren Haus starb. Nein, nicht ganz. Ein junges Mädchen war bei ihr, als sie von dieser Welt ging. Als sie starb, war sie noch nicht einmal fünfzig, dennoch hielt das Mädchen sie für uralt. Es wunderte sich über ihre merkwürdigen Worte und hielt sie für verrückt, doch alles hatte eine n Sinn. "Ich habe dich erwartet", hatte die Frau gesagt und gemeint, dass sie 'ihr' so ähnlich sehe. Nun weiß ich, wen sie meinte und ich weiß auch, woher sie von meinem Verlust wusste. Sie sprach von Verrat und nannte sich den schwarzen Schwan, den ich auf dem Ölgemälde, das mich so anwiderte, sah. Sie konnte mir auch sagen, dass mein Weg von Leid gezeichnet sein würde, weil ihr klar war, was mich erwartete. Und sie redete über die Liebe und die Schwäne. Ich habe es damals nicht verstanden, es aber nie vergessen. Zum Abschied gab sie mir den Ring, den Ring, der ihr gehört hatte, der Frau mit den grünen Augen und den schwarzen Haaren. Sie reichte mir den Fluch weiter, mir, ihrer Nichte. Sie wusste sehr wohl, was sie mir damit aufbürdete.
    Aber der Ring lässt keinem eine Wahl. Ja, auch zu mir fand er zurück und brachte mir Fayford, der mir meine Seelenruhe gestohlen hat. Doch meine Tante starb mit ihrem übergroßen Leid, ihren Schuldgefühlen, denn als ich kam, musste sie diesem Verrat ins Auge blicken. Ich kann sie nicht hassen, denn ich sehe auch die Frau auf dem Gemälde, in der ein geheimer Kummer nagt, den sie niemand em mitteilen darf. Sie liebt aussichtslos, verzehrend. Sie hat einen tragischen Fehler begangen und ein Leben lang dafür bezahlt. Aber die Schuldigen, das sind die Großen, die sicher in ihren wunderbaren Schlössern sitzen und den Tod anderer beschließen, weil sie ihre Macht gefährden. Für Verrat gibt es keine Verzeihung, hatte meine Tante gesagt. Aber ich verzeihe ihr, auch im Namen meiner Eltern. Ich habe das Leid in diesen grünen Augen gesehen und es war schrecklicher, als es meines jemals war, denn sie kannte ihre volle Schuldigkeit.
     
    Ramis drehte den Ring um ihren Finger. Alles fügte sich so zusammen und auch wenn es furchtbar schmerzte, so war es doch gut, endlich alles zu wissen. Aber ihr fehlte immer noch ein Teil ihrer Erinn erung, selbst jetzt weigerte er sich, zurückzukehren. Denn so sehr Ramis es auch versuchte, sie konnte sich nicht wirklich an ihre Kindheit erinnern. Würde ihr dieser Trost bis zum Ende verwehrt bleiben oder war sie einfach nicht fähig, sich diesem vergangenen Glück zu stellen? Wie auch immer, nun waren von all diesen Leuten nur noch Fayford und sie übrig, die Kinder zweier verfeindeter Familien. Nein, es gab auch noch andere... Ramis schlug sich die Hand vor den Mund.
    Ja, es gibt noch andere! Aber es gebe Gott, dass mein Verdacht nicht stimmt!
     
    Bald zeigte Ramis sich wieder unter den Piraten. Doch ihr war nun etwas klargeworden, was sie bis jetzt verdrängt hatte. Sie gehörte nicht mehr hierher und würde es auch nie wieder tun. Nicht nur ihre Umgebung, auch sie selbst hatte sich verändert. Das offenbarte sich ihr am deutlichsten, als die Elysia auf der Handelsstraße zwischen Europa und Amerika auf ein Handelsschiff stieß und es kaperte. Das Töten und die Gewalt erschreckten Ramis wie nie zuvor,

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