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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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sein Testament ging. Der Regent überging es ebenso wie es Louis bei dem seines Vaters tat. Der letzte Willen eines ungeliebten Toten zählt eben nicht mehr. Auch die Menschen um Louis hatten von der Sache Wind bekommen und handelten schnell. Sie vernichteten das Testament, bevor es öffentlich werden und für Unsicherheiten sorgen konnte und vertrieben den Bastardsohn aus Frankreich. Auch so ist es natürlich mehr als zweifelhaft, ob er je seine Ansprüche hätte durchsetzen können, doch wer kann das schon im Voraus sagen? Und man wollte keine weiteren Zweifel an des Königs Rechtmäßigkeit.
    Doch damit war es nicht zu Ende, denn der Bastard floh nach Schottland, wo er einige Jahre später die Witwe eines Clanchefs heiratete. Keiner hatte eine Ahnung, dass er noch eine rechtsgültige Abschrift des Testaments besaß, mit dem Siegel des Königs, der hatte sichergehen wollen, dass man seinen Willen nicht doch noch überging. Seine Frau Maureen bekam bald eine Tochter. Das war deine Mutter und hier kommen auch alle anderen ins Spiel.
    Etwa zwanzig Jahre später reiste ein junger Ire nach Schottland, wohin er seinen älteren Bruder zu einem Treffen mit dem damaligen König James II begleitete. Dort waren viele wichtige Leute, schottische Clanchefs, irische Fürsten, englische Adlige. Sie berieten sich über ein Bündnis mit dem englischen König, der sich ihrer Loyalität dauerhaft versichern wollte. Dein Onkel väterlicherseits gelobte James am Ende seine Treue, denn der König war ein Stuart - die schottische Linie - und zudem katholisch. Dein Vater war noch jung und wenig an dem Ganzen beteiligt, denn sein Bruder war der eigentliche Erbe. Gleich am ersten Tag auf dem Empfang begegnete er einer jungen Frau, der Tochter des Hauses, die nur wegen der Ausnahmesituation dabei sein durfte. Schließlich war ihr Halbbruder - der Sohn der Mutter aus erster Ehe - der inzwischen volljährig geworden war und das Amt des Clanchefs von seinem Stiefvater - unserem französischen Erben - übernommen hatte, der Gastgeber. Es war Liebe auf den ersten Blick zwischen den beiden jungen Leuten. Während der restlichen Zeit nahmen sie nichts mehr außer dem anderen wahr. Der Ire verlor keine Zeit, bei ihrem Bruder - als Vertretung des verstorbenen Vaters - um ihre Hand anzuhalten und sie als seine Braut heimzuführen. Jedoch hatte es noch jemand anderes auf die schöne Frau abgesehen. Hier greife ich auf die Notizen meines Vaters und einige Andeutungen Edwards, zurück. Wie ich irritiert festgestellt habe, schien sich mein Vater ebenfalls in sie verliebt zu haben und wollte sie erobern. Zwar war er verheiratet, aber er war stets ein unverbesserlicher Frauenheld. Für deine Mutter wäre eine Beziehung schon aus diesem Grund unvorstellbar gewesen, selbst wenn sie nicht einen anderen geliebt hätte. Das sagte sie ihm auch recht deutlich. Mein Vater fühlte sich in seinem Stolz verletzt, was später noch Folgen haben sollte. Während dein Onkel unverdrossen Politik machte, bändelte dein Vater also mit der Schottin an. Sie folgte ihm nur allzu gerne nach Irland und auch die Eltern waren einverstanden. Es war der Beginn einer allem Anschein nach sehr glücklichen Ehe. Ein oder zwei Jahre später bekamen sie auch eine Tochter, die sie Lianna nannten.
    Aber was sich wie ein Märchen anhört, konnte natürlich nicht gut ausgehen. Denn deine Mutter hatte das Dokument ihres Vaters mitgebracht und dein Vater zeigte es deinem Onkel. Der gedachte es in aufsteigendem Größenwahn zu nutzen und die angeblichen Ansprüche deiner Mutter durchzusetzen. Er wandte sich mit dem Testament an König Louis XIV. Er wollte für dich eine Heirat mit dem französischen Dauphin erzwingen, was eurer Familie einen unglaublichen Machtzuwachs eingebracht hätte. Und mit einer königlichen Nichte hätte er mit Frankreichs Unterstützung vielleicht auch Irland von den Engländern befreien können, was sein Herzenswunsch war. Keine Ahnung, ob das möglich gewesen wäre, es klingt, gelinde gesagt, ziemlich absurd. In Frankreich hielt man es jedenfalls für zu riskant, es rundweg abzulehnen, schließlich brauchte man die irische Hilfe im Kampf gegen England. König Louis ließ offenbar ausrichten, man wolle es sich überlegen.
    In England ereignete sich derweil die 'Glorious Revolution' und zerstörte die Träume der katholischen Verschwörer.
    Erinnerst du dich an deine Tante? Sie war der Zwilling deines Vaters und lebte lange Zeit bei ihm und seiner Familie. Alles, was ich

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