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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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war voll beladen mit verschiedenen Utensilien. Der Marquis glaubte nicht, dass es nur Haushaltsangelegenheiten waren, Ramis beschäftigte sich neuerdings auch mit philosophischen oder literarischen Texten. Ob sie das aus Langeweile oder echtem Interesse tat? Sie hob den Kopf, als er eintrat.
    "Guten Tag, Marquis." Ein kleines Lächeln verzog ihre Lippen, als sie aufstand, um ihn zu begrüßen.
    Ihr spitzenverzierter Hausmantel aus schwarzer Seide entsprach dem neuen Bedarf nach leichten Stoffen, spottete aber mit seinem düsteren Schwarz jeder Farbenfreude. Nur eine grüne Kordel, die das Kleidungsstück zusammenhielt, brachte ein bisschen Farbe ins Spiel und wurde von dem gleichfarbigen Band im Haar ergänzt. Henriette schien noch nicht völlig aufgegeben zu haben.
    "Setzt Euc h doch", forderte sie ihn auf und ließ sich selbst auf einem niedrigen Sessel nieder.
    Der Marquis betrachtete immer noch interessiert den Mantel und schluckte, als er den Schatten ihrer Beine darunter sah. Schnell sank er auf einen Diwan, um seine Erregung zu verbergen. Ob sie etwas unter diesem dünnen Stoff trug? Verdammt, dachte er, wenn sie meine Begehrlichkeit bemerkt, bin ich verloren. Sie jedenfalls war der Inbegriff der Sittsamkeit, wie sie dort so saß, ihre Beine akkurat nebeneinander und mit geradem Rücken. So hätte sie ohne weiteres am Hof als vollendete Dame sitzen können. Doch normalerweise zog die ehemalige Piratin es vor, herumzulümmeln wie ein Junge und sich zu entspannen. Nur hätte sie dazu Hosen tragen müssen, wie Ramis gerne sagte. Dennoch vergaß sie einfach immer wieder, wie sie dazusitzen hatte. Er grinste.
    "Was habt Ihr?" , erkundigte Ramis sich und überflog kurz ihre Gestalt. "Lacht Ihr über mich?"
    "Nein, nein... ich habe nur an etwas gedacht."
    Sie plauderten eine Weile über allgemeine Themen, dann kam Ramis zur Sache.
    "Was führt Euch denn nun her? Ihr kommt so unerwartet..."
    "Ihr habt recht. Ich wollte Euch zwar vor allem sehen, aber ich habe auch Nachrichten vom Hof, die Euch interessieren könnten."
    "So? Was denn?"
    "Es ist ein Engländer am Hof angekommen, Madame. Er soll einige Zeit hier in Paris verbringen."
    Ramis Herz klopfte schneller.
    "Ein Engländer?" , fragte sie, als sei es unmöglich, dass ein Mann dieser Nationalität hier aufkreuzte.
    Sie hoffte nur, dass weder sie ihn, noch er sie kannte. Zum Glück war es sehr lange her, seit zuletzt in England gewesen war. Inzwischen hatte sich dort viel geändert. Oder sollte es etwas dieser unverschämte St John sein?
    "Wie heißt er? Und wie sieht er aus?"
    "Keine Ahnung, wie er heißt. Ist aber als Botschafter hier, ein ziemlich hohes Tier. Von der Statur her ist er nicht übermäßig groß, gleicht das allerdings durch sein Gehabe aus, das einem Cäsar angestanden hätte. Veni, vidi, vici . An Selbstvertrauen leidet der Kerl nicht, kein Wunder, muss ich zugeben. Er sieht verflucht gut aus - für einen Engländer - und hat eine gewisse Männlichkeit, die Frauen verrückt macht. Und nicht nur die", fügte er düster hinzu.
    "Seine Haare, Augen?"
    "Die Haare, Madame, waren unter einer Perücke. Ansonsten habe ich ihn meistens nur von hinten gesehen - doch nein, einmal drehte er sich um. Ich kann Euch sagen, das ist einer von den Typen, die über Leichen gehen! So eine Kälte in den Augen. Ja, auch diese sind so dunkel wie er selbst, doch auch so strahlend blau wie die Nacht."
    Ramis sank in sich zusammen und stöhnte verzweifelt auf.
    "Das kann nicht wahr sein! Sagt mir bitte, dass sein Name nicht Lord Fayford ist!"
    "Es könnte aber sein... Kennt Ihr ihn denn?"
    "Was für eine Frage! Ja, ich kenne ihn! Und ich bin verloren, so elendig verloren! Sobald er mich erkennt, wird er mich töten..."
    "Ist das nicht der Schlächter, von dem Ihr mir erzählt habt? Der Euch hängen wollte?"
    "Ja. Und er wird es zu Ende bringen. Er kennt alle meine Verbrechen. Glaubt Ihr, mein Leben hier ist noch etwas wert, wenn es an die Öffentlichkeit kommt? Er weiß auch von..." ...dem Mord an Sir Edward, hatte sie sagen wollen. "Und er hasst mich aus tiefstem Herzen", vollendete sie stattdessen.
    "Wie kann man Euch denn hassen?"
    Sie lachte erbittert auf.
    "Wollt Ihr mich verspotten? Man kann, mein Freund, man kann. Wie viele allein an diesem Hof hassen mich?" Und er hat sogar einen Grund dazu, dachte sie und stand auf.
    Wie ein Tiger in einem Käfig begann sie durch das Zimmer zu schreiten. Alles in ihr war in höchstem Aufruhr. Er würde allen am H of klarmachen,

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