Dunkle Herzen
mach dich doch nicht verrückt.« Cam legte Bud beschwichtigend die Hand auf die Schulter.
Buds entsetzlich erschöpft wirkende Augen trafen die
von Cam. »Du hältst es für möglich, daß ein Zusammenhang besteht, nicht wahr?«
Er brachte es nicht fertig, um den heißen Brei herumzureden. »Ja, das glaube ich. Aber etwas glauben und es auch beweisen können, das sind zwei verschiedene Paar Schuhe.«
Als Bud bedächtig nickte, schien sein Gesicht viel von seiner jugendlichen Frische eingebüßt zu haben. »Was tun wir jetzt?«
»Wir beginnen noch einmal ganz von vorn.«
»Mit Biff?«
»Nein, mit dem Friedhof.«
Wenn Männer zusammenkommen, haben sie manchmal andere Gründe als Fußball, eine Pokerrunde oder den samstagabendlichen Stammtisch. Manchmal treffen sie sich, um andere Themen als Arbeit, Landwirtschaft oder die Vorzüge ihrer Ehefrauen zu erörtern.
Manchmal ist es die Angst, die sie zusammenbringt.
Der Raum war dunkel und roch modrig – ein Ort, der schon häufiger zu heimlichen Zusammenkünften genutzt worden war. Spinnen huschten die Wände entlang und spannen in den Ecken kunstvolle Netze, in denen sich ihre Beute zappelnd verfing. Niemand störte sie hier.
Nur drei Männer waren erschienen; diejenigen, deren Zugehörigkeit am längsten währte. Einst waren sie zu viert gewesen, doch der vierte Mann war inmitten von Palmen an einem ruhigen See in den Flammen seines Hauses umgekommen. Dafür hatten sie gesorgt.
»So kann es nicht weitergehen.«
Obwohl die Stimmen gedämpft klangen, lagen die Nerven bloß.
»Es wird weitergehen.« Anmaßung und maßlose Eigenliebe schwangen in dieser Stimme mit. Der Hohepriester.
»Wir haben nur getan, was nötig war.« Eine sanfte, beruhigende Stimme. Doch der Unterton darin zeugte von Machthunger, von dem brennenden Ehrgeiz, selbst die Position des Hohepriesters einzunehmen. »Wir müssen nur
weiterhin einen kühlen Kopf bewahren, obwohl einige Veränderungen vonnöten sein werden.«
»Überall um uns herum türmen sich neue Schwierigkeiten auf.« Nervöse Finger tasteten trotz der Mißbilligung der anderen nach einer Zigarette und Streichhölzern. »Rafferty läßt nicht locker. Er ist heller, als wir gedacht haben.«
Dies entsprach der Wahrheit, und der Priester ärgerte sich, daß er den Sheriff falsch eingeschätzt hatte. Aber auch mit ihm würde man fertigwerden. »Er wird nichts herausfinden.«
»Er weiß bereits über Parker Bescheid und hat diesen Trottel von Sheriff da unten dazu gebracht, den Fall wieder aufzurollen.«
»Sehr bedauerlich, daß Garrett so offen mit einer Hure gesprochen hat. Und noch bedauerlicher, daß diese Hure sich entschlossen hat, unseren verehrten Sheriff mit Informationen zu füttern.« Mit einer zimperlichen Handbewegung wedelte James Atherton den Rauch beiseite. Die Gesetze der Vereinigten Staaten berührten ihn nicht mehr, er stand längst über dem Gesetz. Was ihn jedoch beunruhigte, war der bedächtige, selbstsichere Mann neben ihm, der von Veränderungen sprach. »Nun, da sie beide den Preis für ihren Verrat bezahlt haben, gibt es nichts, was den Sheriff auf unsere Spur führen kann. Nichts außer unserer eigenen Dummheit.«
»Nenn mich nicht dumm!« Die Zigarette glühte auf und beleuchtete Mick Morgans verängstigte Augen. »Ich weiß, wovon ich rede, schließlich bin ich lange genug als Cop tätig, um zu merken, wann ein anderer Cop eine Fährte aufgenommen hat. Es war ein Irrtum, als wir glaubten, er würde die Sache mit Biff nur halbherzig untersuchen. Er scheint jeden in der Stadt zu verdächtigen.«
»Das macht nichts. Jeder von uns hat ein wasserdichtes Alibi.«
»Wahrscheinlich wäre alles anders gekommen, wenn er nicht das ganze Zeug auf der Farm gefunden hätte.« Mick schlug mit der Faust auf den zerschrammten Tisch. »Verflucht
noch mal, Biff hat Fotos gemacht! Dieses Arschloch muß komplett verrückt gewesen sein, auch noch Fotos zu machen.«
Der Hohenpriester stimmte ihm zu, ohne jedoch in Panik zu geraten. Seine Macht machte ihn unantastbar. »Die Fotos wurden vernichtet.«
»Aber Jane Stokey hat sie gesehen, und sie hat bereits eines der Mädchen identifiziert. Ich sage euch, Rafferty bleibt am Ball. Dieser gottverdammte Biff!«
»Biff war ein Narr, deswegen mußte er auch sterben. Unser einziger Fehler besteht darin, daß wir nicht früher erkannt haben, welch ein Narr er war.«
»Es lag am Alkohol«, meinte der andere Mann traurig. Das, was von seinem Gewissen noch übrig war,
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