Dunkle Herzen
Postfachadresse geschickt. Mona, gute Geschäftsfrau, die sie war, hatte das Geld sofort für sechs Monate festgelegt, um einen besseren Zinssatz zu erzielen. Diese Summe plus der ihr versprochenen zweiten Rate würden es ihr ermöglichen, den Winter in Miami zu verbringen.
Sie wußte nicht, von wem das Geld stammte, aber sie wußte, welchem Umstand sie den Auftrag zu verdanken hatte, nämlich ihrer ›Geschäftsbeziehung‹ zu Biff Stokey. Mona hatte sich ab und an etwas dazuverdient, indem sie sich von einer Horde maskierter Spinner bumsen ließ. Man wußte ja, daß Männer gerne alle möglichen seltsamen Spielchen spielten, und ihr machte so etwas nichts aus.
So hatte sie sich wie vereinbart mit Sheriff Rafferty in Verbindung gesetzt und ihm gesagt, daß sie über Informationen verfüge, die für ihn vielleicht von Interesse sein könnten.
Daraufhin hatten sie sich an einem Aussichtspunkt an der Route 70 verabredet. Mona duldete keinen Cop in ihrem Zimmer. Schließlich mußte sie auf ihren Ruf achten.
Als sie in ihrem zerbeulten Chevette angeknattert kam, wartete er bereits auf sie.
Für einen Cop sah er gar nicht schlecht aus, fand Mona, die im Geiste noch einmal ihren Text durchging. Sie kannte ihn in- und auswendig. Vielleicht sollte sie ihr Glück in Hollywood versuchen, statt nach Miami zu fahren, dachte sie lächelnd.
»Sind Sie Rafferty?«
Cam musterte sie von Kopf bis Fuß. In den knappen Shorts und dem engen Sonnentop wirkte sie schlank und langbeinig. Ihr kurzgeschnittenes Haar war an den Spitzen platinblond gefärbt. Sie hätte entschieden jünger gewirkt,
als sie tatsächlich war, wären da nicht die tiefen Linien um ihren Mund und ihre Augen herum gewesen.
»Ganz recht.«
»Ich bin Mona.« Lächelnd griff sie in das kleine rote Täschchen, das sie bei sich trug, und förderte eine Virginia Slim zutage. »Hätten Sie mal Feuer?«
Cam holte eine Schachtel Streichhölzer hervor und riß eines an. Er wartete, bis sich eine vierköpfige Familie unter lautem Gezänk zu den Toiletten begeben hatte, dann fragte er barsch: »Nun, was haben Sie mir zu sagen, Mona?«
»War Biff wirklich Ihr Alter?«
»Er war mein Stiefvater.«
Mona kniff die Augen zusammen. »Klar, da besteht nun wirklich nicht die geringste Familienähnlichkeit. Ich kannte Biff ganz gut. Zwischen ihm und mir bestand eine Art – na, sagen wir mal, enge Geschäftsbeziehung.«
»Nennt man das heute so?«
Typisch Cop. Mona schnippte verstimmt etwas Asche zu Boden. »Ab und zu ließ er sich in der Stadt sehen, und dann stieg ’ne Party. Tut mir echt leid, daß er tot ist.«
»Wenn ich geahnt hätte, daß Sie ihm so nahestehen, dann hätte ich Sie zu seiner Beerdigung eingeladen. Jetzt mal zur Sache. Sie haben mich sicher nicht hierherbestellt, nur um mir zu sagen, daß Biff einer Ihrer Stammfreier war.«
»Ich wollte Ihnen nur mein Beileid aussprechen.« Der Kerl machte sie nervös. Sie kam sich vor wie eine Schauspielerin, die beim Theater vorsprechen soll. »Ich könnte einen kalten Drink vertragen. Da hinten stehen Getränkeautomaten.« Sie ließ sich auf der Mauer nieder und kehrte der herrlichen Berglandschaft den Rücken zu. Unter halbgeschlossenen Lidern warf sie ihm einen verführerischen Blick zu. »Spendieren Sie mir einen Drink, Rafferty? Aber bitte was Kalorienarmes, ich muß auf meine Figur achten.«
»Ich bin nicht zum Vergnügen hier.«
»Und ich finde, mit ausgetrockneter Kehle spricht sich’s nicht so gut.«
Cam zügelte seine Ungeduld. Er hatte zwei Möglichkeiten:
Entweder er kam ihr auf die harte Tour, hielt ihr seine Dienstmarke unter die Nase und drohte ihr, sie aufs Revier zu laden, oder er besorgte ihr den verdammten Drink und wiegte sie in dem Glauben, sie würde ihn an der Nase herumführen.
Mona zog an ihrem Glimmstengel, während sie ihm nachblickte. Er gehörte zu der Sorte Bullen, die eine Nutte zehn Meter gegen den Wind riechen konnte, selbst wenn sie Ordenstracht trug und das Vaterunser betete, das sah sie ihm an den Augen an. Sie würde sehr, sehr vorsichtig zu Werke gehen müssen, wenn sie sich die restlichen zwölfhundertfünfzig Piepen verdienen wollte.
Er kam mit einer Diätcola zurück, und Mona trank genüßlich einen großen Schluck. »Ich war mir zuerst gar nicht sicher, ob ich Sie überhaupt anrufen soll«, begann sie. »Ich kann Cops nicht ausstehen.« Irgendwie fiel ihr ihre Rolle leichter, wenn sie mit der reinen Wahrheit anfing. »Ein Mädchen in meinem Gewerbe muß zuerst an
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