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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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verfügte zudem über ein unfehlbares Gedächtnis. Wer einmal seinen Hamburger halb durchgebraten bestellt hatte, brauchte Alice bei seinem nächsten Besuch bei Martha’s nicht noch einmal darauf hinzuweisen.
    Alice Crampton betrachtete das Kellnern nicht als Sprungbrett zu einem anspruchsvolleren Job. Sie mochte
ihre Arbeit, auch wenn sie manchmal wünschte, diese Arbeit woanders verrichten zu können.
    Im Spiegelbild der großen silbernen Kaffeekanne ordnete sie ihre krausen blonden Haare und fragte sich, ob sie es wohl schaffen konnte, Betty’s Schönheitssalon in der kommenden Woche einen Besuch abzustatten.
    Die Bestellung für Tisch Vier kam aus der Küche. Alice griff nach ihrem Tablett und trug es zu den Klängen eines Tammy-Wynette-Songs quer durch den Raum.
    Als Clare Martha’s betrat, war das Lokal wie jeden Samstagnachmittag knüppelvoll. Der Duft von gebratenen Zwiebeln, Hamburgern, einem blumigen Parfüm und gutem, starken Kaffee hing in der Luft.
    Die Musikbox war immer noch dieselbe wie vor zehn Jahren, und als Tammy Wynette ihre Geschlechtsgenossinnen beschwor, ihren Männern zur Seite zu stehen, dachte Clare unwillkürlich, daß sich die Schallplattenauswahl im Laufe der Jahre auch nicht verändert hatte. Teller klapperten im Hintergrund, und niemand machte sich die Mühe, seine Stimme zu dämpfen. Eine Welle von Wohlbehagen stieg in Clare auf, als sie sich an die Theke setzte und die plastikgebundene Speisekarte aufschlug.
    »Guten Tag, Ma’am. Was darf ich Ihnen bringen?«
    Clare ließ die Speisekarte sinken. »Alice? Alice, ich bin’s, Clare!«
    Alice’ zu einem höflichen Lächeln verzogener Mund öffnete sich zu einem runden, erstaunten O . »Clare Kimball! Ich hab’ schon gehört, daß du wieder da bist. Gut siehst du aus! O Mann, wirklich großartig!«
    »Tut das gut, dich zu sehen.« Clare nahm Alice’ kräftige, harte Hände zwischen die ihren. »Wir müssen uns unbedingt mal treffen. Ich will wissen, wie es dir geht, was du so gemacht hast, ach, einfach alles.«
    »Mir geht’s gut, und das ist auch schon alles.« Lachend drückte Alice Clares Hand, ehe sie sie freigab. »Was kann ich dir Gutes tun? Möchtest du einen Kaffee? Aber dieses Espressozeugs, das ihr in New York trinkt, haben wir hier nicht.«
    »Ich möchte einen Hamburger mit allem drum und dran, die größte Portion Fritten, die du auftreiben kannst, und dazu einen Schokoladenshake.«
    »Dein kulinarischer Geschmack hat sich jedenfalls nicht geändert. Wart’ mal einen Augenblick.« Sie gab Clares Bestellung weiter und nahm die nächste auf. »Wenn Frank damit fertig ist, das Fleisch zu verbrennen, mach’ ich eine kleine Pause», rief sie ihr zu und eilte davon.
    Clare beobachtete sie, wie sie die Gäste bediente, Kaffee nachschenkte, Bestellungen notierte und kassierte. Eine Viertelstunde später stand das Essen vor ihr, und sie konnte Alice ihre Bewunderung nicht versagen.
    »Du machst das prima.« Sie tränkte die Pommes frites in Ketchup, während Alice auf dem Stuhl neben ihr Platz nahm.
    »Nun, jeder hat so seine Talente«, lächelte Alice, die insgeheim wünschte, sie hätte Zeit gefunden, ihr Make-up aufzufrischen und sich die Haare zu kämmen. »Ich hab’ dich im Fernsehen gesehen, bei deiner New Yorker Ausstellung, zwischen all diesen Skulpturen. Du hast ausgesehen wie ein Filmstar.«
    »Alles nur Tarnung.« Clare schnaubte verächtlich und leckte sich Ketchup vom Finger.
    »Es hieß, du wärst die Künstlerin der neunziger Jahre. Wie haben sie deine Arbeiten doch gleich genannt? Kühn und verwegen. Ach ja, und jemand hat behauptet, du würdest neue Maßstäbe setzen.«
    »Von neuen Maßstäben reden sie immer, wenn sie den Sinn nicht verstehen.« Clare biß in ihren Hamburger und schloß wonnevoll die Augen. »Köstlich. Das ist mein neuer Maßstab. Wetten, daß das eine echte Kalorienbombe ist? Martha’s Hamburger.« Erneut biß sie kräftig hinein. »Ich hab’ von Martha’s Hamburgern geträumt. Und sie sind immer noch genauso gut wie früher.«
    »Hier verändert sich eben nicht viel.«
    »Ich bin zu Fuß hergelaufen, nur um mir alles genau anzusehen.« Clare blies sich ihre Ponyfransen aus dem Gesicht. »Es mag sich ja blöd anhören, aber ich wußte gar
nicht, wie sehr ich alles hier vermißt habe, bis ich zurückgekommen bin. Mr. Roodys Laster stand draußen, Clyde’s Tavern gibt es noch, und das Azaleenbeet vor der Bücherei ist auch noch da. Aber ich hab’ doch wirklich und wahrhaftig eine

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