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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Frauen im Blickfeld hatte, ohne selbst gesehen zu werden. »Ich glaube nicht, daß wir uns Sorgen machen müssen. Sie war damals doch noch ein Kind. Sie erinnert sich garantiert an nichts mehr.«
    »Und warum ist sie dann zurückgekommen?« Der erste Mann beugte sich vor und gestikulierte mit seiner qualmenden Marlboro. Er sprach so leise, daß die Stimme von k.d.lang seine Worte fast übertönte. »Wieso kommt so eine neureiche Künstlertype an einen Ort wie diesen zurück? Außerdem ist mir zugetragen worden, daß sie sich schon zweimal mit Rafferty unterhalten hat.«
    Der andere wollte nicht über mögliche Probleme nachdenken, wollte sie noch nicht einmal in Erwägung ziehen. Sicher, einige Mitglieder des Zirkels lösten sich langsam von der Reinheit der Riten, wurden unvorsichtig und mehr als nur ein bißchen blutdürstig, doch das sah er als eine vorübergehende Phase an. Alles, was sie brauchten, war ein neuer Hohepriester, und obwohl er beileibe kein Held war, hatte er bereits zwei geheime Versammlungen besucht, die sich mit diesem speziellen Problem befaßten. Aufkeimende Panik unter den Mitgliedern hatte ihm gerade noch gefehlt. Und alles nur, weil Jack Kimballs Tochter wieder in der Stadt war!
    »Wenn sie nichts weiß, kann sie dem Sheriff auch nichts sagen«, beharrte er und bereute heftig, jemals erwähnt zu haben, daß Jack im Vollrausch ausgeplaudert hatte, seine Tochter habe einmal ein Ritual mit angesehen. In einem verborgenen Winkel seines Herzens nistete seitdem die Furcht, Jack könnte deswegen und nicht nur wegen der Geschichte mit dem Einkaufszentrum den Tod gefunden haben.
    »Vielleicht sollten wir herausfinden, was sie eigentlich weiß.« Der erste Mann drückte seine Zigarette aus und musterte Clare. Netter Käfer, dachte er bei sich, auch wenn ihr Hintern für seinen Geschmack etwas zu knochig war. »Wir werden die kleine Clare im Auge behalten«, meinte er grinsend. »O ja, wir werden sie im Auge behalten.«
     
    Ernie Butts verbrachte den Großteil seiner Zeit damit, über den Tod nachzudenken. Er las darüber, träumte davon und gab sich wilden Fantasien über dieses Thema hin. Längst war er zu dem Schluß gekommen, daß mit dem irdischen Dasein jegliches Dasein endete. In Ernie Butts’ Weltanschauung existierten weder Himmel noch Hölle, und das machte den Tod zum einzigen realen Phänomen und die siebzig Jahre Leben, die ein Mensch im Durchschnitt auf dieser Erde zu erwarten hatte, zu einem Spiel mit mehr oder weniger hohen Gewinnchancen.
    Er hielt sich weder an die Spielregeln der Gesellschaft, noch glaubte er an das Sprichwort vom Lohn der guten Tat. Seine Bewunderung galt vielmehr Männern wie Charles Manson und David Berkowitz; Männern, die sich nahmen, wonach sie verlangten, die lebten, wie es ihnen beliebte, und die auf die gesellschaftlichen Normen pfiffen. Zugegeben, dieselbe Gesellschaft, deren Regeln sie verachteten, hatte sie schließlich hinter Schloß und Riegel gebracht, doch ehe sich die Gefängnistore hinter ihnen schlossen, hatten diese Männer eine unglaubliche Macht ausgeübt.
    Ernie Butts war von dem Gedanken an Macht genauso besessen wie von dem Gedanken an den Tod.
    Er hatte jedes Wort gelesen, das Anton LaVey, Lovecraft oder Aleister Crowley je geschrieben hatten, hatte Bücher über Volksglauben, Hexenkult und Teufelsanbetung verschlungen, sich von dieser Lektüre das zu eigen gemacht, was er verstand oder was zu seinen Gedankengängen paßte, und sich so sein eigenes verqueres Weltbild geschaffen.
    Er sah keinen Sinn darin, als einfacher, bescheidener, demütiger Mensch durchs Leben zu gehen oder, wie seine Eltern, achtzehn Stunden am Tag zu schuften, sich krummzulegen, nur um irgendeinen verdammten Kredit zurückzahlen zu können.
    Wenn man ohnehin irgendwann in die Grube fahren mußte, dann erschien es ihm nur vernünftig, sich das zu nehmen, was er bekommen konnte – ohne Rücksicht auf die Konsequenzen –, solange er noch die Gelegenheit dazu hatte.
    Ernie hörte mit Vorliebe Musik von Mötley Crue, Slayer oder Metallica und pflegte die Texte stets so auszulegen, daß sie genau seinen Anschauungen entsprachen. Die Wände seines ehemals hellen und luftigen Dachgeschoßzimmers hatte er mit Postern seiner Helden tapeziert, deren Gesichter entweder zu einem gequälten Aufschrei oder zu einem teuflischen Grinsen erstarrt waren.
    Er wußte sehr wohl, daß er mit seinem Verhalten seine Eltern zur Weißglut brachte, aber mit seinen siebzehn Jahren kümmerten

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