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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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noch eine Reihe von Fotos.
    Ein Ambulanzwagen näherte sich unter Sirenengeheul, und beide blickten hoch.
    »Blaulicht und Martinshorn sind hier nicht mehr nötig«, bemerkte Loomis und sah aus, als hätte er beinahe strafend mit der Zunge geschnalzt. »Wir bringen ihn zwecks genauerer Untersuchung ins Leichenschauhaus, Sheriff. Ich kann aber jetzt schon sagen, daß der Mann systematisch gefoltert worden ist. Todesursache war vermutlich ein schwerer Schlag auf den Kopf. Der Leichenstarre nach zu urteilen ist der Tod vor zehn bis fünfzehn Stunden eingetreten. Nach der Autopsie kann ich Ihnen Näheres sagen.«
    »Wissen Sie ungefähr, wie lange das dauern wird?«
    »Achtundvierzig Stunden, vielleicht auch länger. Brauchen Sie Zahnabdrücke?«
    »Wie bitte?«
    »Zahnabdrücke.« Loomis streifte seine Handschuhe ab, rollte sie zusammen und verstaute sie in seiner Tasche. »Da der Tote unbekleidet und sein Gesicht nicht mehr zu erkennen ist, werden Sie ihn nur anhand seines Gebisses identifizieren können.«
    »Nicht nötig. Ich weiß, wer er ist.«
    »Um so besser.« Loomis schaute auf, als die Sanitäter mit einem dicken Plastiksack und einer Bahre die Böschung herunterkletterten. Noch ehe er wieder das Wort ergreifen konnte, hörten sie alle, daß oben an der Straße ein Auto mit kreischenden Bremsen zum Stehen kam. Cam achtete nicht darauf, da er sich darauf verließ, daß Bud alle Schaulustigen zum Weiterfahren auffordern würde. Dann erkannte er die Stimme, die entsetzt aufschrie: »Was soll das heißen, Cam ist da unten?«
    Clares Beine gaben beinahe unter ihr nach. Jeder Blutstropfen schien aus ihrem Gesicht zu weichen, als sie den Notarztwagen anstarrte. »Um Gottes willen, was ist denn passiert?« Sie wollte losstürmen, doch Bud packte sie bei den Armen und verstellte ihr den Weg.
    »Du kannst da nicht runtergehen, Clare. Der Anblick würde dir auch nicht gefallen, glaub mir.«
    »Nein .« Entsetzliche Visionen entstanden vor ihren Augen. Ihr Vater, wie er verkrümmt auf der Terrasse gelegen hatte. Und nun Cam. »Nein, nicht auch noch Cam! Ich will ihn sehen. Laß mich los, verdammt! Ich will ihn sehen. Sofort!« Mit einem Ruck riß sie sich los, stieß Bud unsanft beiseite und rutschte, von ihrem eigenen Schwung angetrieben, die Böschung herunter, direkt in Cams Arme.
    »Was zum Teufel hast du hier zu suchen?«
    »Du lebst.« Sie hob eine zitternde Hand und preßte sie an Cams Gesicht. Ihre Finger ertasteten verschorfte Schrammen, aber die waren schon älter. Er schien vollkommen unversehrt zu sein. »Ich dachte – bist du okay? Geht es dir gut?«
    »Mir geht es bestens. Jetzt mach, daß du hier wegkommst.« Er drehte sie so, daß sie die Geschehnisse weiter unten nicht verfolgen konnte, dann schob er sie vor sich her zum Straßenrand. »Ich dachte, ich hätte dir gesagt, du sollst die Leute von hier fernhalten«, brüllte er Bud an.
    »Es war nicht seine Schuld.« Clare preßte eine Hand vor den Mund und rang um Beherrschung. »Ich habe ihn einfach weggeschubst.«
    »Trotzdem siehst du jetzt zu, daß du hier wegkommst. Setz dich in dein Auto und fahr nach Hause.«
    »Aber ich …«
    Mit flammenden Augen blickte er sie an. »Das hier geht dich nichts an, und ich habe keine Zeit, um dir das Händchen zu halten.«
    »Na wunderbar.« Clare wich wutentbrannt ein Stück zurück, doch ihre Kraft verließ sie plötzlich, und sie mußte sich haltsuchend gegen die Motorhaube ihres Wagens lehnen.
    »Verdammt, Clare, ich habe dir doch gesagt, ich habe keine Zeit für so was.« Ihn beherrschte nur der Gedanke, sie loszuwerden, ehe der Leichnam hochgebracht wurde. Sacht nahm er sie am Arm, um sie zur Fahrertür zu bugsieren.
    »Verpiß dich!« Wütend darüber, daß sie den Tränen nah war, riß Clare sich los.
    »Hey.« Er hob ihren Kopf leicht an und runzelte die Stirn, als er ihre feuchtglänzenden Augen bemerkte. »Was ist denn los?«
    »Ich dachte, du wärst es gewesen.« Nachdem sie seine Hand beiseite gestoßen hatte, tastete sie nach dem Türgriff. »Ich weiß zwar nicht, warum es mich interessieren sollte, ob du verletzt oder tot da unten liegst, aber aus irgendeinem idiotischen Grund hat es mich interessiert.«
    Zischend stieß Cam den Atem aus. »Es tut mir leid. Entschuldige bitte, Clare. Komm mal her.« Er zog sie an sich, ohne auf ihre Gegenwehr zu achten. »Gib mir noch eine Chance, Slim. Ich hab’ einen schweren Tag hinter mir.« Als er spürte, wie sie ein wenig nachgab, drückte er die Lippen in

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