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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Er musterte Loomis nachdenklich, während er die Asche abstreifte. »Menschen sind schon für weniger umgebracht worden.«
    »Da muß ich Ihnen leider zustimmen.«
    »Wie viele Mordfälle dieser Art bearbeitet Ihr Institut im Jahr?«
    Loomis zögerte einen Moment. »Mir ist während meiner achtjährigen Praxis im Staat Maryland noch nie ein so fürchterlich zugerichteter Körper untergekommen.«
    Cam nickte. Er hatte keine andere Antwort erwartet. »Ich glaube nicht, daß Biff Stokey wegen eines Autoradios und einer Kiste Budweiser ermordet worden ist.«
    Wieder knetete Loomis seine Finger. »Ich bin Pathologe, Sheriff. In gewisser Weise leisten wir auch Detektivarbeit. Ich kann Ihnen die Todesursache und ungefähre Todeszeit angeben, ich kann Ihnen sagen, was das Opfer zuletzt gegessen hat und ob es Geschlechtsverkehr hatte. Aber ein Motiv kann ich Ihnen nicht liefern.«
    Cam nickte und drückte seine Zigarette aus. »Vielen Dank, daß Sie mich persönlich informiert haben, und dann noch so schnell.«
    »Keine Ursache.« Loomis erhob sich. »Die Leiche wurde zur Bestattung freigegeben. An den nächsten Angehörigen.« Als er den Ausdruck in Cams Augen bemerkte, empfand Loomis plötzlich tiefes Mitgefühl. Die Klatschgeschichten waren inzwischen auch bis zu ihm durchgedrungen. »Ihre Frau Mutter hat Griffith’s Bestattungsinstitut hier in Emmitsboro beauftragt, alles zu regeln, insbesondere, sich um die Formalitäten zu kümmern.«
    »Ich verstehe.« Sie hatte ihn nicht ein einziges Mal um Hilfe gebeten, dachte Cam und verspürte einen Stich im Herzen. Ohne seinen Schmerz zu zeigen, reichte er Loomis die Hand. »Danke, Dr. Loomis.«
    Nachdem der Coroner gegangen war, schloß Cam die
Berichte und Fotos in seiner Schreibtischschublade ein, trat ins Freie und entschied sich nach kurzem Kampf mit sich selber dafür, das Auto stehenzulassen. Das Bestattungsinstitut lag nur ein paar Straßen entfernt, und er brauchte frische Luft.
    Die Menschen auf der Straße grüßten ihn mit Kopfnikken oder einem freundlichen »Hallo«. Aber ohne daß er es hörte, wußte er, daß sie zu wispern und miteinander zu flüstern begannen, sowie er weit genug weg war. Biff Stokey war zu Tode geprügelt worden. In einer Stadt dieser Größe konnte man die Fakten nicht geheimhalten. Es war gleichfalls kein Geheimnis, daß Cameron Rafferty, der Sheriff der Stadt und Stokeys Stiefsohn, der erbittertste Feind des Toten gewesen war.
    Cam hätte beinahe laut aufgelacht. Man stelle sich vor, ein Mordfall, in dem der ermittelnde Beamte und der Hauptverdächtige ein und dieselbe Person waren – und dann war auch noch der Beamte der einzige Alibizeuge des Verdächtigen. Cam wußte, daß er in der Nacht, in der Biff getötet worden war, zu Hause gesessen, Bier getrunken und einen Koontz-Roman gelesen hatte. Somit konnte er sich selbst als möglichen Verdächtigen ausschalten. Aber die Gerüchte und Spekulationen, die sich in der Stadt verbreiten würden, konnte er nicht verhindern.
    Nur Tage vor dem Mord hatte er sich mit Biff eine Schlägerei geliefert und ihn anschließend ins Gefängnis gesteckt. Jeder, der den Kampf verfolgt hatte, hatte gesehen, wieviel tödlicher Haß in der Luft lag. Die Geschichte hatte sich in Emmitsboro wie ein Lauffeuer ausgebreitet, von Dopper’s Woods bis hin zur Gopher Hole Lane. Sie war in unzähligen Haushalten beim Abendessen durchgekaut worden, und Verwandte oder Freunde, die außerhalb der Stadt lebten, hatten die Neuigkeiten sicherlich am Sonntag erfahren, wenn die Telefongebühren niedrig waren.
    Und nun fragte er sich, ob sich jemand dieses Zusammentreffen mehrerer günstiger Faktoren zunutze gemacht hatte.
    Biff war nicht wegen seines Autoradios und eines Kastens
Bier getötet worden. Dennoch hatte man ihn vorsätzlich und grausam ermordet, und so sehr Cam ihn auch gehaßt hatte, er würde herausfinden, warum. Und er würde herausfinden, wer es getan hatte.
    Vor dem bejahrten weißen Backsteingebäude, in dem das Beerdigungsinstitut lag, hatte sich ein regelrechter Menschenauflauf gebildet. Einige Leute redeten aufgeregt miteinander, andere hielten sich im Hintergrund und beobachteten das Geschehen. Die sonst so ruhige Straße war mit Autos dermaßen zugeparkt, daß man hätte meinen können, die Leute erwarteten ein Schauspiel. Schon aus der Entfernung bemerkte Cam, daß Mick Morgan seine liebe Not mit den Schaulustigen hatte.
    »Seid doch vernünftig, Leute. Hier gibt es nichts zu sehen. Ihr regt nur Miz

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