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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Stokey unnötig auf.«
    »Haben sie ihn ins Hinterzimmer gebracht, Mick?« wollte jemand wissen. »Ich hab’ gehört, eine Motorradgang aus D.C. hat ihn aufgemischt.«
    »Die Hell’s Angels«, kommentierte ein anderer.
    »Quatsch, das waren Junkies von der anderen Seite des Flusses.«
    Ein kurzer, heftiger Streit über diese Frage entbrannte.
    »Er war hackevoll und hat wieder Streit angefangen.« Das kam von Oscar Roody, der sich bemühte, das Getöse zu überschreien. »Und dann ham se ihm den Schädel eingeschlagen.«
    Einige der Frauen, die neugierig aus Bettys Schönheitssalon herausgeströmt kamen, gaben ihre persönliche Meinung zum besten.
    »Der Kerl hat der armen Jane das Leben zur Hölle gemacht.« Betty schlang die Arme um ihren üppigen Busen und nickte weise. »Sechs Monate mußte sie sparen, um sich einmal eine Dauerwelle leisten zu können. Er hat ihr sogar verboten, sich die Haare tönen zu lassen.«
    »Was Jane jetzt braucht, ist die tröstende Hand einer Frau.« Min, deren Haar auf pinkfarbene Plastikwickler aufgedreht war, schaute mit gierig glitzernden Augen auf das Fenster des Beerdigungsinstituts. Wenn es ihr gelänge, als
erste dort hineinzukommen, könnte sie vielleicht sogar einen Blick auf die Leiche werfen. Das wäre doch mal etwas, womit sie beim nächsten Treffen des Frauenvereins Aufsehen erregen würde. Mit den Ellbogen bahnte sie sich einen Weg durch die Menge, um sich zur Tür durchzukämpfen.
    »Bitte, Miz Atherton, Ma’am, Sie können da jetzt nicht rein.«
    »Gehen Sie aus dem Weg, Mick.« Mit einer pummeligen Hand schob Min ihn beiseite. »Ich war schon mit Jane Stokey befreundet, als Sie noch in den Windeln gelegen haben.«
    »Ich schlage vor, daß Sie wieder hineingehen und sich zu Ende frisieren lassen, Mrs. Atherton.« Cam trat vor und versperrte ihr den Weg. Bei seinem Anblick ebbten die Diskussionen zu einem schwachen Gemurmel ab. Mit zusammengekniffenen Augen blinzelte er gegen die Sonne, und sein Blick schweifte langsam über die Menge. Er bemerkte viele Bekannte; Männer, mit denen er mal ein Bier trinken ging, Frauen, mit denen er ein paar vergnügliche Stunden verbracht hatte. Jetzt schauten die meisten verlegen zur Seite und wichen seinem Blick aus. Auf der anderen Straßenseite lehnte Sarah Hewitt lässig an einem Baum, rauchte eine Zigarette und lächelte ihm zu.
    Min betastete ihre Lockenwickler. In ihrer Aufregung hatte sie den Zustand ihrer Haare völlig vergessen. Nun, daran ließ sich jetzt nichts mehr ändern. »Ich versichere Ihnen, Cameron, daß mich mein Äußeres in einer Situation wie dieser am allerwenigsten interessiert. Ich wollte Ihrer Mutter in dieser schweren Zeit nur meine Hilfe anbieten.«
    Ausquetschen wie eine Zitrone wolltest du sie, dachte Cam angewidert, und dann ihr Elend bei der Maniküre oder an der nächstbesten Straßenecke breittreten. »Ich werde meiner Mutter Ihre Anteilnahme ausrichten.« Langsam blickte er von Gesicht zu Gesicht, von Augenpaar zu Augenpaar. Einige schlugen die Augen nieder, andere musterten die verblassenden Blutergüsse an Cams Kiefer und an seinem Auge mit unverhohlener Neugier. Blutergüsse, die ihm Biff erst vor ein paar Tagen beigebracht hatte.
    »Ich bin sicher, daß es meiner Mutter sehr helfen würde,
Sie alle auf der Beerdigung zu sehen.« Himmel, er lechzte vielleicht nach einer Zigarette! Und nach einem Drink. »Aber nun möchte ich Sie bitten, diese Angelegenheit der Familie zu überlassen.«
    Langsam löste sich die Menge auf, einige gingen zu ihren Autos, andere schlenderten in Richtung Post oder Supermarkt davon, um die Ereignisse in aller Ausführlichkeit zu besprechen.
    »Tut mir leid, Cam.« Seufzend zog Mick Morgan ein Paket Red Indian-Kautabak aus der Tasche.
    »Kein Grund, sich zu entschuldigen.«
    »Sie haben ihn durch den Hintereingang reingebracht. Dummerweise arbeitete Oscar gerade an einem verstopften Toilettenrohr. Mehr war nicht nötig. Der alte Furz konnte es kaum erwarten, seine böse Zunge in Bewegung zu setzen.« Mick stopfte sich einen gewaltigen Priem in den Mund. »Die da draußen waren nur neugierig, das ist alles. Ein, zwei Minuten später hätte ich sie schon weggescheucht.«
    »Ich weiß. Ist meine Mutter drinnen?«
    »Soviel ich weiß, ja.«
    »Tu mir einen Gefallen und kümmere dich eine Weile ums Büro, machst du das?«
    »Klar doch.« Mit der Zunge schob Mick den Priem im Mund zurecht. »Äh … tut mir leid, daß du Ärger hast, Cam. Wenn du dir ein paar Tage

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