Dunkle Obsession
von Matthew besessen zu sein, aber jetzt auch noch den Stallmeister ihres Mannes anzumachen, war mehr, als sie ertragen konnte. Sie fragte sich, ob sie verrückt wurde.
Der Rest der Reitstunde verlief gut, aber zu ihrem Schrecken fand Marina den Stallmeister immer interessanter. Wenn er sie lobte und seine dunkelblauen Augen sie lächelnd ansahen, flatterte es in ihrem Bauch, und jedes Mal, wenn er mit einer Hand durch seine dunklen Haare strich, wurde ihr Mund trocken, und sie stellte sich vor, dass sie es war, die voller Leidenschaft mit ihren Händen durch seine Haare strich.
Als er ihr aus dem Sattel half, die Hände fest um ihre Taille gelegt, war sie erschöpft, aber mehr durch ihre Gedanken als vom Ritt. »Ich danke Ihnen«, murmelte sie, die Stimme längst nicht mehr so selbstsicher wie zu Beginn der Reitstunde. »Vielleicht können wir an einem anderen Tag weitermachen?«
»Morgen Nachmittag, die gleiche Zeit?«, schlug er vor.
»Das passt mir sehr gut«, antwortete Marina und ging über den Hof, bis sie nicht mehr zu sehen war.
Von da an rannte sie hinüber zum Haus und zu ihren Zimmern. Zum Erstaunen des Dienstmädchens nahm sie wieder ein Bad, dann legte sie sich aufs Bett und versuchte, Ruhe zu finden. Sie sah Bilder vor sich, Bilder von ihr selbst und Matthew, dann Bilder von sich selbst und dem jüngeren Mann, dessen gebräunte Hände sie auf ihrem Körper spürte.
Jerry brachte das Pferd zu Sandra und ging in sein Büro. Die Reitstunde hatte ihn mehr als beunruhigt. Von dem, was er gehört hatte, war Lady Corbett-Wynne eine scharfzüngige, vertrocknete Frau, aber die Wirklichkeit war, dass er sie als schlanke, feingliedrige Schönheit wahrgenommen hatte, sehr begehrenswert, viel mehr als ihre überreife Tochter, die ihre Reize so freizügig zeigte.
»Nicht für dich, Jerry«, mahnte er sich und beugte sich wieder über die Abrechnungen. »Konzentriere dich auf deine Arbeit, dann gerätst du nicht in Schwierigkeiten.«
Crispian hatte Annabel in die Stadt gefahren, damit sie sich in einem großen Warenhaus die Stoffe ansehen konnte, die ihr vielleicht eine Idee für die Einrichtung des Esszimmers brachten. Es war wohl unvermeidlich, das Zimmer aufzuhellen, aber weißes Holz schien ein hoher Preis zu sein, den sie für drei Wochen sexueller Lust zahlen musste. Deshalb suchte sie ausgiebig nach Kompromissen. Als sie zurück zum Auto kam, fand sie Crispian ungewöhnlich depressiv vor.
»Ist was nicht in Ordnung?«, fragte sie neugierig.
»Ich habe Amanda zum Dinner eingeladen, und sie hat zugesagt«, murrte er düster.
»Hast du erwartet, dass sie sich weigert?«
»Ja, verdammt, das habe ich gedacht! Sie geht abends nie aus, höchstens mal in den Schweinestall. Was für ein Elend. Jetzt muss ich mich während des ganzen Essens um sie kümmern und den aufmerksamen Freier spielen.«
»Wenn du es nicht ernst mir ihr meinst, ist das alles doch nur eine Zeitverschwendung, oder?«
Crispian blickte noch düsterer drein. »Ja, aber es ist die einzige Möglichkeit, Papa bei Laune zu halten.«
»Aber er wird nicht lange bei Laune bleiben, denn irgendwann musst du dich entscheiden: Entweder du trennst dich von ihr, oder du musst sie heiraten.«
»Nein, das sehe ich anders. Sie wird es satt sein, auf meinen Antrag zu warten, und dann wird Schluss sein. Ich werde so tun, als wäre mein Herz gebrochen, und das wird ein paar Monate anhalten. Danach gehe ich wieder auf die Suche.«
»Willst du überhaupt nicht heiraten?«, fragte Annabel.
Crispian sah sie von der Seite an. »Wie soll das nur gehen? Ich bin besessen von Tania. Sie ist die einzige Frau, die ich haben will, aber weil sie kein Geld hat und unsere Eltern meinen, wir sollten uns als Bruder und Schwester sehen, kann ich sie nicht heiraten.«
»Wie könnte dein Vater dich denn hindern?«
»Er würde mich nicht hindern, Annie. Tatsache ist aber, dass wir Leyton Hall ohne kräftige Geldspritze verlieren werden. Deshalb ist eine Heirat mit Tania ausgeschlossen.«
»Kümmert dich das?«
Er dachte einen Moment darüber nach. »Ja, eigentlich schon. Schließlich haben einige meiner Vorfahren hart gearbeitet, um Leyton Hall zu erhalten. Es wäre nicht fair, das Haus einfach im Stich zu lassen.«
»Dann musst du darauf hoffen, ein reiches Mädchen zu treffen, das fast so ist wie Tania.«
»Du hast keine Ahnung, wovon du redest«, gab er kühl zurück. »Wir sind einfach das perfekte Paar. Keine andere Frau würde sich an den Dingen erfreuen, die
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