Dunkle Obsession
Corbett-Wynne war seit einigen Tagen uninteressiert an allem, was Annabel vorgeschlagen hatte, und als sie die Treppe hinaufging, fragte sie sich, ob der Hausherr sie nach London zurückschicken würde. Sie hoffte, dass dies nicht der Fall war, denn in zwei Tagen würde die Dinnerparty mit dem anschließenden Unterhaltungsprogramm stattfinden – das wollte sie nicht missen.
Sie klopfte an die Tür und wartete. Sie hörte schlurfende Geräusche, dann dröhnte Lord Corbett-Wynnes Stimme, dass sie eintreten sollte. Sie nahm einen tiefen Atemzug und öffnete die Tür.
Zuerst konnte sie den Herrn von Leyton Hall nicht sehen, aber was sie nicht übersehen konnte, war das kurvenreiche blonde Mädchen, das vor dem Toilettenspiegel stand. Ihr Kostüm war bestaunenswert. Die vollen Brüste wurden von einem schwarzen glänzenden Lederkorsett gehalten, der Bauch war frei, und die breiten Hüften waren mit einem zum Korsett passenden Strumpfgürtel bedeckt. Ihre hellbraunen Schamhaare lugten darunter hervor, und um das erotische Bild abzurunden, trug das Mädchen lange schwarze Samthandschuhe, die aber die Finger frei ließen. In der rechten Hand hielt sie eine Reitpeitsche.
Annabel glaubte, das Mädchen schon einmal gesehen zu haben, und plötzlich erinnerte sie sich – sie war aus Lord Corbett-Wynnes Zimmer getreten, als Annabel auf dem Weg zu ihrem Zimmer gewesen war.
Sie sah sich im geräumigen Ankleidezimmer des Hausherrn um, den sie immer noch nicht entdeckt hatte. Dann begriff sie, dass er still in einer Ecke saß, aufrecht auf einem hohen Hocker. Er war bis zu den Hüften nackt. Er trug einen breiten Gürtel, der seine enge schwarze Lederhose hielt.
»Setzen Sie sich, setzen Sie sich«, sagte er scharf. Offenbar erwartete er, dass Annabel die eigenwillige Szene ignorierte. Er wies mit den Händen in die Richtung eines Sessels, und dabei fiel Annabel auf, dass er Handschellen trug.
»Es tut mir leid, ich komme lieber zu einem anderen Zeitpunkt zurück«, stammelte Annabel, die von der Szenerie entnervt war. »Ich dachte, Sie hätten mich sehen wollen.«
»Ja, will ich. Und Sandra will Sie auch sehen, nicht wahr, Sandra? Sie hat einiges über Sie gehört.«
»Ja, Eure Lordschaft«, sagte das Mädchen. Die Augen leuchteten vor unterdrücktem Vergnügen.
Während Annabel bewegungslos im Zimmer stand, ging Sandra zur Tür und schloss ab. Den Schlüssel versteckte sie in ihrem Korsett. Dann begab sie sich auf ihre ursprüngliche Position zurück. Annabel empfand einen Hauch von Furcht.
»Es geht um meine Frau«, fuhr Lord Corbett-Wynne fort. »Sie kommt mir immer seltsamer vor, viel zu gelassen und viel zu schnell zum Einlenken bereit. Was ist mit ihr los? Das will ich wissen. Hat sie sich Ihnen anvertraut?«
»Lady Corbett-Wynne und ich diskutieren nur über meine Arbeit«, sagte Annabel und hoffte, dass ihre Stimme ihre zunehmende Unsicherheit nicht verriet. »Mir kommt sie völlig normal vor.«
»Streitet sie mit Ihnen? Regt sie sich über völlig belanglose Dinge auf?«
»Nein, wir arbeiten gut zusammen.«
Er nickte. »Da haben wir’s doch. Irgendwas ist mit ihr nicht in Ordnung. Diese Frau hat bisher mit niemandem ohne Streit zusammengearbeitet. So ist das, seit ich sie geheiratet habe. Sie lässt mich nicht mal mehr in ihr Schlafzimmer, aber zum Glück habe ich andere Mädchen, die glücklich sind, ihren Platz einzunehmen. Stimmt das nicht, Sandra?«
Das Mädchen nickte, aber Sandra schaute zu Annabel und musterte sie lange.
»Was ist mit Ihnen?«, fragte Lord Corbett-Wynne plötzlich. »Sie sind ein hübsches Ding, und wir haben viele Kostüme hier, die Ihnen passen würden.«
Annabel bewegte sich rückwärts zur Tür. »Das ist sehr freundlich, aber dies ist nicht mein Ding«, sagte sie leise und fragte sich, ob denn irgendeiner auf Leyton Hall ein normales Sexleben führte.
»Haben Sie es denn mal probiert?« Sie schüttelte den Kopf. »Woher wollen Sie es dann wissen? Ach, ich sage Ihnen was: Wir lassen Sie zuschauen.«
»Lieber nicht«, sagte Annabel schnell.
Für einen Moment verlor das Gesicht von Lord Corbett-Wynne seinen freundlichen Ausdruck. »Mir wäre lieber, dass Sie meinen Sohn und meine Stieftochter nicht zu solchen Spielen ermutigen, aber ich behalte meine Unzufriedenheit für mich, solange Sie tun, was ich von Ihnen verlange.«
»Wer hat Ihnen denn davon erzählt?«, fragte sie verdutzt.
Er lächelte. »Hier gibt es keine Geheimnisse, meine Liebe. Wir sind eine sehr enge Familie
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