Dunkle Obsession
recht. Dadurch verringerte sich die Distanz zwischen ihnen, eine Distanz, die sie gern ganz aufgehoben hätte.
»Heute ist mein großer Tag, nicht wahr?«, rief sie ihm aufgeregt und mit einem nervösen Lachen zu.
»Das ist richtig, aber wir reiten nicht weit. Es gibt einen hübschen kleinen Reitweg, sobald wir die Straße überquert haben. Der Weg führt zum Südwall. Das müssten wir in einer Stunde schaffen.«
»Sie meinen, dass ich Betsy auf einem öffentlichen Weg reiten soll?«, fragte Marina entsetzt.
»Betsy kann die Straße auch allein überqueren«, sagte Jerry lachend. »Kommen Sie, es ist Zeit zum Aufsteigen.«
Marina wusste, dass sie inzwischen allein in den Sattel kommen würde, aber sie wartete, einen Fuß im Steigbügel, dass Jerry ihr den letzten Schub gab. Seine Hände bewegten sich leicht von der Taille hinunter zu den Hüften, wo sie einen Moment verweilten, bevor sie verschwanden.
»Also reiten wir«, rief er, schwang sich auf sein Pferd und begann den Ausritt mit einem Zungenschnalzer.
Zuerst war Marina wie versteinert. Sie fragte sich nun, warum sie sich mit der Organisation von Dinnerpartys schwergetan hatte – dies hier war viel schlimmer. Ihre Hände griffen die Zügel, und sie hielt ihre Schenkel fest gegen das Pferd gedrückt.
»Sie müssen ganz entspannt sein«, sagte Jerry, nachdem die Straßenüberquerung gelungen war und sie sich nun auf dem Reitweg befanden. »So haben Sie nicht im Sattel gesessen, als Sie die Stute zuletzt geritten haben. Sie haben Ihren Rhythmus verloren; das arme Pferd muss glauben, es hätte eine Tonne Gewicht auf dem Rücken. Heben und senken Sie sich, wie wir es geübt haben.«
Marina versuchte es, versuchte es sehr hart, aber ihre Beine waren hölzern geworden vor Angst, und als sie sich heben und senken wollte, fiel sie jedes Mal wie ein Sack Kartoffeln in den Sattel zurück.
Als sie eine Lichtung erreichten – eine Lichtung, die ihr Mann gut kannte, was Marina aber nicht wusste –, legte Jerry eine Pause ein. »Ich glaube, es ist besser, wenn Sie jetzt aus dem Sattel kommen. Vertreten Sie sich die Beine und versuchen Sie zu entspannen.«
Marina fiel halb aus dem Sattel und stand auf dem Gras. Ihre Oberschenkel zitterten, nachdem sie den Pferdeleib so hart umschlossen hatten. »Es tut mir leid«, sagte sie leise. »Ich weiß, ich habe alles falsch gemacht, aber ich habe schreckliche Angst davor, vom Pferd zu fallen.«
Er band die Pferde an einem Baum fest und lehnte sich an den Stamm. »Warum sollten Sie? Die ganze Zeit bei mir sind Sie noch nie vom Pferd gefallen.«
»Betsy könnte scheuen.«
Er lachte. »Sie kann gar nicht scheuen, dazu hat sie keine Energie.«
Zu Marinas Entsetzen fühlte sie, wie ihr die Tränen in die Augen sprangen. »So ist es richtig«, sagte sie hochmütig, »lachen Sie ruhig über mich. Sie scheinen zu vergessen, dass ich meinen Mann bitten kann, Sie wegen einer solchen Respektlosigkeit zu feuern.«
Jerry trat näher zu ihr und nahm ihre Hände in seine. Als er sprach, klang seine Stimme so sanft, wie sie sie noch nie gehört hatte. »Warum wollen Sie, dass ich gefeuert werde? Ich habe nicht über Sie gelacht, sondern über Ihre Angst, dass Betsy mal zu schnell sein könnte. Ich würde nie über Sie lachen, dafür bewundere ich Sie zu sehr.«
»Sie bewundern mich?«
Er nickte. »Ich weiß, wie hart das für Sie ist, aber Sie haben durchgehalten, und bis zum heutigen Tag haben Sie gut gearbeitet. Ich dachte, Sie wären bereit für einen Ausritt, aber Sie sind es nicht. Wir gehen also zurück und versuchen es nächste Woche noch einmal, wenn Sie noch ein bisschen mehr Praxis haben.«
»Ich weiß gar nicht, warum ich wieder mit den Reitstunden angefangen habe«, murmelte sie, sah in seine blauen Augen und nahm einen Hauch seines Rasierwassers wahr.
»Ich dachte, Sie wollten wieder in der Lage sein, Ausritte zu unternehmen. Hat Ihr neuer Nachbar das nicht empfohlen?«
»Aber er empfiehlt mir viele Dinge, die ich nur ganz selten übernehme«, sagte sie leise.
Jerry löste seine Hände von ihren und legte seine Handflächen um ihr Gesicht. »Ich möchte Ihnen jetzt auch etwas vorschlagen«, wisperte er. »Aber wie kann ich sicher sein, dass Sie das auch tun wollen?«
Marina starrte ihn an. Sie antwortete nicht, aber ihre Augen sagten ihm alles, was er zu hören hoffte. Langsam hob er ihre rechte Hand und küsste die Innenseite ihres Gelenks. Marina begann zu zittern und bewegte sich auf ihn zu. »Bleiben Sie still
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