Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
nahm. »Sie wohnen mitten in der Stadt. Dort gibt es jede Menge Geschäfte.«
»Das ist ja das Problem. Es sind zu viele. Und die Einkaufszentren? Ein Labyrinth von Einzelhandelsgeschäften, die Hölle. Dagegen habe ich eine Phobie. Also dachte ich mir, he, Wal-Mart. Da ist wenigstens alles unter einem Dach. Ich bekomme etwas für die Kleine, und … verflixt, was wollte ich noch kaufen? Waschmittel. Ja, ich brauche Waschmittel und noch etwas anderes, ich hab’s aufgeschrieben …« Er wühlte in seiner Tasche und zog einen Palmtop hervor. »Hier.«
»Na, dann will ich Sie nicht weiter aufhalten. Vergessen Sie nicht das Geschenkpapier, Geschenkband, eine große Schleife und eine hübsche Karte.«
»Moment, Moment.« Mit dem Stift fügte Mitch die übrigen Artikel hinzu. »Schleife. Die kann man fix und fertig kaufen und einfach draufklatschen, oder?«
»Das wird reichen, ja. Viel Glück.«
»Nein, warten Sie, warten Sie.« Mitch stopfte seinen Palmtop wieder in die Tasche und schob den Karton beiseite. Seine grünen Augen sahen nun ruhiger aus und blickten Roz an. »Ich wollte mich ohnehin bei Ihnen melden. Sind Sie hier fertig?«
»Nicht ganz.«
»Gut. Lassen Sie mich zusammenkramen, was ich brauche, dann treffe ich Sie an der Kasse. Ich helfe Ihnen, Ihre Sachen zum Auto rauszubringen, dann lade ich Sie zum Mittagessen ein.«
»Es ist schon fast vier. Ein bisschen spät zum Mittagessen.«
»Oh.« Mitch sah flüchtig auf die Uhr. »Ich glaube, an Orten wie diesem gehen die Uhren anders. Wahrscheinlich könnte man hier bis an sein Lebensende ziellos herumspazieren, ohne es zu merken. Na, egal. Gehen wir eben was trinken. Ich würde wirklich gerne mit Ihnen über das Projekt sprechen.«
»Also gut. Drüben auf der anderen Straßenseite gibt es einen kleinen Laden namens Rosa’s. Wir treffen uns dort in einer halben Stunde.«
Doch Mitch wartete an der Kasse. Geduldig, wie es aussah. Dann bestand er darauf, ihr zu helfen, ihre Tüten im Auto zu verstauen. Mit einem Blick auf die Mengen, die bereits im Kofferraum ihres Durango lagen, sagte er: »Heilige Mutter Gottes.«
»Ich gehe nicht oft einkaufen, aber wenn ich es tue, dann richtig.«
»Das kann man wohl sagen.«
»Es sind keine drei Wochen mehr bis Weihnachten.«
»Ich muss Sie bitten, das nicht zu erwähnen.« Mitch hievte die letzte Tüte in den Wagen. »Mein Auto steht dort drüben.« Er deutete vage nach links. »Wir treffen uns gleich.«
»Schön. Vielen Dank für die Hilfe.«
Die Art und Weise, wie er davonging, erweckte bei Roz den Eindruck, dass er sich nicht ganz sicher war, wo genau er geparkt hatte. Sie dachte, er hätte den Standort in dieses kleine persönliche Datending eingeben sollen, das er in der Tasche hatte. Bei der Vorstellung musste sie lachen, während sie zu dem kleinen Restaurant hinüberfuhr.
Eine gewisse Zerstreutheit störte sie nicht. Für sie war das lediglich ein Zeichen dafür, dass jemand vermutlich eine Menge im Kopf hatte und es ein wenig länger dauerte, bis ihm einfiel, was er gerade suchte. Immerhin hatte sie Mitchell Carnagie nicht aus heiterem Himmel engagiert. Sie hatte Erkundigungen über ihn eingezogen und ein paar seiner Bücher gelesen oder überflogen. In seinem Fachgebiet war er gut, er stammte aus ihrer Gegend, und auch wenn er einiges kostete, war er nicht vor der Aussicht zurückgeschreckt – jedenfalls nicht allzu sehr –, Nachforschungen über einen Geist anzustellen, den es zu identifizieren galt.
Roz parkte den Wagen und betrat den Gastraum des Restaurants. Zuerst wollte sie sich einen Eistee oder einen Kaffee bestellen, doch dann dachte sie, zum Kuckuck. Nach so einer erfolgreichen Shoppingtour verdiente sie ein schönes Glas Wein.
Während sie auf Mitch wartete, rief sie mit ihrem Handy die Gärtnerei an, um Bescheid zu geben, dass sie noch nicht zurückkommen würde, es sei denn, sie würde gebraucht.
»Hier ist alles klar«, berichtete Hayley. »Du musst ja sämtliche Geschäfte leer kaufen.«
»Hab ich schon. Dann habe ich im Wal-Mart zufällig Dr. Carnagie getroffen …«
»Den scharfen Typ? Wie kommt es nur, dass mir im Wal-Mart nie so tolle Männer über den Weg laufen?«
»Dein Tag wird kommen, ganz bestimmt. Auf jeden Fall werden wir hier noch was trinken und über unser kleines Projekt sprechen.«
»Cool. Du solltest das über das Abendessen verlängern, Roz.«
»Es ist kein Rendezvous.« Dennoch zog Roz ihren Lippenstift heraus und legte ein wenig helles
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