Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
Korallenrot auf. »Es ist ein improvisiertes Treffen. Wenn irgendwas ist, kannst du mich anrufen. Wahrscheinlich bin ich ohnehin in einer Stunde auf dem Heimweg.«
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Und, hör mal, ihr müsst doch sowieso beide irgendwann etwas essen, warum also nicht …«
»Da kommt er. Ich erzähle euch später alles. Bis dann.« Mitch rutschte in die Nische gegenüber von ihr. »Das traf sich ja gut, oder? Was hätten Sie gerne?«
Roz bestellte ein Glas Wein und er Kaffee, schwarz. Dann schlug er die Speisekarte auf und orderte Antipasti. »Nach so einer Shopping-Safari braucht man eine Stärkung. Wie geht’s Ihnen denn so?«
»Sehr gut, danke. Und Ihnen?«
»Gut, nun da ich das Buch vom Hals habe.«
»Ich habe Sie noch gar nicht gefragt, worum es darin geht.«
»Um Charles Baudelaire und seine Geschichte.« Mitch hielt inne, da er bemerkte, dass Roz fragend die Augenbrauen hochzog. »Dichter, neunzehntes Jahrhundert. Wilder Querdenker aus Paris – drogenabhängig, sehr umstritten, mit einem äußerst dramatischen Lebenslauf. Er wurde wegen Blasphemie und Obszönität verurteilt, hat sein Erbe verschleudert, Poe übersetzt, düstere, intensive Gedichte geschrieben. Erst lange nach seinem Tod an der Syphilis wurde er von vielen als der Dichter der modernen Zivilisation angesehen – und von anderen als kranker, vulgärer Irrer.«
Roz lächelte. »Und in welchem Lager schlagen Sie Ihr Zelt auf?«
»Er war genial – und ein schräger Vogel. Ich warne Sie, wenn ich erst einmal davon anfange … Lassen Sie mich einfach sagen, es war faszinierend und frustrierend zugleich, über ihn zu schreiben.«
»Sind Sie mit Ihrer Arbeit zufrieden?«
»O ja. Und noch glücklicher bin ich darüber«, erwiderte Mitch, während ihre Getränke serviert wurden, »dass ich nicht mehr Tag und Nacht mit Baudelaire leben muss.«
»Das ist so, wie mit einem Geist zu leben, oder?«
»Geschickte Überleitung.« Er prostete ihr mit seinem Kaffee zu. »Lassen Sie mich zunächst sagen, dass ich Ihre Geduld zu schätzen weiß. Ich hatte gehofft, dieses Buch schon vor Wochen unter Dach und Fach zu haben, aber dann führte eines zum anderen.«
»Sie haben mich von Anfang an gewarnt, dass sie vorerst nicht zur Verfügung stehen würden.«
»Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so lange dauern würde. Aber ich habe schon recht viel über Ihre Situation nachgedacht. Das ließ sich kaum vermeiden, nach den Erlebnissen im letzten Frühjahr.«
»Dass sich die Harper-Braut so persönlich vorstellte, war nicht meine Absicht.«
»Sie haben gesagt, sie sei seither … unterdrückt worden«, stellte Mitch fest.
»Sie singt immer noch; die Jungen und Lily hören sie. Aber seit jener Nacht hat keiner von uns sie mehr gesehen. Und, um ehrlich zu sein, ich war weniger geduldig, vielmehr hatte ich selbst so viel am Hals. Die Arbeit, mein Zuhause, eine anstehende Hochzeit, ein Neugeborenes im Haus. Und nach jener Nacht schienen wir alle eine kleine Pause nötig zu haben.«
»Ich würde jetzt gern anfangen, richtig anfangen, wenn es Ihnen recht ist.«
»Es war wohl Fügung, dass wir uns heute über den Weg gelaufen sind; ich habe nämlich das Gleiche gedacht. Was brauchen Sie?«
»Alles, was Sie haben. Daten, Aufzeichnungen, Tagebücher, Briefe, Familiengeschichten. Nichts ist zu fragwürdig. Ich bin froh über die Familienfotos, die Sie mir abgezogen haben. Es hilft mir, sozusagen in einen Fall einzutauchen, wenn ich Fotos habe und Briefe oder Tagebücher von der Hand der Menschen, nach denen ich forsche.«
»Kein Problem. Ich überhäufe sie gerne mit mehr davon.«
»Ein Teil dessen, was ich bereits geschafft habe – in den Pausen von Baudelaire –, sind handfeste Grundlagen. Ich habe mit dem groben Familienstammbaum begonnen und versucht, ein Gefühl für die Menschen und die Familie zu bekommen. Das sind die ersten Schritte.«
»Ich bin schon gespannt, was am Ende herauskommt.«
»Übrigens, ich frage mich, ob es bei Ihnen zu Hause einen Platz gibt, an dem ich arbeiten könnte. Den Löwenanteil mache ich in meiner Wohnung, aber es könnte hilfreich sein, einen Raum vor Ort zu haben. Das Haus spielt eine entscheidende Rolle für die Nachforschungen.«
»Das wäre kein Problem.«
»Für die Amelia-Geschichte hätte ich gerne eine Namensliste von allen, die auf irgendeine Weise mit ihr Kontakt gehabt haben. Ich muss Interviews machen.«
»In Ordnung.«
»Und ich brauche die schriftliche
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