Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
mit diesem dummen Gänschen ein, selbst wenn sie am Ende blutend am Boden liegen würde, ohne dass du dir auch nur einen Fingernagel abbrechen musstest.
Du wirst nicht …
Roz unterbrach ihren Vortrag, als Cissy hereinschlüpfte.
»Ich brauchte eine Kettensäge, um von Justine Lukes loszukommen. Du liebe Zeit, diese Frau kann wirklich reden, bis dir die Ohren abfallen, ohne dass auch nur ein interessantes Wort aus ihrem Mund kommt. Ich wollte zu deinem Tisch hinübergehen. Also ehrlich, Roz, du siehst traumhaft aus. Schicker geht’s ja wohl nicht.«
»Ich glaube, ich habe so ziemlich alles aus mir herausgeholt. Wie war der Besuch deiner Schwiegereltern?«
»Wenn ich die Alte mit einer gusseisernen Bratpfanne bewusstlos geschlagen hätte, wäre sie auch nicht verblüffter gewesen. Ich sage dir, Schätzchen, nicht einmal sie fand irgendetwas auszusetzen, auch wenn ich mir Wein übers T-Shirt schütten musste, um sie abzulenken, als sie mich nach einem der Sträucher
gefragt hatte. Nach dem mit den gebogenen Zweigen und den vielen weißen Blüten. Duftet ganz herrlich.«
»Traubenheide.«
»Vermutlich. Jedenfalls verdanke ich dir damit wirklich mein Leben. Ist das nicht Jans Tochter, mit der du am Tisch sitzt?« Cissy schlängelte sich neben Roz vor den Spiegel, um an ihren Haaren herumzuzupfen.
»Ja, sie ist mit dem Sohn meines Begleiters hier, ganz zufällig.«
»Die möchte ich alle beide unbedingt kennen lernen. Ich steigere gerne die Quote gut aussehender Männer unter meinen Bekannten. Ich nehme an, du hast gesehen, dass Bryce sich hereingeschlichen hat?«
Cissy wandte den Blick so, dass sie nun Roz im Spiegel ansah. »Ich bin von Justine geflüchtet, damit ich nicht anstandshalber höflich zu ihm sein musste. Ich weiß nicht, ob du das Neueste schon gehört hast, aber …«
Sie brach ab und zupfte an ihrer Lippe, als Jan mit Mandy hereinkam.
Beide Frauen blieben stehen, doch während Jan anscheinend rasch vorbeigehen wollte, trat Mandy auf sie zu und stieß mit dem Finger in Roz’ Richtung.
»Wenn Sie nicht mit Ihren Belästigungen aufhören, lasse ich Sie per Gerichtsbeschluss festnehmen.«
Amüsiert zog Roz ihren Kompaktpuder aus der Tasche. »Ich glaube nicht, dass der Besuch einer Veranstaltung im Country Club als Belästigung gilt, aber ich lasse meinen Anwalt das morgen früh überprüfen.«
»Sie wissen ganz genau, was ich meine. Sie haben mein Wellnesscenter angerufen, so getan, als wären Sie ich, und all meine Behandlungstermine abgesagt. Sie rufen mich Tag und Nacht an und legen auf, wenn ich den Hörer abnehme.«
Ungerührt puderte Roz sich die Nase. »Warum sollte ich so etwas tun?«
»Sie können es nicht ertragen, dass ich Bryce heirate.«
»So weit ist es also gekommen?« Roz klappte ihren Kompaktpuder wieder zu. Ein Teil von ihr – jene gemeine Ader – führte einen kleinen Freudentanz auf. Wenn Bryce eine reiche Frau an der Angel hatte, würde er sie und ihre Familie bestimmt in Ruhe lassen. »Also, auch wenn Sie so unhöflich zu mir waren – herzliches Beileid.«
»Ich weiß auch, was Sie Bryce angetan haben, und Jan, weil sie meine Freundin ist.«
»Ich habe keinem von Ihnen irgendetwas angetan.« Roz sah zu Jan hinüber. »Außerdem interessiert mich das Ganze nicht die Bohne.«
»Eine Frau hat einen von Quills besten Kunden angerufen und so getan, als wäre sie ich«, sagte Jan steif. »Durch diesen niederträchtigen Telefonanruf einer Betrunkenen hat Quill eine wichtige Geschäftsbeziehung verloren.«
»Tut mir Leid, das zu hören, Jan. Wenn du allen Ernstes glaubst, ich würde so etwas tun, will ich nicht meine – oder deine – Zeit damit vergeuden, dir etwas anderes zu erzählen. Entschuldige mich.«
Roz hörte noch Cissys »Jan, wie kannst du nur so schwer von Begriff sein«, als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel.
Sie ging den Gang hinunter, blieb jedoch wie angewurzelt stehen, als sie Bryce an der Wand lehnen sah. In der Hoffnung, dadurch einer Szene aus dem Weg zu gehen, wandte sie sich um und lief in die andere Richtung.
»Auf dem Rückzug?« Bryces Stimme klang schadenfroh, als er sie einholte. »Du überraschst mich.«
Roz blieb stehen. Sie war mit ihrem Vortrag an sich selbst noch nicht fertig, dachte sie. In ihrer gegenwärtigen Stimmung wäre das allerdings auch Zeitverschwendung. »Du überraschst mich nie.«
»Oh, das glaube ich doch, und ich werde es auch weiterhin tun. Ich war mir nicht sicher, ob du heute Abend
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