Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
herkommen
würdest.« Auf sein Gesicht trat ein verschlagener, selbstgefälliger Ausdruck. »Ich habe irgendwo gehört, dass du deine Mitgliedschaft gekündigt hast.«
»Das ist das Dumme an Gerüchten – sie sind so oft erstunken und erlogen. Sag mal, Bryce, was hast du eigentlich von diesem ganzen Zirkus? Du schreibst Briefe, führst Telefonate, riskierst eine Anzeige wegen Kreditkartenfälschung.«
»Ich weiß nicht, wovon du redest.«
»Im Augenblick ist hier niemand außer dir und mir.« Roz deutete auf den zu beiden Seiten leeren Korridor. »Also kommen wir zur Sache. Was willst du?«
»Alles, was ich kriegen kann. Du wirst nie beweisen können, dass ich Telefonate geführt, Briefe geschrieben oder Kreditkarten benutzt habe. Ich bin sehr vorsichtig und sehr clever.«
»Und wie lange, glaubst du, kannst du dieses Spielchen noch spielen?«
»Bis es mir zu langweilig wird. Ich hatte viel Zeit und Mühe in dich investiert, Roz, und du hast mich abserviert. Jetzt bin ich zurück, und es wird kein Tag vergehen, an dem du dich nicht daran erinnerst. Wenn du mir natürlich von privat eine bestimmte Geldsumme anbieten würdest …«
»Das werde ich ganz bestimmt nicht tun.«
»Es liegt an dir.« Bryce zuckte die Achseln. »Es gibt noch einiges, das ich tun kann, um dich zu piesacken. Ich denke, das überlegst du dir noch anders. Ich weiß, wie wichtig dir dein Ruf und deine gesellschaftliche Stellung in Shelby County sind.«
»Das glaube ich kaum.« Roz sah Bryce unverwandt an, auch als sich nicht weit hinter ihnen die Tür zu den Toiletten öffnete. »Du kannst mich außerdem gar nicht dort treffen, wo es wehtut, egal, wie viele Lügen du verbreitest und wie viele Leute du davon überzeugst, sie zu glauben. Quill ist kein kompletter Idiot, und es dauert sicher nicht lange, bis er merkt, dass du ihm einen Bären aufgebunden hast. Einen ziemlich teuren Bären.«
»Du überschätzt ihn. Er ist nichts als gierig, und wie man mit Gier umgeht, weiß ich.«
»Mit Sicherheit; davon hast du ja selbst genug. Sag, wie viel hast du der armen Mandy bisher schon abgeknöpft?«
»Nur so viel, wie sie entbehren kann. Auch von dir habe ich niemals mehr genommen, als du dir leisten konntest, Roz.« Er strich ihr mit den Fingern über die Wange, und sie ließ es zu. »Und für dein Geld habe ich dir einiges geboten. Wenn du nicht so engstirnig gewesen wärst, könnten wir immer noch zusammen sein.«
»Wenn du mich nicht bestohlen hättest, mich nicht in meinem eigenen Haus mit einer anderen betrogen hättest, ja, vielleicht – also muss ich dir sogar dankbar dafür sein. Sag mal, Bryce, was findest du eigentlich an Mandy so anziehend?«
»Sie ist reich; das warst du allerdings auch. Außerdem ist sie jung; das warst du nicht, und sie ist wirklich strohdumm. Das warst du auch nicht. Ein bisschen langsam, aber niemals dumm.«
»Wirst du sie wirklich heiraten?«
»Das glaubt sie.« Bryce zog ein goldenes Feuerzeug aus der Tasche und ließ lässig den Deckel auf- und zuklappen. »Und wer weiß? Reich, jung, beeinflussbar. Vielleicht ist sie genau die richtige Ehefrau für mich.«
»Es ist hässlich von dir, hinzugehen und gefälschte Telefonanrufe zu führen, ihr das Leben schwer zu machen – oh, und Quill und Jan zum Narren zu halten, sodass Quill sogar Kunden verliert. Du solltest konstruktiver sein.«
»Zwei Fliegen mit einer Klappe. Einerseits bleiben sie mir wohlgesonnen, andererseits geht das auf deine Kosten.«
»Und was glaubst du, was passiert, wenn sie die Wahrheit herausfinden?«
»Das werden sie nicht. Wie gesagt, ich bin vorsichtig. Du kannst das niemals beweisen.«
»Ich glaube, das muss ich auch nicht. Du hast schon immer
gerne angegeben und geprahlt, Bryce.« Diesmal tätschelte Roz ihm die Wange und dachte, dass sie ihm damit den Todesstoß versetzte. »Einer deiner vielen Fehler.« Sie deutete hinter ihn, wo Jan und Mandy standen, mit versteinerten Mienen und unfähig, sich zu rühren.
Neben ihnen begann Cissy, leise zu applaudieren. Roz verbeugte sich leicht und ging davon.
Als sie Mitch am Ende des Korridors stehen sah, war sie ihrerseits überrascht.
»Habe mir das Stück angesehen«, sagte er lässig und fasste nach ihrer Hand. »Ich finde, die weibliche Hauptdarstellerin war fantastisch.«
»Danke.«
»Alles klar bei dir?«
»Ich glaube schon, aber ich könnte ein bisschen frische Luft vertragen.«
Mitch führte sie auf die Terrasse hinaus. »Ganz schön gerissen«, sagte
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