Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
Weihnachtssterne dieses Jahr sind, aber ich schätze, das können wir überspringen.«
Sie suchte sich einen Trüffel aus und biss hinein. »Aber das mit der Schokolade war ein ganz spontaner Einfall. Himmel, wer auch immer diese Dinger erfunden hat, sollte heilig gesprochen werden.«
»Frag Hayley. Wenn sie nicht weiß, wer die ersten Schokotrüffel gemacht hat, findet sie es heraus.« Da die Schokolade nun einmal da war, fiel Roz kein vernünftiger Grund ein, warum sie nicht ein Stück essen sollte.
»Jetzt bin ich schon fast ein Jahr hier …«, begann Stella.
»Willst du damit dezent zur Bitte um eine Gehaltserhöhung überleiten?«
»Nein, aber gute Idee. Seit fast einem Jahr arbeite ich nun für dich und lebe mit dir unter einem Dach. Letzteres dauert sicherlich schon länger, als es meine Absicht war.«
»Es wäre Blödsinn, jetzt eine andere Wohnung zu suchen und dann schon wieder umzuziehen, wenn du und Logan heiratet.«
»Ja, und ich bin froh, dass du das verstehst und es mir ermöglichst, meine Kinder nicht herumzuschieben. Tatsache ist aber, auch wenn ich mich darauf freue, zu heiraten und zu Logan zu ziehen – vor allem, seit ich dort freie Hand habe –, wird es mir fehlen, hier zu wohnen. Den Jungen auch.«
»Das freut mich zu hören.«
»Trotz alledem, was letztes Frühjahr geschehen ist, vielleicht sogar in gewisser Weise gerade deshalb, hänge ich an diesem Haus. Und an dir.«
»Auch das freut mich zu hören. Zu dem methodischen Verstand gesellt sich bei dir ein weiches Herz, Stella.«
»Danke.« Stella lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und umschloss ihre Teetasse mit beiden Händen. Ihre blumenblauen Augen blickten Roz direkt an. »Dadurch, dass ich seit fast einem Jahr bei dir wohne und für dich arbeite, weiß ich, wie du denkst und fühlst. Zumindest, soweit es mir möglich ist. Zum Beispiel weiß ich, dass du trotz deiner Großzügigkeit und Gastfreundschaft großen Wert auf deine Privatsphäre legst. Und mir ist klar, dass ich in diese eindringe, wenn ich sage, dass es mir sehr Leid tut, was heute Abend passiert ist. Es tut mir Leid, und ich bin wütend und auch ein bisschen sprachlos darüber,
dass dieser Idiot ungebeten und ohne Einladung in dein Haus eindringt, um dich zu brüskieren.«
Als Roz keine Antwort gab, atmete Stella tief durch. »Falls du also in der Stimmung bist, Schokotrüffel zu essen und den Mistkerl durch die Mangel zu drehen, will ich dir gerne zuhören. Wenn du aber lieber allein hier draußen sitzen und über der Sache brüten möchtest, nehme ich meinen Tee und die Hälfte der Trüffel mit nach oben.«
Einen Augenblick saß Roz lediglich da und schlürfte ihren Kaffee. Dann aber dachte sie, ach, was soll’s, und nahm sich noch ein Stück Schokolade. »Weißt du, ich habe mein ganzes Leben hier verbracht; dadurch habe ich einen großen Freundeskreis und sozusagen einen Haufen Bekannte. Aber so genannte Busenfreundinnen, wirklich enge Freundinnen, habe ich nie gehabt. Dafür gibt es auch einen Grund …«
Sie hob einen Finger und fuchtelte abwehrend damit hin und her, bevor Stella etwas sagen konnte. »Bis zu einem gewissen Grade war es mein eigener Wunsch, und das lag wiederum daran, dass ich so jung Witwe geworden bin. Viele Leute – Frauen – aus meinem Bekanntenkreis wurden plötzlich wachsam. Da war ich, jung, attraktiv, halbwegs wohlhabend – und wieder zu haben. Glaubten sie zumindest. In dem anderen Lager befanden sich jene, die mich unbedingt wieder verkuppeln wollten, die gar nicht anders konnten. Mit einem Freund, einem Bruder, einem Cousin, mit wem auch immer. Beide Seiten gingen mir auf die Nerven. Demzufolge habe ich mir abgewöhnt, enge Freundinnen zu haben. Ich bin diesbezüglich also etwas eingerostet. Du bist für mich allerdings eine Freundin, die beste, die ich unter der holden Weiblichkeit habe.«
»Da es mir mit dir genauso geht, wünschte ich, du würdest dir von mir helfen lassen. Auch wenn das nur bedeutet, so richtig über diesen gottverdammten Bryce Clerk vom Leder zu ziehen und dir Schokolade zu bringen.«
»He, Stella.« Roz’ Stimme war so zartschmelzend wie die
Trüffel. »Ich glaube, das war das erste Mal in diesem ganzen Jahr, dass ich dich ›gottverdammt‹ habe sagen hören.«
Stella errötete ein wenig, der Fluch aller Rotschöpfe. »Das hebe ich mir für besondere Gelegenheiten auf.«
»Das hier ist bestimmt eine.« Roz legte den Kopf in den Nacken und betrachtete die Sterne. »Er hat das nicht
Weitere Kostenlose Bücher