Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
zu steigen und meinen Besitz zu verlassen.«
Roz wandte sich um und lächelte in Mandys schockiertes Gesicht. »Mandy, Sie dürfen selbstverständlich hereinkommen und bleiben. Ich kümmere mich darum, dass Sie später jemand nach Hause bringt, wenn Sie möchten.«
»Ich glaube, ich sollte … ich, äh, ich schätze, ich gehe besser.«
»Also schön. Dann sehe ich Sie nächsten Monat beim Vereinstreffen. Fröhliche Weihnachten.«
Roz trat einen Schritt zurück, ohne jedoch die Tür zu öffnen. »Ich glaube, dir bleiben nur noch ungefähr vierzig Sekunden, bis ich reingehe und die Polizei anrufe.«
»Jeder da drin weiß, was du jetzt bist«, warf Bryce ihr an den Kopf, während er Mandy zu seinem Auto zerrte.
»O ja, ganz sicher.«
Roz wartete, bis er den Motor angelassen hatte und davonraste.
Erst dann presste sie eine Hand auf ihren schmerzenden Magen und kniff die Augen zusammen, bis es ihr gelang, den bebenden Zorn und die Scham zurückzudrängen.
Sie atmete zweimal tief durch und kehrte hoch erhobenen Hauptes ins Haus zurück. Mit strahlendem Lächeln streckte sie Harper die Hand entgegen. »So«, sagte sie und drückte ihrem Sohn die Hand, während ihr Blick über neugierige Gesichter schweifte. »Jetzt könnte ich was zu trinken vertragen.«
Fünftes Kapitel
Als die Party zu Ende war und die Gäste sich auf dem Heimweg befanden, kam Roz noch nicht zur Ruhe. Sie wusste, dass es nicht gut sein würde, nach oben zu gehen – dort würde sie nur auf- und ablaufen und sich in endlosen Grübeleien über diese Demütigung verlieren.
Stattdessen kochte sie sich einen großen Becher Kaffee und nahm ihn mit hinaus auf die Veranda, um die kühle Nachtluft und die Einsamkeit zu genießen. Dort, wo noch die Heizstrahler summten und die Lichter funkelten, setzte sie sich hin, um ihren Kaffee zu schlürfen, sich wohl zu fühlen und vielleicht nur ein ganz klein wenig ihren Gedanken nachzuhängen.
Harper war sauer auf sie; das war ihr klar. Sauer, weil sie ihn daran gehindert hatte, Bryce im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Haus zu werfen. Er war jung – und, du liebe Güte, noch dazu ein Mann; also glaubte er noch daran, dass Gewalt dieses spezielle Problem lösen konnte. Doch er liebte sie so, dass er seine Wut gezügelt hatte, weil sie ihn darum gebeten hatte.
Zumindest diesmal war es ihm gelungen, sich zu bremsen.
Bei Bryce Clerks einzigem anderen Versuch, sich ungebeten Zutritt zu Harper House zu verschaffen, war Roz zu schockiert gewesen, um Harper zurückzuhalten. Oder auch David. Bryce war in hohem Bogen vor der Tür gelandet, und Roz war schwach genug gewesen, um einen gewissen Stolz zu empfinden, weil ihr Junge den Kerl so energisch hinausbefördert hatte. Aber was hatte das gebracht?
Damals wie heute hatte Bryce erreicht, was er wollte. Sie hatte sich seinetwegen aufgeregt.
Wie lange noch, fragte sie sich, wie gottverdammt lange noch sollte sie für den einen dummen, leichtsinnigen Fehler bezahlen?
Als sie hörte, wie sich hinter ihr die Tür öffnete, verkrampfte Roz sich. Sie wollte diese unangenehme kleine Geschichte weder mit David noch mit Harper ein weiteres Mal durchkauen, wollte nicht, dass ein Mann ihr den Kopf tätschelte und sagte, sie solle sich keine Sorgen machen.
Sie wollte allein hier sitzen und grübeln.
»Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich könnte eine Portion Schokolade vertragen.«
Überrascht sah Roz, wie Stella ein Tablett auf den Tisch stellte. »Ich dachte, du wärst schon nach oben ins Bett gegangen.«
»Nach einer großen Party entspanne ich mich immer gerne noch ein bisschen. Und dann waren da diese Schokotrüffel in der Küche – die lagen einfach da und riefen meinen Namen.«
Stella hatte Tee aufgebrüht, bemerkte Roz, und ihr fiel ein, dass Stella spät abends keinen Kaffee mehr trank. Und sie hatte die übrig gebliebenen Trüffel auf einem hübschen Teller angerichtet.
»Hayley wäre auch runtergekommen, aber Lily ist aufgewacht. Wahrscheinlich bekommt sie einen Zahn, so quengelig wie sie ist. Schön ist es hier draußen. Mitte Dezember, und es ist so herrlich. Bisher ist nicht einmal die Luft besonders kühl.«
»Hast du Smalltalk geübt und beschlossen, mit dem Wetter anzufangen?«
Es hatte Zeiten gegeben, in denen so ein abweisender Ton Stella verprellt hätte. Doch das war inzwischen vorbei. »Ich finde, das Wetter ist immer ein guter Einstieg, vor allem für zwei Gärtnerinnen. Dann wollte ich dazu übergehen, wie prächtig die
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