Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
Möchten Sie nicht vielleicht einen Tee, einen Kräutertee, zum Ausgleich für den Kaffee?«
»Nein, vielen Dank. Ich kann nicht mehr bleiben. Ich habe noch eine Verabredung.«
»Dann lasse ich Sie gehen.«
»Mit meinem Sohn«, fügte Mitch hinzu. »Pizza und Sportfernsehen. Wir versuchen, das einmal in der Woche zu schaffen.«
»Das ist schön. Für Sie beide.«
»O ja. Hören Sie, ich habe noch ein paar andere Dinge zu erledigen und würde gerne einige Laufereien hinter mich bringen. Aber ich komme am Donnerstagnachmittag wieder und arbeite den ganzen Abend, wenn Ihnen das recht ist.«
»Am Donnerstag ist Silvester.«
»Tatsächlich?« Scheinbar verblüfft schaute Mitch auf seine Uhr. »Über die Feiertage komme ich immer ganz durcheinander mit den Wochentagen. Ich nehme an, Sie bekommen Gäste.«
»Ehrlich gesagt, nein.«
»Also, wenn Sie ausgehen, stört es Sie vielleicht nicht, wenn ich arbeite.«
»Ich gehe nicht aus. Ich passe auf das Baby auf, Hayleys Lily. Hayley scheuche ich auf eine Party, und Stella und ihre Jungen feiern ein privates kleines Familienfest bei Logan.«
»Ich fresse diese ganzen Zeitungsausschnitte, wenn Sie nicht zu einem Dutzend Partys eingeladen sind und doppelt so viele Männer sich für Silvester mit Ihnen verabreden wollen.«
»Ihre Zahlen sind vielleicht ein wenig übertrieben, aber Tatsache
ist, dass ich die Einladungen zu Partys und Verabredungen ausgeschlagen habe. Ich bleibe gern zu Hause.«
»Würde ich Sie denn stören, wenn ich hier arbeite?«
Roz neigte den Kopf zur Seite. »Ich nehme an, auch Sie haben Ihre Einladungen zu Partys, und bestimmt würden sich auch etliche Frauen gerne mit Ihnen treffen.«
»An Silvester gehe ich nicht aus. Das hat bei mir schon Tradition.«
»Also, mich würden Sie nicht stören. Wenn das Baby nicht unruhig ist, könnten wir einen Teil des Abends nutzen, um mit dem Interview anzufangen.«
»Perfekt.«
»Also gut. Ich hatte viel zu tun«, sagte Roz nach einem Moment. »Über Weihnachten war das Haus voll; alle meine Söhne waren da. Und das ist nur ein Teil der Gründe dafür, dass ich das noch nicht früher angesprochen habe.«
»Was angesprochen?«
»Vor etwa einer Woche hat Amelia eine Botschaft hinterlassen.«
»Vor etwa einer Woche?«
»Ich sagte doch, ich hatte viel zu tun.« Roz klang ein wenig ungehalten. »Und außerdem wollte ich während der Feiertage nicht darüber nachdenken. Ich sehe meine Jungen nicht sehr oft, und ich wollte noch einiges erledigen, bevor sie kamen.«
Mitch sagte nichts, holte nur seinen Kassettenrekorder heraus, schob ihn näher an Roz heran und schaltete ihn ein. »Erzählen Sie.«
Roz’ Verärgerung wuchs, und zwischen ihren dunklen, ausdrucksvollen Augenbrauen entstand eine tiefe Falte. »Sie hat gesagt: Männer lügen.«
»Das ist alles?«
»Ja, das ist alles. Sie hat es auf einen Spiegel geschrieben.«
»Was für einen Spiegel? Haben Sie es fotografiert?«
»Nein, habe ich nicht.« Und insgeheim hätte sie sich dafür
in den Hintern treten können. »Ich weiß nicht, was es für eine Rolle spielt, welcher Spiegel es war. Der Badezimmerspiegel. Ich hatte gerade geduscht. Heiß geduscht. Der Spiegel war beschlagen, und die Botschaft war in den Wasserdampf hineingeschrieben.«
»In Schreibschrift oder in Druckschrift?«
»Äh, in Druckschrift, mit einem Ausrufezeichen am Schluss. So.« Roz nahm einen von Mitchs Stiften und zeigte es ihm. »Da es keine Bedrohung und keine weltbewegende Neuigkeit war, dachte ich, es könnte warten.«
»Wenn so etwas noch mal passiert, tun Sie das nicht – denken, es könnte warten. Was haben Sie gemacht, bevor Sie …« Stell dir nicht vor, wie sie nackt unter der Dusche steht, befahl Mitch sich selbst. »Bevor Sie zum Duschen nach oben gegangen sind?«
»Zufälligerweise war ich draußen im Garten und habe mit Ihnen gesprochen.«
»Mit mir.«
»Ja, an jenem Tag kamen Sie vorbei, als ich Äste klein gehäckselt habe.«
»Direkt nach Ihrer Weihnachtsfeier«, stellte Mitch fest und machte sich Notizen. »Ich wollte Sie zum Abendessen einladen.«
»Sie erwähnten etwas von …«
»Nein, nein, ich habe Sie privat eingeladen.« Vor lauter Aufregung kam Mitch um den Tisch herum und setzte sich darauf, sodass er eher auf Roz’ Augenhöhe war. »Und das Nächste, woran Sie sich erinnern, ist, dass Amelia Ihnen erzählt, Männer lügen. Faszinierend. Sie hat Sie gewarnt, mir nahe zu kommen.«
»Da ich Ihnen gar nicht so nahe bin, besteht kaum ein
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