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Dunkle Rosen: Roman (German Edition)

Dunkle Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Grund, mich davor zu warnen.«
    »Es scheint sie nicht zu stören, dass ich hier arbeite.« Mitch nahm die Brille ab und warf sie auf den Tisch. »Ich habe darauf gewartet, ja, sogar darauf gehofft, dass sie mir einmal erscheint,
sich mit mir anlegt, irgendwas. Bisher hat sie sich allerdings gar nicht um mich gekümmert. Aber kaum trete ich privat an Sie heran, hinterlässt sie Ihnen eine Nachricht. Hat sie das vorher schon einmal getan?«
    »Nein.«
    »Hm.« Doch Mitch entging nicht der Ausdruck, der über Roz’ Gesicht huschte. »Was? Ihnen ist gerade etwas eingefallen.«
    »Nur, dass es vielleicht etwas seltsam ist. Vor Kurzem habe ich Amelia gesehen, nachdem ich ein ausgiebiges heißes Bad genommen hatte. Dusche, Badewanne. Merkwürdig.«
    Stell dir nicht vor, wie sie nackt in der Wanne liegt. »Was hatten Sie vor dem Bad gemacht?«
    »Nichts. Gearbeitet, das ist alles.«
    »Gut. Woran haben Sie gedacht, als Sie in der Wanne lagen?«
    »Ich weiß nicht, was das mit der Sache zu tun haben soll. Es war an dem Abend nach meinen exzessiven Weihnachtseinkäufen. Ich habe mich entspannt.«
    »An dem Tag waren Sie auch mit mir zusammen.«
    »Ihr Ego scheint ein wenig zu groß zu sein, Mitch. Brauchen Sie vielleicht Hilfe?«
    »Tatsachen sind Tatsachen. Egal, jedenfalls fand Amelia es womöglich interessant oder ärgerlich, was Sie gedacht haben. Wenn sie bis in Stellas Träume vordringen konnte«, fuhr Mitch fort, als Roz diesen Einfall beiseite schieben wollte, »warum sollte ihr das nicht auch bei den Gedanken gelingen, die Sie haben, wenn Sie wach sind?«
    »Diese Vorstellung gefällt mir nicht. Ganz und gar nicht.«
    »Mir auch nicht, aber wir müssen das in Erwägung ziehen. Ich betrachte dieses Projekt von zwei Seiten, Roz. Von dem aus, was heute passiert und warum, und von dem aus, was damals passiert ist und warum. Wer, was und warum. Das gehört alles zusammen. Und um das herauszufinden, haben Sie mich engagiert. Sie müssen es mir sagen, wenn etwas passiert. Und zwar nicht erst Wochen später.«
    »Na schön. Wenn die Geisterfrau mich das nächste Mal nachts um drei aufweckt, rufe ich Sie an.«
    Mitch lächelte. »Sie mögen es nicht, wenn man Ihnen Vorschriften macht, stimmt’s? Sie sind viel zu sehr daran gewöhnt, selbst Anweisungen zu geben. Das ist in Ordnung. Ich kann Ihnen keinen Vorwurf machen, also frage ich Sie einfach ganz höflich, ob ich mir wohl Ihr Badezimmer ansehen dürfte.«
    »Das kommt mir zu diesem Zeitpunkt völlig albern vor, und wollten Sie sich außerdem nicht mit Ihrem Sohn treffen?«
    »Josh? Wieso? Ach, verflixt, das habe ich vergessen. Ich muss los.« Mitch warf noch einen Blick auf den Tisch. »Ich lasse das einfach so liegen – tun Sie mir einen Gefallen und räumen Sie nicht auf.«
    »Ich bin keine Ordnungsfanatikerin.«
    »Gott sei Dank.« Mitch schnappte sich seine Jacke und dachte sogar an seine Lesebrille. »Am Donnerstag komme ich wieder. Falls vorher noch etwas passiert, lassen Sie es mich wissen.«
    Er eilte zur Tür, blieb dann jedoch stehen und wandte sich um. »Rosalind, ich muss sagen, mit siebzehn waren Sie eine hübsche Knospe, aber in voller Blüte? Da sind Sie einfach umwerfend.«
    Roz lachte halblaut auf. Als sie allein war, lehnte sie sich gegen den Tisch. Gedankenverloren betrachtete sie ihre uralten Stiefel, dann die ausgebeulte Arbeitshose, die im Moment vor Dreck und Streifen von antrocknendem Beton starrte. Sie stellte sich das Flanellhemd vor, das sie über einem zerrissenen T-Shirt trug. Letzteres war schon alt genug, um den Führerschein zu machen.
    Männer lügen, dachte sie, aber hin und wieder waren ihre Lügen trotzdem schön anzuhören.

Siebtes Kapitel
    Da das Gartencenter an den Tagen zwischen den Jahren früher schloss, nahm Roz sich vor, die Zeit für ihre eigenen Zimmerpflanzen zu nutzen. Einige mussten umgetopft oder geteilt werden, und von anderen wollte sie Ableger zum Verschenken abzwacken.
    Da das Wetter draußen klar und kalt war, zog sie sich in die feuchte Wärme ihres privaten Gewächshauses zurück. Sie arbeitete mit einer ihrer Lieblingspflanzen, einem riesigen Usambaraveilchen. Es stammte von einem Pflänzchen, das ihre Großmutter ihr vor über dreißig Jahren geschenkt hatte. Während Norah Jones’ bluesige Stimme um sie herum erklang, wählte sie sorgfältig ein halbes Dutzend junger Blätter aus und verwendete sie samt ihren Stielen als Stecklinge. Sie pflanzte sie vorerst in einen Suppentopf und ritzte die Stiele ringsum

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