Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
sich zu haben. Und niemand, wirklich niemand könnte besser sein als deine Mutter. Sie ist der bewundernswerteste Mensch, den ich kenne. Aber früher oder später muss ich, na ja, für Lily und mich ein eigenes Nest bauen.«
»Du weißt, dass meine Mutter euch sehr gerne hier hat; sonst hätte sie euch schon längst hinauskomplimentiert.«
»O ja, allerdings. Sie weiß wirklich, wie sie erreicht, was sie will. Sie organisiert alles so, wie es ihr passt. Ich meine das nicht so hart, wie es klingt. Sie ist einfach stark und clever, und sie scheint sich vor nichts und niemandem zu fürchten. Das bewundere ich so an ihr.«
»Du scheinst doch selbst ganz schön Mumm und Köpfchen zu haben.«
»Mumm vielleicht, aber mir wird allmählich klar, dass das zum Teil daran liegt, dass ich es nicht besser wusste.« Gedankenverloren nahm Hayley sich ein Stück Gärtnerbast und wickelte es sich um den Finger. »Im Nachhinein weiß ich selbst nicht mehr, wie ich es geschafft habe, alle Zelte hinter mir abzubrechen, als ich im siebten Monat schwanger war. Jetzt, wo Lily auf der Welt ist und ich langsam begreife … na ja, einfach alles. Ich bin Roz bis an mein Lebensende zu Dank verpflichtet.«
»Das würde sie nicht mögen.«
»Aber das kann sie sich ausnahmsweise einmal nicht selbst aussuchen. Mein Baby hat ein wunderbares, liebevolles Zuhause. Ich habe einen Job, der mir jeden Tag besser gefällt, wahrhaftig. Wir haben Freunde und eine Familie. Wir wären auch sonst klar gekommen, dafür hätte ich schon gesorgt. Aber ohne Roz wären Lily und ich nicht dort, wo wir heute stehen.«
»Komisch, ich dachte auch eben daran, wie sich quasi alles um meine Mutter dreht – das Haus, das Gartencenter, selbst die Geschichte von Logan und Stella. Vielleicht sogar die Sache mit der Braut.«
»Warum denn das?«
»Wenn Mama das Haus verkauft hätte – und es muss Zeiten
gegeben haben, in denen das einfacher gewesen wäre –, dann wäre die Braut vielleicht nicht mehr da. Vielleicht muss dafür ein Harper im Haus wohnen, ich weiß es nicht.« Er zuckte die Achseln und stand auf, um die Pflanzen herauszusuchen, die er aus seiner Bestandsliste gelöscht hatte. »Das habe ich mich nur eben gefragt.«
»Du könntest Recht haben. Du würdest es auch nicht verkaufen, wenn es an dich übergeht, oder?«
»Nein. Jedes Mal, wenn ich denke, ich sollte doch aus dem Kutscherhaus ausziehen und mir was Eigenes suchen, stelle ich fest, dass ich das einfach nicht kann. Ich möchte hier leben, das ist das eine. Das andere ist, so clever oder stark meine Mutter auch ist, ich habe das Gefühl, es ist besser, wenn ich in der Nähe bin. Ich glaube, sie wäre traurig und ein wenig einsam, wenn du und Lily fortgehen würdet, vor allem, weil Stella und die Jungen ja in ein paar Monaten zu Logan ziehen.«
»Vielleicht, und ich habe auch vorläufig noch keine konkreten Pläne. Aber wenn das mit Mitch und ihr etwas wird, hat sie womöglich bald genug Gesellschaft.«
»Was?« Harper blieb wie angewurzelt stehen, einen jungen, gesunden Ficus in den Armen. »Das mit Mitch und ihr? Was soll das heißen, das mit Mitch und ihr? Da läuft doch nichts.«
»Wenn zwei Menschen zwei- oder dreimal miteinander ausgehen, zu Basketballspielen, zum Essen, und was weiß ich wohin, und wenn die beteiligte Sie den Er höchstpersönlich bekocht, dann würde ich schon sagen, dass da was läuft.«
»Sie arbeiten doch an diesem Projekt. Das ist wie … ein Arbeitstreffen.«
Hayley schenkte ihm ein typisch weibliches Lächeln, das ihm bekannt vorkam und ihn als bemitleidenswerten Mann abstempelte, der keine Ahnung hatte. »Normalerweise beendet man ein Arbeitstreffen nicht mit einem langen, heißen Kuss – zumindest hatte ich schon lange nicht mehr das Glück, so ein Arbeitstreffen zu erleben.«
»Kuss? Was …«
»Ich habe ihnen nicht nachspioniert oder so«, sagte Hayley rasch. »An einem Abend war ich zufällig mit Lily auf und schaute aus dem Fenster, als Mitch Roz nach Hause brachte. Okay, ich habe absichtlich aus dem Fenster gesehen, als ich das Auto hörte, nur um zu schauen, was da war. Und wenn der endlose Kuss, dessen Zeuge ich wurde, irgendetwas zu bedeuten hat, läuft da was ziemlich Ernstes.«
Mit einem dumpfen Schlag stellte Harper die Pflanze wieder hin. »Um Himmels willen.«
Hayley blinzelte. »Harper, du hast doch kein Problem damit, dass Roz mit so einem Mann zusammen ist? Das wäre einfach albern.«
»Als ich sie das letzte Mal mit so einem Mann
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