Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
im Vorjahr veredelt hatte.
Die Entscheidungen darüber überließ seine Mutter ihm. Harper war klar, dass es ein enormer Vertrauensbeweis von ihr war, sich aus diesem Bereich ganz herauszuhalten.
Doch schließlich hatte sie ihm nicht nur die Grundlagen dieser Arbeit beigebracht, sondern in ihm auch die Liebe zu allem, das wächst, geweckt.
Unzählige Stunden hatten sie gemeinsam in Garten und Gewächshaus verbracht, als er noch klein war. Auch seinen Brüdern hatte Roz vieles beigebracht, doch ihre Interessen hatten sich verlagert, während seine geblieben waren. Sie galten Harper House, den Gärten, der Arbeit.
Seine Jahre auf dem College, sein Studium hatten ihn nur darin bestätigt, dass dies sein Lebenswerk sein würde.
Diesem Haus, den Gärten und der Arbeit gegenüber fühlte er sich vollkommen verantwortlich.
Er betrachtete es als Glücksfall, dass für ihn Neigung und Verpflichtung so dicht beieinander lagen.
Tschaikowskij spielte für die Pflanzen, während Harper über seinen Kopfhörer die Klassiker der Barenaked Ladies ausgewählt hatte. Er kontrollierte seine Töpfe und machte sich Notizen auf seinen verschiedenen Klemmbrettern.
Besonders zufrieden war er mit den Dahlien, die er im vergangenen Frühjahr auf Logans Bitte hin veredelt hatte. In ein paar Wochen würde er die überwinterten Knollen zum Wachstum bringen und im Frühjahr Stecklinge davon abzwacken. Das Gartencenter sollte eine ansehnliche Menge von Stellas Traum auf Lager haben, der ausdrucksvollen tiefblauen Dahlie, die er gezüchtet hatte.
Interessant, wie sich manchmal eins zum anderen fügte, dachte er. Zum Beispiel dadurch, dass Logan und die ordentliche Stella sich ineinander verliebt hatten – und dass die blaue Dahlie, von der Stella geträumt hatte, Logans sentimentale Seite zum Vorschein brachte. Und der Grund für Stellas Traum war die Harper-Braut gewesen.
So schloss sich gewissermaßen der Kreis bei Harper House und dem, was dort wuchs.
Ohne die Braut würde es Stellas Traum nicht geben. Und ohne Harper House keine Harper-Braut. Und nichts von alledem ohne die feste Entschlossenheit seiner Mutter, das Haus zu behalten und das Gartencenter aufzubauen.
Da er mit dem Gesicht zur Tür stand, sah er, wie diese aufging und Hayley hereinkam.
Auch sie wäre ohne seine Mutter nicht hier. Ohne Roz hätte im vergangenen Winter an die Tür von Harper House keine schöne schwangere Frau geklopft, die Arbeit und ein Dach über dem Kopf suchte.
Als sie lächelte, schlug sein Herz automatisch schneller, um sich dann wieder zu beruhigen. Hayley tippte sich an die Ohren, woraufhin Harper seinen Kopfhörer abnahm.
»Entschuldige die Störung. Roz sagte, du hättest ein paar Töpfe so weit fertig, dass ich sie in den Bestand der Zimmerpflanzen
aufnehmen kann. Stella hat vor, einen Winterschlussverkauf zu organisieren.«
»Klar. Soll ich sie dir rausbringen?«
»Das geht schon. Ich habe Kisten und einen Transportwagen vor der Tür.«
»Lass mich mal eben den Bestand überprüfen und zuerst korrigieren.« Harper ging zu seinem Computer hinüber. »Magst du eine Cola?«
»An sich gern, aber ich achte immer noch auf meinen Koffeinkonsum.«
»Ach so, ja.« Hayley stillte Lily, und beim Gedanken daran wurde es Harper immer ganz warm ums Herz. »Hm, ich habe auch Wasser im Kühlschrank.«
»Das wäre klasse. Wenn du Zeit hast, kannst du mir dann mal zeigen, wie man Pflanzen veredelt? Stella sagte, dass du das um diese Jahreszeit zum großen Teil allein machst, zumindest im Freiland. Ich würde dir gerne dabei helfen, weißt du, es von Grund auf lernen.«
»Klar, wenn du willst.« Harper reichte ihr eine Flasche Wasser. »Du kannst dich an einer Weide versuchen. Das war die erste Veredelung, die meine Mutter mir gezeigt hat, und zum Üben sind Weiden am besten.«
»Das wäre toll. Ich dachte, wenn ich einmal eine Wohnung für Lily und mich gefunden habe, kann ich dort vielleicht etwas pflanzen, das ich selbst gemacht habe.«
Harper setzte sich an den Computer und musste sich zwingen, sich auf seine Bestandslisten zu konzentrieren. Hayleys Duft, der irgendwie so weiblich war, passte so gut zum Geruch von Erde und Wachstum. »Du hast doch drüben im Haus jede Menge Platz.«
»Mehr als genug.« Hayley lachte und versuchte, Harper über die Schulter zu schauen. »Jetzt bin ich schon ein Jahr hier und kann mich immer noch nicht an so viel Platz gewöhnen. Ich wohne gern dort, ehrlich, und für Lily ist es fantastisch, so viele
Leute um
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