Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
über den Nacken, der hartnäckig verspannt war. »Sieht so aus, als hätten wir beide ein Problem, Derek. Ich habe eine schlechte Nachricht für Sie.« Roz erklärte kurz, was geschehen war, ertappte sich dabei, wie sie beim Sprechen auf-und abging, und spürte schon wieder Kopfschmerzen heraufziehen. Sie notierte sich den Namen der Kreditkartengesellschaft und die Nummer der Karte.
»Das ist sehr ärgerlich.«
»Ja«, stimmte sie zu, »allerdings. Es tut mir Leid, dass Sie und Ihre Galerie dadurch Unannehmlichkeiten haben. Würden Sie mir, nur um meine Neugier zu befriedigen, sagen, wie das Gemälde heißt?«
»Vergano ist eine sehr kraftvolle, dynamische Künstlerin. Dieses Öl-auf-Leinwand-Bild, für das die Künstlerin einen speziellen Rahmen hat anfertigen lassen, stammt aus ihrer Weibchen-Serie. Es heißt Das Superweibchen.«
»Na, das passt ja«, erwiderte Roz.
Sie tat, was getan werden musste, rief die Kreditkartengesellschaft und ihren Anwalt an und setzte anschließend Briefe an beide auf, um den Vorfall schriftlich zu dokumentieren.
Bevor sie hinunter in die Küche ging, nahm sie ein Aspirin und schenkte sich ein großes Glas Wein ein.
Auf der Arbeitsplatte lag eine Nachricht von David:
Heißes Date. Exzellente Lasagne im Ofen warm gestellt. Hayley und Lily sind mit Stella und den Jungs zu Logan gefahren. Kleine Anstreichersession. Mehr als genug Lasagne für zwei. Dr. Scharfmacher sitzt in der Bibliothek. Du musst
nur das Brot aufwärmen und den Salat (im Kühlschrank) mischen – fertig. Buon appetito!
David
P.S. Passende CDs sind schon im CD-Player. Und jetzt geh bitte hoch und zieh die Jimmy Choos an.
»So, so.« Roz bemerkte, dass David in der Küchennische festliche Teller, dicke Kerzen, eine Flasche San Pellegrino und blassgrüne Gläser bereitgestellt hatte. Seine Nachricht erklärte auch, warum auf der Arbeitsplatte eine geöffnete Flasche guten italienischen Rotweins zum Lüften stand.
»Lasagne ist gut«, sagte sie laut. »Aber ich ziehe zum Essen nicht diese Schuhe an.«
Sie fühlte sich einfach wohl in ihren dicken, bequemen grauen Socken, die sie normalerweise im Haus trug, und in genau diesen ging sie auch jetzt zur Bibliothek.
Mitch saß am Tisch; er hatte seine Brille aufgesetzt und trug ein Memphis-Tigers-Sweatshirt. Seine Finger bewegten sich flink über die Tastatur seines Laptops. Auf dem Tisch stand eine große Flasche Wasser. Davids Werk, kein Zweifel. Er hatte Mitch bestimmt dazu gebracht, zwischendurch Wasser statt immer nur Kaffee zu trinken.
Er sah … akademisch-sexy aus mit seiner intellektuellen Brille und dem dichten, zerzausten Haar, fand Roz. Dieses satte Braun mit einem Hauch von Kastanienrot.
Hinter den Brillengläsern lagen schöne Augen, dachte sie. Nicht nur wegen der Farbe, die so tief, so einzigartig war, sondern es waren einfach schöne, direkte Augen. Ein wenig intensiv, verwirrend intensiv, und sie musste zugeben, dass sie das erregend fand.
Noch während Roz ihn betrachtete, hörte Mitch auf zu tippen, um sich mit einer Hand durchs Haar zu fahren. Und etwas vor sich hin zu murmeln.
Es war interessant, ihn so leise Selbstgespräche führen zu hören, denn Roz ertappte sich ebenfalls häufig dabei.
Interessant war auch, dieses gedehnte, langsame Ziehen im Bauch zu spüren und das kleine lustvolle Prickeln, das ihre Wirbelsäule hinauftanzte. War es nicht gut zu wissen, dass diese instinktiven Signale immer noch zündeten? Und war sie nicht neugierig darauf, was passieren würde, wenn sie es darauf ankommen ließ und die Zündschnur ansteckte?
Noch bevor sie diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, flogen plötzlich Bücher aus dem Regal, krachten aufeinander, gegen die Wände, auf den Boden. Im Kamin loderten glühend rote Flammen empor, während die Luft vor Kälte zitterte.
»Gott im Himmel.«
Mitch schob sich so hastig vom Tisch zurück, dass sein Stuhl umfiel. Es gelang ihm, einem Buch auszuweichen und ein anderes abzufangen. Als Roz auf ihn zustürzte, hörte alles auf.
»Hast du das gesehen? Hast du gesehen?« Er bückte sich, hob ein Buch auf und ließ es auf den Tisch fallen. Aus seinem reizenden Südstaatenakzent klang keine Furcht, bemerkte Roz. Sondern vielmehr Faszination. »Es ist eiskalt.«
»Ein Wutanfall.« Roz hob ebenfalls ein Buch auf, das so kalt war, dass beinahe ihre Finger taub wurden.
»Ziemlich eindrucksvoll. Ich arbeite seit etwa drei Uhr hier.« Mit jungenhaftem Grinsen schaute Mitch auf seine Armbanduhr.
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