Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
»Fast vier Stunden. Es war still wie, entschuldige den Ausdruck, wie in einem Grab. Bis eben.«
»Ich nehme an, ich habe sie auf die Palme gebracht, weil ich dich gerade fragen wollte, ob du mit zu Abend essen willst. David hat etwas warm gestellt.«
Gemeinsam sammelten sie die restlichen Bücher auf. »Kein Zweifel, sie mag es nicht, wenn wir beide zusammen sind.«
»Offensichtlich nicht.«
Mitch stellte das letzte Buch zurück ins Regal. »So. Was gibt es denn zum Abendessen?«
Lächelnd warf Roz ihm einen Blick zu. Und in diesem Augenblick wurde ihr klar, dass es, auch abgesehen von ihrer Lust auf ihn, nichts an ihm gab, das sie nicht mochte. »Lasagne, die David selbst als exzellent bezeichnet. Und da ich sie früher schon gegessen habe, kann ich seine Behauptung bestätigen.«
»Klingt fantastisch. Gott, du riechst gut. Entschuldigung«, fügte Mitch hinzu, als Roz die Augenbrauen hochzog. »Habe nur laut gedacht. Hör mal, es ist mir gelungen, weitere Namen auszuschließen, und ich bin dabei, meine bisherigen Interviews zu transkribieren. Ich habe hier einen Aktenordner für dich.«
»In Ordnung.«
»Als Nächstes will ich einige der Nachkommen der Hausangestellten ausfindig machen und an den so genannten äußeren Ästen des Familienstammbaums arbeiten. Aber die älteste noch lebende Verwandte ist, soweit ich sehe, deine Tante Clarise – und die wohnt zum Glück in der Nähe. Ich würde gerne mit ihr sprechen.«
»Viel Glück.«
»Sie wohnt noch in der Gegend, im …«
»Riverbank-Center. Ja, ich weiß.«
»Sie bringt mich um eine ganze Generation näher an Amelia heran. Ich glaube, es wäre einfacher für mich, an sie heranzukommen, wenn du zuerst mit ihr redest.«
»Tut mir Leid, Tante Clarise und ich sprechen nicht mehr miteinander, ja, wir haben überhaupt keinen Kontakt mehr.«
»Ich weiß, du hast gesagt, es sei zum Bruch gekommen, aber meinst du nicht, es würde sie interessieren, was ich über die Familie herausfinden möchte?«
»Möglich. Aber du kannst mir glauben, selbst wenn ich sie anrufe, würde sie meinen Anruf nicht entgegennehmen.«
»Also, ich verstehe ja, dass es in Familien Zerwürfnisse gibt, aber in diesem Fall …«
»Du verstehst Clarise Harper nicht. Sie hat vor Jahren ihren Familiennamen streichen lassen und trägt offiziell nur noch
ihren ersten und zweiten Vornamen. So besessen ist sie vom Harperschen Namen. Sie war nie verheiratet. Meiner Ansicht nach hat sie nie jemanden gefunden, der nachgiebig oder dämlich genug war, um sich ihrer anzunehmen.«
Stirnrunzelnd setzte Mitch sich mit einer Gesäßbacke auf den Tisch. »Willst du mir damit sagen, du möchtest nicht, dass ich Kontakt zu ihr aufnehme, weil …«
»Ich habe dich eingestellt, um einen Auftrag zu erledigen, und ich habe nicht vor, dir zu sagen, wie du dabei vorgehen sollst. Reg dich also nicht auf. Ich sage dir, sie hat sich entschlossen, mich und die meinen aus ihrer Welt zu verbannen, und ich habe auch kein Problem damit. Das einzig Gute, das ich über sie sagen kann, ist, wenn sie sich einmal zu etwas entschlossen hat, dann bleibt sie auch dabei.«
»Aber du hast nichts dagegen, wenn ich mit ihr rede und sie mit einbeziehe.«
»Überhaupt nicht. Am besten schreibst du ihr – ganz förmlich – und stellst dich ihr vor. Vergiss dabei nicht zu erwähnen, dass du Doktor bist und was du sonst noch an eindrucksvollen Titeln aufbieten kannst. Wenn du ihr mitteilst, dass du beabsichtigst, eine Familienchronik der Harpers zu verfassen und betonst, was für eine Ehre es für dich wäre, sie zu interviewen, willigt sie vielleicht ein.«
»Sie ist diejenige, die du aus dem Haus geworfen hast, oder?«
»Gewissermaßen. Ich weiß gar nicht mehr, dass ich dir davon erzählt habe.«
»Ich rede mit verschiedenen Leuten. Sie ist nicht diejenige, die du mit einer Motorsense verjagt hast.«
Ein Hauch von Belustigung flog über Roz’ Gesicht. »Du redest also mit verschiedenen Leuten.«
»Das gehört zu meinem Job.«
»Vermutlich. Nein, ich habe sie nicht mit einer Motorsense verjagt. Das waren die Gärtner. Im Übrigen war es auch keine
Motorsense. Es war ein Rechen, der eigentlich keinen großen Schaden anrichten konnte. Wenn ich nicht so wütend gewesen wäre, und wenn ich einen klareren Gedanken hätte fassen können, hätte ich die Astschere genommen, mit denen die Idioten meine Akazienbäume bearbeitet hatten. Damit hätte ich ihnen wenigstens noch ordentlich in den Hintern stechen können,
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