Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
keine Mühe,
ihren Ekel zu verbergen. »Bist du auf einmal eine … eine Enthüllungsjournalistin auf der Jagd nach Quellen? Du hättest vorbeikommen und mich fragen können. Es wäre am einfachsten und anständigsten gewesen, das zu tun, bevor du solchen Unsinn weiter verbreitest.«
»Jeder weiß, wie wütend du warst, als Bryce mit Mandy bei dir zu Hause auftauchte. Außerdem ist das hier kein geeigneter Ort, um das zu besprechen.«
»Stimmt, aber dafür ist es nun zu spät. Dieses Mädchen hier hat zumindest so viel Rückgrat, mir ins Gesicht zu sagen, was sie zu sagen hat. Das kann man von dir nicht behaupten.«
Roz ließ Jan stehen und wandte sich wieder Mandy zu. »Mandy, habe ich wütend gewirkt, als Sie zusammen mit Bryce vor meiner Tür standen, um meine Weihnachtsfeier zu besuchen?«
»Natürlich waren Sie wütend. Sie haben uns hinausgeworfen, nicht wahr, obwohl Bryce doch nur Frieden mit Ihnen schließen wollte.«
»Über seine Absichten kann man sich streiten. Inwiefern habe ich wütend gewirkt? Habe ich geschrien und getobt?«
»Nein, aber …«
»Habe ich geflucht und Sie mit Gewalt vor die Tür gedrängt?«
»Nein, weil Sie kaltblütig sind, genau wie Bryce sagt. Und wie auch viele andere sagen, wenn Sie außer Hörweite sind. Sie haben gewartet, bis wir gegangen waren, und sind dann wieder hineingegangen und über uns hergezogen.«
»Tatsächlich?« Roz drehte sich um. Sie war nun fest entschlossen, die Sache durchzustehen. »Die meisten von Ihnen waren an jenem Abend anwesend. Vielleicht kann jemand meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen; ich kann mich nämlich nicht daran erinnern, dass ich über jemanden hergezogen bin.«
»Das sind Sie auch nicht.« Mrs Haggerty, eine von Roz’ ältesten Kundinnen und unersetzlich unter den Gartenfreunden, drängte sich nach vorne. »Ich bin eine ebensolche Klatschtante
wie andere auch, und es stört mich nicht weiter, wenn eine Geschichte etwas ausgeschmückt wird, aber das hier sind blanke Lügen. Rosalind hat auf eine schwierige Situation vollkommen angemessen reagiert. Und, junge Dame, Sie war freundlich zu Ihnen; das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Als sie zurück ins Haus kam, hat sie kein Wort über Sie oder den erbärmlichen Dreckskerl verloren, für den Sie sich hier einsetzen. Falls jemand unter uns ist, der etwas anderes behaupten kann, nur zu.«
»Sie hat kein böses Wort über Sie verloren«, warf Cissy ein und lächelte boshaft. »Nicht einmal, als ich das getan habe.«
»Bryce hat gesagt, Sie würden versuchen, die Leute gegen mich aufzuhetzen.«
»Warum sollte ich?«, fragte Roz, die der Sache allmählich überdrüssig wurde. »Aber glauben Sie, was Sie glauben müssen. Ich persönlich habe kein Interesse mehr, über das Thema oder überhaupt mit Ihnen zu reden.«
»Ich habe ein ebensolches Recht, hier zu sein, wie Sie.«
»Zweifellos.« Um das Ganze zu beenden, wandte Roz sich ab und ging zu einem Tisch auf der anderen Seite des Raumes hinüber, wo sie sich hinsetzte und ihren Tee austrank.
Es folgten zehn Sekunden betretenen Schweigens; dann brach Mandy in Tränen aus und stürzte hinaus. Ein paar Frauen folgten ihr eilig, nachdem sie Roz giftige Blicke zugeworfen hatten.
»Du liebe Güte«, sagte Roz, als Mrs Haggerty neben ihr Platz nahm, »sie ist wirklich noch jung.«
»Das ist aber kein Grund, dumm wie Bohnenstroh zu sein. Und dazu noch unhöflich.« Mit einem Nicken schaute sie auf, als Cissy auf sie zukam. »Über Sie habe ich mich gewundert.«
»Über mich? Warum?«
»Weil Sie ausnahmsweise einmal offen und ehrlich gesprochen haben.«
Achselzuckend setzte Cissy sich. »Ich liebe solche Szenen, das will ich gar nicht leugnen. Sie bringen wenigstens etwas
Farbe in den grauen Alltag. Aber Bryce Clerk, den mag ich nicht. Und manchmal wird es auch interessanter, wenn man kein Blatt vor den Mund nimmt. Noch besser wäre nur gewesen, wenn Roz diesem schafsköpfigen Dummchen ordentlich eine runtergehauen hätte. Aber das ist nicht dein Stil«, sagte sie zu Roz gewandt.
Dann berührte sie Roz leicht mit der Hand. »Wenn du gehen willst, komme ich mit.«
»Nein, aber danke. Ich stehe das jetzt durch.«
Roz überstand die Versammlung. Es war eine Frage des Mumms und des Pflichtgefühls. Als sie nach Hause kam, zog sie sich um und schlüpfte dann zur Hintertür hinaus in den kühlen Garten, um sich auf ihre Bank zu setzen und die ersten Anzeichen des nahenden Frühlings zu betrachten.
Aus ihren Zwiebeln ragten
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