Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
streifte ihren imaginären Kälteschutz über und ging weiter geradewegs zu einem der Tische.
»Sind diese Blumen nicht allerliebst.« Sie sah Jan Forrester direkt an, als könnte sie das Getuschel unter dem angestrengten Geplapper nicht hören. »Eine hübsche Erinnerung daran, dass der Frühling vor der Tür steht. Wie geht’s, Jan?«
»Oh, prima, Roz. Mir geht’s prima, und dir?«
»Könnte nicht besser sein. Was macht Quill?«
Jan errötete tief. »Oh, du kennst Quill.«
»Aber sicher. Sag ihm schöne Grüße, ja?«
Es war ihr Stolz, der sie dazu trieb, Spießruten zu laufen, sich unter die Leute zu mischen und mit über einem Dutzend von ihnen zu sprechen, bevor sie zu den Kaffee- und Teekannen hinüberging. Sie entschied sich für kalten Tee anstelle ihres üblichen Kaffees.
Ihre Kehle fühlte sich wie ausgedörrt an.
»Roz, Schätzchen, du siehst ja hinreißend aus.« Cissy hatte sich an sie herangeschlichen. Sie roch nach Obsession und lächelte wie eine hungrige Katze. »Also wirklich, niemand trägt
solche Kleider wie du. Wie würdest du die Farbe deines Hosenanzugs nennen?«
Roz schaute an dem gut sitzenden Anzug hinunter. »Keine Ahnung.«
»Apricot. Genauso sieht es aus, wie eine schöne, reife Aprikose. Mandy, das dumme Gänschen, hat mal wieder den Mund nicht halten können«, raunte sie Roz zu. »Wir beide müssen uns unbedingt unter vier Augen unterhalten.«
»Schon gut, ich habe verstanden. Entschuldige mich.« Roz ging zu Mandy hinüber und erlebte die kleine Genugtuung, dass deren Wangen kreidebleich wurden, während sie mitten im Satz abbrach. »Mandy, wie geht es Ihnen? Ich habe Sie seit vor Weihnachten nicht mehr gesehen. Letzten Monat waren Sie nicht auf unserer Versammlung.«
»Ich hatte zu tun.«
Roz trank langsam einen Schluck Tee. »Ja, das Leben ist ein Zirkus, nicht wahr?«
»Sie waren doch selbst beschäftigt.« Mandy reckte das Kinn vor.
»Wenn man eine Sache erledigt hat, warten gleich ein halbes Dutzend andere.«
»Wenn Sie sich etwas mehr um Ihre eigenen Angelegenheiten kümmern würden, hätten Sie vielleicht nicht so viel Zeit übrig, andere mit Anrufen zu schikanieren oder gemeine Lügen zu verbreiten.«
Jeder Vorwand eines normalen Gesprächs war plötzlich dahin, als hätte jemand einen Schalter umgelegt.
»Sie kennen mich nicht sehr gut«, sagte Roz im gleichen Plauderton, »sonst wüssten Sie, dass ich keine überflüssigen Telefonate führe. Ich hänge nicht gerne stundenlang am Telefon. Und ich lüge nicht. Ich sehe einfach nicht, wozu das gut sein soll, wenn man mit der Wahrheit normalerweise am besten fährt.«
Mandy verschränkte die Arme und schob kampflustig eine
Hüfte vor. »Es weiß doch jeder, was Sie vorhatten, aber keiner traut sich, es Ihnen ins Gesicht zu sagen.«
»Im Gegensatz zu Ihnen – schön für Sie. Also bitte, sagen Sie nur, was Sie sich denken. Oder wäre es Ihnen lieber, wenn wir uns nicht in der Öffentlichkeit unterhalten?«
»Das würde Ihnen gefallen, stimmt’s?«
»Nein, nicht mehr, als wenn wir hier miteinander reden.«
»Nur weil Ihre Familie schon seit Urzeiten in Shelby County wohnt, gibt Ihnen das noch nicht das Recht, über alle zu bestimmen. Meine Familie ist ebenso bedeutend wie Ihre, und ich habe genauso viel Geld und besitze ebensolches Ansehen.«
»Von Geld und Ansehen bekommt man noch keine guten Manieren. Von Letzteren merkt man bei Ihnen gerade gar nichts.«
»Sie haben vielleicht Nerven, von Manieren zu reden, obwohl Sie tun, was Sie können, um Bryces Ruf zu ruinieren und meinen ebenfalls.«
»Seinen Ruf hat Bryce sich selbst zu verdanken. Und was den Ihren angeht, Schätzchen, so sind Sie auf meinem Radarschirm bisher nicht einmal aufgetaucht. Ich dachte eigentlich, Sie wären ganz nett. Ich habe überhaupt nichts gegen Sie.«
»Sie haben herumposaunt, ich wäre ein ordinäres Flittchen und würde versuchen, mir mit dem Geld meines Vaters ein wenig Klasse zu erkaufen.«
»Und wer hat Ihnen so etwas erzählt? Bryce, nehme ich an.«
»Nicht nur er.« Mit immer noch hochgerecktem Kinn und roten Flecken auf den Wangen sah Mandy zu Jan hinüber.
»Jan?« Vor Überraschung klang Roz’ Stimme ganz sanft, und sie verspürte ein leises Bedauern, aber nur kurz, als sie sah, wie Jan das Blut in die Wangen schoss. »Du weißt es doch besser. Du solltest dich schämen.«
»Ich habe es aus einer verlässlichen Quelle gehört.« Jan zog die Schultern hoch.
»Aus einer verlässlichen Quelle?« Roz gab sich
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