Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
nichts an«, beeilte Stella sich zu sagen und warf Hayley im Rückspiegel einen giftigen Blick zu.
»Natürlich nicht«, pflichtete Roz ihr leichthin bei.
»Wir wollten dir einfach irgendwie sagen, wenn du glücklich bist, sind wir es auch. Und wir finden, dass Mitch ein prima Kerl ist, und wir sind absolut dafür …«
»Menschenskind.« Hayley beugte sich so weit vor, wie ihr Sicherheitsgurt es erlaubte. »Was sie auf Stella-Art zu sagen versucht, ist: Nichts wie ran!«
»Das stimmt nicht. Nicht ganz. Ich versuche zu sagen, und zwar etwas zart fühlender …«
»Zart fühlender, so ein Quatsch. He, nur weil jemand schon ein bisschen älter ist und so, heißt das noch lange nicht, dass er nicht mal ordentlich angefasst werden will und es auch verdient hat, genau wie du und ich.«
»Oh«, seufzte Roz, »ich wiederhole: Mein Gott.«
»Du bist schön und sexy«, fuhr Hayley fort. »Er sieht umwerfend aus und ist auch sexy. Also ist Sex doch wohl … Sie kann das wirklich noch nicht verstehen, oder?« Mit einem Seitenblick auf Lily, die mit ihren Fingern spielte, biss Hayley sich auf die Lippen. »Ich habe neulich gelesen, dass Babys alle Reize um sich herum aufnehmen, auch Stimmen und Wörter, und sie irgendwie speichern. Hoppla, da sind wir ja schon.«
Sie ergriff die Wickeltasche, sprang in den Regen hinaus und rannte um den Wagen herum, um Lilys Gurt zu öffnen und ihr eine Decke um den Kopf zu legen. »Sagt bloß nichts Interessantes, während ich weg bin. Das ist mein Ernst.«
Als sie zum Haus stürzte, seufzte Roz aus tiefster Seele auf. »Die Hälfte der Zeit gibt dieses Mädel mir das Gefühl, ich wäre ein alter Tattergreis, und die andere Hälfte das Gefühl, ich wäre ungefähr achtzehn und noch nicht trocken hinter den Ohren.«
»Ich weiß, was du meinst. Und ich weiß, es klingt, als wollten wir in deinem Privatleben herumschnüffeln und uns einmischen,
aber das ist nur, weil, na ja, weil wir dich so gern haben, das ist alles. Und außerdem haben wir uns schon gefragt, wann du und Mitch wohl den nächsten Schritt tut.«
»Aha, gefragt habt ihr euch.«
Stella zuckte zusammen. »Das Thema kam irgendwann einmal beiläufig zur Sprache. Ein- oder zweimal.«
»Wie wär’s, wenn ich es euch einfach sage, ob und wann ich beiläufig darüber reden möchte?«
»Klar. Kein Problem.«
Als Hayley zurück zum Wagen rannte und die Tür aufriss, räusperte Stella sich vernehmlich und schüttelte rasch den Kopf. Während Hayley entgeistert aufstöhnte, fuhr Stella vom Straßenrand auf die Fahrbahn und sagte munter: »Wisst ihr was, ich habe mir überlegt, wie wir die Blumenerde am besten präsentieren können.«
Ihr Leben veränderte sich nicht, rief Roz sich ins Gedächtnis, nur weil sie mit einem Mann ins Bett gegangen war, den sie attraktiv und anziehend fand. Das Leben ging weiter, mit all seinen Aufgaben und Pflichten, seinen Ärgernissen und Freuden.
Als sie zur monatlichen Versammlung ihres Gartenbauvereins fuhr, war sie sich nicht sicher, in welche Kategorie sie dieses Ziel einordnen sollte.
Seit den Zeiten ihrer Großmutter war immer jemand aus der Familie Harper Mitglied im Gartenbauverein gewesen. Ihre Großmutter war sogar an dessen Gründung im Jahre 1928 beteiligt gewesen, und viele der ersten Versammlungen hatten in Harper House stattgefunden.
Als Besitzerin eines Gartencenters fühlte Roz sich doppelt verpflichtet, die Gruppe zu unterstützen und ein aktives Mitglied zu bleiben. Manches daran machte ihr auch Spaß. Sie redete gerne mit Gleichgesinnten über den Gartenbau und fand, der Verein habe sich mächtig ins Zeug gelegt, um Spenden für Verschönerungsprojekte aufzutreiben.
Andererseits gab es auch viele, die sich einfach nur aufbrezeln, etwas essen und tratschen wollten.
Sie betrat den Versammlungsraum im Country Club, in dem die Frauenstimmen schon wie in einem Bienenstock durcheinander summten. Quadratische emaillierte Töpfe, die von vorgetriebenen Narzissen überquollen, schmückten festlich die Tische, die mit lindgrünem Leinen gedeckt waren. Vorne im Raum stand ein Podium für die verschiedenen Vorsitzenden des Ausschusses, die einen Bericht erstatten oder einen Vortrag halten würden.
Roz konnte dem Himmel nur danken, dass sie zurzeit keinerlei Vorsitz innehatte.
Als sie weiter in den Raum trat, flogen Blicke in ihre Richtung, und das Stimmengewirr wurde leiser. Und brach ab.
Um beinahe sofort wieder anzuheben, nur ein wenig zu laut, ein wenig zu munter. Roz
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