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Dunkle Seelen

Dunkle Seelen

Titel: Dunkle Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
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Brauen zusammen. »Okay. Weißt du was?Von der Willkommensparty zu Trimesterbeginn ist noch eine halbe Flasche Roter übrig. Wie wär’s wenn wir sie uns schnappen und damit zum Strand hinuntergehen?«
    »Ich glaube nicht...«
    »Hör zu, Cassie.« Er senkte die Stimme, als sie als Letztes den Gemeinschaftsraum verließen und die Tür hinter sich schlossen. »Wenn es wegen gestern Abend ist, tut es mir leid. Ich möchte nicht, dass du denkst... ich habe dir versprochen, dich nicht weiter zu bedrängen. Und das wollte ich auch nicht. Du... du hast einfach ausgesehen, als könntest du jemanden zum Reden gebrauchen.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Das ist es nicht. Ehrlich.«
    »Bist du dir sicher?« Er klang so verunsichert, dass sie ihm lächelnd eine Hand auf den Arm legte.
    »Ganz und gar. Und außerdem würde ich gern am Strand spazieren gehen. Ich will nur lieber meinen Kopf frei bekommen, statt mir noch mehr Verwirrung einzuhandeln.« Sie verkniff sich ein Grinsen, als sie Richards leicht enttäuschten Blick sah. »Meinst du, du könntest eine kalte Cola auftreiben?«
    »Dein Wunsch ist mir Befehl.« Mit einer tiefen Verbeugung verschwand er wieder im Gemeinschaftsraum.
    Sie machten dann doch keinen Spaziergang. Cassie war so müde, dass sie sich lediglich auf einen Stein hocken und durstig aus der gekühlten Colaflasche trinken konnte, die Richard aus dem Gemeinschaftsraum stibitzt| hatte. Winzige Wellen plätscherten müßig gegen den kleinen sichelförmigen Strand und phosphoreszierten unter demm Sternenhimmel. Sie konnte die Blumen im Garten riechen, verwehten Rauch und Autoabgase aus der Stadt und die sanfte, allgegenwärtige Brise des Bosporus. Etwas raschelte im Unterholz am Rand des Strandes: eine Katze vielleicht. Flutlichtbeschienene Türmchen und Kuppeln erstrahlten in einer blassen Linie auf der anderen Seite des Wassers, dort wo die Stadt sich in den Himmel reckte.
    Genau das brauchte sie. Ein wenig Frieden, nur für einen Moment. Kurz abschalten. Abermals setzte sie die Flasche an die Lippen.
    Richard lag flach neben ihr auf dem Fels, die Hände auf dem Bauch gefaltet, und schaute in den Himmel hinauf. Er schien sich große Mühe zu geben, sie nicht zu berühren. Trotzdem fühlte sie sich in seiner Gesellschaft wohler als seit sehr langer Zeit mit irgendjemandem sonst.
    Sie war immer gut mit ihm ausgekommen, dachte sie, selbst als sie ihn nicht besonders gemocht hatte. Das lag nicht nur an seinem Charme, da war noch etwas anderes... seine Verletzbarkeit vielleicht? Oder einfach seine schier animalische Anziehungskraft; das konnte durchaus etwas damit zu tun haben. Sie schloss die Augen und lächelte in der Dunkelheit vor sich hin. Im letzten Jahr hatte sie sich in ihn verliebt, war von ihm enttäuscht worden, hatte sich wieder ihn verliebt und war dann auf die abscheulichste Art und Weise von ihm betrogen worden, als er sie in die Auserwähltenzeremonie gelockt hatte. Und doch hatte er es wieder einmal irgendwie geschafft, sich reinzuwaschen. Es war unglaublich einfach, mit ihm zusammen zu sein, und das war etwas, was sie mehr und mehr zu schätzen wusste. Besonders, da ihr Leben immer komplizierter wurde. Wenn sie mit Richard zusammen war, verspürte sie nicht diese ständige Leidenschaft, die Angst und das Verlangen, das sie bei... bei anderen erlebte. Mit ihm fühlte sie sich irgendwie sicher. Behaglich. Und trotzdem kribbelte es. Um genau zu sein, war es sehr, sehr schön mit ihm.
    Cassie war jetzt beinahe schläfrig. Es war ihr fast gelungen, die stets zunehmenden Sorgen aus ihrem Kopf zu verbannen — nur für einen Moment. Die schaumigen kleinen Wellen zischten und zogen sich in hypnotischem Rhythmus wieder vom Sand zurück. Im Augenblick konnte sie nichts tun — weder wegen Jake noch wegen des Grundes für seinen Aufenthalt in Istanbul, und auch nicht wegen der Frage, was Isabella möglicherweise vor ihr verheimlichte oder wo Ranjit stecken mochte... oder was ihm möglicherweise zugestoßen war. »Cassie?«
    »Hm?« Schläfrig fragte sie sich, ob Richard sie anbaggern wollte. Alles in allem kam sie zu dem Schluss, dass es ihr nicht allzu viel ausmachen würde.
    Aber er tat es nicht. Er richtete sich auf, verschränkte die Hände fester ineinander, als bete er, und sagte: »Es gibt da etwas, das ich dir erzählen wollte.«
    Cassie drehte die Colaflasche in den Sand, bis sie aufrecht stehen blieb. Dann wandte sie den Kopf um und betrachtete Richards Gesicht. Er schaute immer noch

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