Dunkle Sehnsucht des Verlangens
Vampir angelockt zu
haben, der nun so fest entschlossen war, ihre ganze Familie zu vernichten. Wenn
sie sich ihm hingab, wenn sie den Rest ihres Lebens opferte, würde es ihr vielleicht
gelingen, ihre Familie zu beschützen. Unablässig lockte er Syndil an,
verstärkte ihre Schuldgefühle. Er verwirrte sie, bis sie schließlich nicht mehr
wusste, was Wahrheit und was Täuschung war. Hatte ihre Seele wirklich nach ihm
gerufen und ihn angefleht, sie endlich von ihrem trostlosen Dasein zu befreien,
wie er ihr ständig einflüsterte?
Nein! Barack. Er hatte sich in den
letzten Tagen sehr verändert. Er leugnete, dass zwischen ihm und Syndil eine
geschwisterliche Bindung bestand, und kommandierte sie herum, als hätte sie
seinen Respekt nicht verdient. Und dennoch riskierte er sein Leben, um den
Vampir zu bekämpfen, der es auf sie abgesehen hatte und sie auf die Seite des
Bösen locken wollte. Selbst jetzt noch setzte Barack alles daran, das Böse
nicht die Oberhand gewinnen zu lassen.
Die Stimme in Syndils
Gedanken klang sanft, beinahe zärtlich. Bestimmt versuchte Barack, sie zu
täuschen, denn er konnte mit seiner Stimme und seinen sinnlichen, attraktiven
Zügen jede Frau glauben machen, dass sie ihm etwas bedeutete. Doch er war
längst nicht mehr in der Lage, etwas zu empfinden. Du hast den Untoten mit keinem
deiner Gedanken angelockt, Syndil. In dir ist nichts Böses, keine
Verdorbenheit. Du bist das Licht unseres Lebens, genau wie Desari. Ohne dich
können wir nicht existieren. Ich werde ihm nicht gestatten, dich von uns zu
nehmen, von mir. Hör mich an, Syndil! Wenn du mich jetzt nicht unterstützt,
deinen Geist ganz mit meinem verbindest, damit wir gemeinsam seinen Bann
brechen können, werde ich dir folgen, wohin er dich auch bringen mag, und bis
zum Tode um deine Rückkehr kämpfen.
Barack klang so fest
entschlossen, dass Syndil nicht anders konnte, als ihm zu glauben. Doch wenn
sie jetzt ihren
Geist vollständig mit seinem verband, würde Barack von all den Erinnerungen
erfahren, die sie auch vor sich selbst verbarg. Sie würde ihm nie wieder in die
Augen sehen können, wenn er erfuhr, was Savon ihr angetan hatte. Er würde jeden
Gedanken kennen, die Scham und Furcht, die Erniedrigung ... Schlimmer noch, er
würde auch von all den geheimen, intimen Gedanken erfahren, die Syndil selbst
am liebsten verdrängt hätte. Sie stöhnte leise auf und spürte, wie sich der
Griff des Vampirs festigte. Nein, sie konnte es nicht - sie konnte nicht
zulassen, dass Barack von ihren geheimen Wünschen und Leidenschaften erfuhr nicht einmal für ihre geliebte
Desari.
Ohne Warnung schlug Barack zu.
Er drang in ihren Geist ein und ergriff davon Besitz, ehe Syndil wusste, wie
ihr geschah. Sie war unfähig, sich ihm zu widersetzen. Entweder hatte die
Heilung der verbrannten Erde ihr zu viel Energie geraubt oder sie war einfach
hilflos angesichts von Baracks Entschlossenheit. Vielleicht war er schon immer
viel stärker gewesen, als sie geahnt hatte. Er meinte jedes Wort bitterernst.
Er würde ihr folgen, wohin sie auch ging, und um ihre Rückkehr zur Familie
kämpfen, auch wenn es ihn das Leben kostete. Barack würde sie niemals dem
Vampir überlassen. Schließlich wählte Syndil den Weg des geringsten Widerstands
und verband ihre Kräfte mit seinen.
Desari unterstützte die beiden
mit ihrer Stimme und übte damit einen ständigen Druck auf den Bann aus, mit dem
der Vampir Syndil belegt hatte. Gleichzeitig spürte sie, wie die Finger des
Untoten von ihrem Hals glitten. Er hatte nicht genügend Kraft, so viele
Illusionen gleichzeitig aufrechtzuerhalten. Wenn er Syndil in seiner Falle
halten wollte, musste er Desari freigeben. Als sich sein Griff lockerte, nahm
Desaris Stimme einen triumphierenden Klang an. Die Töne erfüllten die Nacht und
halfen jedem, der sie hörte.
Auch Darius vernahm die Melodie,
die pure Lebensfreude auszudrücken schien. Um ihn herum, in den nahe gelegenen
Feldern und Flüssen, reagierten die Tiere auf Desaris Stimme. Der Wind trug die
Klänge mühelos durch den verbrannten Wald und brachte sogar die Ghouls zum
Schweigen, die sich zum Angriff rüsteten. Sie hielten Darius für hilflos,
gefangen in der Falle ihres Herrn und mit einem Bannzauber belegt, doch Desaris
Stimme vereitelte die Pläne. Die Töne, die seinen Geist erfüllten, schützten
ihn, wie keine andere Waffe es vermocht hätte.
Seine Schwester. Er hatte sie
schon immer bewundert. Sie war so schön, innerlich und äußerlich. Ihr
weiblicher
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