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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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auch schon zu meinem nächsten Problem führte, einem weniger tödlichen als peinlichen, diesmal. Ich räusperte mich und sah von Vlad weg.
    »Also, Marie meinte zwar, es würde nicht noch mal passieren, aber nur für den Fall, dass ich die Restwesen rufen kann, sie wieder banne und dir hinterher Avancen mache, dann meine ich das nicht so. Das ist nur die Gier der Toten, die noch in mir ist. Ich will dich dann nicht plötzlich bespringen.«
    Vlad warf den Kopf zurück und lachte schallend. Pinkfarbene Tränen glitzerten in seinen Augen, bevor er sich wieder so weit unter Kontrolle hatte, dass er nur noch leise in sich hineinkicherte.
    »Ist gebongt. Ich sorge dafür, dass du weder mich noch sonst jemanden bespringen kannst«, meinte er schließlich mit noch immer zuckenden Lippen.
    Ich atmete tief ein und dann wieder aus, um mich zu sammeln, bevor ich den Sprung ins Jenseits wagte. Ich hatte keine Ahnung, wie ich die Restwesen herbeirufen sollte, aber für den Anfang würde ich mir mal die Verbindung zunutze machen, die ich zu den normalen Geistern hatte, und dann weitersehen.
    »Bist du sicher, dass du dabei sein willst, wenn ich das mache?«, erkundigte ich mich mit besorgter Miene bei Vlad.
    »Im glücklichsten Fall wirst du verletzt. Im schlimmsten kann ich sie nicht davon abhalten, dich umzubringen.«
    In Vlads Gesicht stand eine Mischung aus wilder Entschlossenheit und verwegener Angriffslust, sodass ich mich fragte, ob er auch so dreingeblickt hatte, als er vor Jahrhunderten hoch zu Ross dem Feind entgegengeprescht war.
    »Ich habe den Großteil meines Lebens mit einem Bein im Grab verbracht. Deine Ermahnungen kannst du dir für Kleinkinder aufsparen, Cat; an mich sind sie verschwendet.«
    Verdammter arroganter rumänischer Fürst. Hoffentlich waren das nicht seine letzten Worte.
    »Also gut.« Ich fing an, die Päckchen voller Knoblauch und Pot abzulegen, die ich mir in die Klamotten gestopft hatte. »Versuchen wir's.«

    Um uns zirpten unablässig die Grillen, die meisten verborgen im Gras. Die Moskitos, die ich in der Nähe herumschwirren sah, ließen Vlad und mich in Ruhe. Sicher mochten sie kein untotes Blut, was vermutlich auch gut so war.
    Die Welt hatte auch ohne Horden unsterblicher Moskitos genug Probleme.
    Vlad lehnte lässig an einem Grabstein und beobachtete mich schweigend. Ich hatte beschlossen, das Experiment auf dem älteren Teil des Friedhofs durchzuführen, und das nicht nur weil der am weitesten von der Straße und zufällig Vor-beikommenden entfernt lag. Es tat zwar nichts zur Sache, aber ich fand es dort irgendwie hübscher. Die einfachen, am oberen Ende abgerundeten Grabsteine und Kreuze erinnerten mich an die Friedhöfe meiner Jugend. Als Teenager hatte ich dort angefangen, nach potenziellen vampirischen Opfern zu suchen, aber nie welche gefunden. Die Erkenntnis, dass Vampire sich eher mit Lebenden als mit ungenießbaren Toten umgaben, hatte allerdings nicht lange auf sich warten lassen.
    Außer uns waren zwar keine anderen Vampire oder Ghule anwesend, aber wir waren nicht die einzigen übernatürlichen Wesen, die sich in der Finsternis herumtrieben. In der Luft hing ein Prickeln wie unsichtbarer Nebel, das von der Restenergie nicht fühlender Geister kündete. Von Zeit zu Zeit durchströmten stärkere Vibrationen die Atmosphäre, und ich konnte eine undeutliche Silhouette erspähen, bevor sie wieder verschwand. Auf diesem Friedhof gab es nicht nur Geister ohne Bewusstsein, aber über die würde ich mir spä-
    ter Gedanken machen. Wenn ich herausgefunden hatte, ob ich in der Lage war, mein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
    »Mach hin ...«, drängte Vlad.
    »Du bist jetzt fast siebenhundert Jahre alt, da kommt's auf die paar Minuten auch nicht mehr an«, murrte ich, versuchte dann aber, mich auf die summende Energie in der Atmosphäre zu konzentrieren. Vielleicht war das ja das Tor zu dem Ort, an dem die Restwesen schlummerten, wenn sie nicht gerade brutal ins Hier und Jetzt zurückgerissen wurden. Ich bemühte mich, all meine emotionalen Schutzschilde zu senken, mich Maries Magie zu öffnen, die, das wusste ich, nach wie vor in meinem Blut war.
    Silberblitze kamen aus allen Richtungen auf mich zu-geschossen, so schnell, dass ich nicht einmal mein Messer hätte zücken können, obwohl mir das in diesem Fall sowieso nichts genutzt hätte. Im nächsten Augenblick starrte ich fünf Geister an, zwei Männer, zwei Frauen und ein Mädchen. Alle starrten erwartungsvoll zurück.
    »Ja?«,

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