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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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verflüchtigt hatten, konnte ich nur verbal um mich schlagen.
    »Das soll wohl ein Witz sein«, bellte ich in den Raum hinein. »Ich dachte schon, es wäre ein mieser Zug von euch, mir nichts von Dons Krankheit zu sagen, dabei hattet ihr noch ganz andere Geschosse auf Lager!«
    »Zehn Minuten Auszeit für alle«, rief Dave. Die vielen Teammitglieder brachen ihre jeweiligen zermürbenden Aktivitäten ab und marschierten aus dem Raum - durch die mir gegenüberliegende Tür, wie mir auffiel.
    Binnen Minuten war der Trainingsraum leer bis auf Cooper, Dave, Tate, Bones, Juan und meine Mutter, die, von Bones einmal abgesehen, als Einzige kein schuldbewusstes Gesicht machte.

    »Catherine, reg dich nicht künstlich auf«, tadelte sie mich, als sie zu mir kam. »Ich mache schließlich nichts, was du nicht seit über zehn Jahren tust.«
    »Und ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich dabei schon fast draufgegangen wäre«, schoss ich zurück und unterdrückte den Drang, sie zu schütteln.
    Der Blick ihrer blauen Augen wurde kälter. »Ich bin draufgegangen«, antwortete sie rundheraus. »Indem ich mich vor dem Bösen in dieser Welt versteckt habe, konnte ich mich nicht schützen. Damals nicht und die Male davor auch nicht.«
    Als ich sie hörte, bekam ich ein schlechtes Gewissen, das meinem Zorn die Spitze nahm. Abgesehen von der Nacht, in der sie meinen Vater kennengelernt hatte, war immer ich schuld daran gewesen, dass Vampire und Ghule sie misshandelt hatten. Monster kämpften nicht fair, und wenn sie hinter mir her gewesen waren, dann immer auch hinter denen, die mir nahestanden. Der letzte Vampir, mit dem ich aneinandergeraten war, hatte geglaubt, er könnte mir eine Lektion erteilen, indem er meine Mutter gegen ihren Willen verwandelte. Ich bereute nur, dass ich ihn nicht mehr als einmal umbringen konnte.
    »Ist aber doch ein ziemlicher Unterschied, ob man sich vor der Gefahr versteckt oder sich ihr direkt in die Arme wirft«, bemerkte Bones in sachlicherem Tonfall als ich. »Du kannst das Unrecht, das man dir zugefügt hat, nicht wiedergutmachen, indem du dich überforderst, Justina.«
    »Du hast recht, mir kann man nicht mehr helfen«, sagte sie, während ihr Gesicht, das eher zu einer Mittdreißigerin als zu einer Sechsundvierzigjährigen gepasst hätte, sich verdüsterte. »Anderen aber schon«, fuhr sie fort. »Was ich bin, kann ich nicht ändern, aber die Tötung dieses Vampirs vor ein paar Monaten hat mir bewusst gemacht, dass ich zumindest verhindern kann, dass andere genauso enden.«
    Klingt wie ich, als ich jünger war, dachte ich ungläubig. So lange hatte ich mein wahres Wesen verabscheut und meine Unwissenheit und meinen Hass an anderen Vampiren ausgelassen, weil ich glaubte, ich könnte damit das Unrecht meines Vaters wiedergutmachen. Hätte Bones mir nicht klarge-macht, dass das Böse eine Entscheidung und keine Spezies war, wäre ich vielleicht heute noch in diesem Teufelskreis der Selbstzerstörung gefangen gewesen.
    Und schon zum zweiten Mal an diesem Tag waren mir dieselben kleinkarierten Argumente um die Ohren gehau-en worden, die ich selbst einst benutzt hatte. Ich warf einen kurzen, flehentlichen Blick gen Himmel. Jetzt hast du mir aber genug den Spiegel vorgehalten, lieber Gott, ehrlich.
    »Und wenn du Hunderte von kriminellen Vampiren und Ghulen tötest, der Schmerz wird nicht vergehen«, sagte ich schließlich und bekam immer stärker das Gefühl, ein Deja-vu zu erleben, denn jetzt klang ich wie früher Bones. »Glaub mir, ich weiß es. Nur wenn du dich selbst akzeptierst, wird der Schmerz nachlassen, und das heißt, du musst auch das annehmen, was dir nicht gefällt und worauf du keinen Einfluss hast.«
    Meine Mutter sah weg und blinzelte einen rosafarbenen Schimmer fort, der kurz in ihren Augen gestanden hatte.
    »Ach ja? Rodney hat mich akzeptiert. Ihr wisst ja, wie es ihm bekommen ist.«
    »Rodney hat dich nicht nur akzeptiert, er hat dich geliebt«, sagte Bones leise. »Sonst hätte er bei dem Versuch, dich zu retten, nicht sein Leben geopfert.«

    Sie drehte sich abrupt von uns weg, sodass wir nur noch ihren Rücken sehen konnten, doch obwohl sie hoch auf-gerichtet stand, sah ich, wie ihre Schultern bebten. Ich wollte sie umarmen, wusste aber, dass mein Mitgefühl nur Salz in ihren Wunden gewesen wäre. Eine Umarmung würde ihr nicht den einzigen Mann zurückbringen, zu dem sie je eine echte Bindung aufgebaut hatte.
    »Ich werde mir jeden mordenden Blutsauger vorknöpfen, den ich

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