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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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sehen.
    »Ich hatte ganz vergessen, wie sehr du es genießt, mich beim Training fertigzumachen. Man darf sich für keinen noch so miesen Trick zu schade sein, stimmt's?«
    Sein Grinsen wurde noch dreckiger, was meinen Verdacht bestätigte. »Jetzt, wo du einmal gesprungen bist, dürfte es mir schwerer fallen, dich weit genug aus der Reserve zu locken, dass dir das Fliegen glückt. Vielleicht muss ich dich diesmal ja doch runterwerfen, um dich ausreichend in Rage zu bringen.«
    » Denk nicht mal dran«, warnte ich ihn.
    Er zog die Brauen hoch. »Soll das eine Drohung sein, Kätzchen?«
    Urplötzlich stand er auf der anderen Seite neben mir. Alles ging so schnell, dass ich keine Chance hatte. Ein kurzer Griff, ein Stoß ... und ich taumelte Richtung Fluss; eine Litanei von Flüchen sprudelte in ebenso rasanter Geschwindigkeit aus mir hervor.
    »Gottverflucht noch mal, jetzt bist du fällig! Warte nur, bis ich dich in die Finger kriege, du Mistkerl ...!«
    »Alles leeres Geschwätz, Süße«, hörte ich seine Antwort.
    Dann klatschte ich in den Fluss, was meine Hasstirade abreißen ließ. Prustend kam ich wieder an die Oberfläche und sah Bones über mir schweben, der sich diesmal gar nicht erst die Mühe machte, sich das Lachen zu verkneifen.
    »Du siehst aus wie eine nasse Ratte. Nächstes Mal pro-bierst du es vielleicht mal mit weniger Gefuchtel und mehr Konzentration.«
    »Das wirst du mir büßen «, rief ich und versuchte, ihn zu fassen zu kriegen.
    »Wenn du auf Rache aus bist, komm und hol sie dir«, spottete er und flog gerade so weit weg, dass ich ihn schwim-mend nicht erreichen konnte.
    Meine Augen wurden schmal. Er wollte also Spielchen spielen, hm? Na ja, ich hatte vielleicht vergessen, wie sehr er es genoss, mich im Training fertigzumachen, aber er hatte offensichtlich vergessen, wie schnell ich lernte. Du bist schon zweimal geflogen, also kannst du es. Du brauchst bloß noch ein bisschen Übung , hatte er vorhin erst zu mir gesagt.
    Oh, und wie ich üben würde. Jetzt sofort.
    Ich kanalisierte meine Rachegedanken, indem ich mir vorstellte, die Luft über mir sei eine Leiter, die ich erklim-men konnte, wenn ich es schaffte, ihr in meinen Gedanken eine feste Form zu verleihen. Bones flog weiter kleine Kreise über mir, erkundigte sich, wie mir mein abendliches Bad gefiel, und mutmaßte, dass Katzen offensichtlich doch nicht so wasserscheu waren. Ich ignorierte seine Spitzfindigkei-ten und stellte mir weiter vor, die Luft wäre eine formbare Masse.
    Energie begann gegen meinen Körper zu drücken, immer stärker, bis sie so stetig pochte wie einst mein Herzschlag.
    Denk daran, wie die Luft sich vorhin angefühlt hat. Sie ist kein leerer Raum. Sie ist etwas, das du formen und gestalten kannst, etwas, das dich nach oben und hinter ihm hertragen kann, wenn du dich nur richtig konzentrierst...
    Als ich spürte, dass die Luft über mir im Gleichklang mit der Energie in meinem Körper pulsierte, schwang ich mich aus dem Wasser. Bones schwebte gerade wieder über mir, und ich stürzte mich auf ihn, auch wenn er mir in letzter Sekunde noch ausweichen konnte. Das Glücksgefühl kehrte zurück, eine Art Adrenalinstoß, als ich spürte, wie die Luft sich meinem Willen beugte und mir so viel Schwung und Sicherheit verlieh, dass ich ihn packen und uns beide im Flug herumreißen konnte.
    Mit triumphierendem Kichern griff ich fester zu, riss Bones mit mir in den Fluss hinab und hörte gerade noch sein Lachen, bevor die Wellen über uns zusammenschlugen.

    »Jetzt weiß ich, warum du eine Suite auf dem Dach genommen hast«, bemerkte ich, als Bones mit mir im Arm eine elegante Landung auf der Dachterrasse hinlegte. Nach den vielen Übungsstunden, die ich hinter mir hatte, wäre ich vermutlich selbst in der Lage gewesen zu landen, hätte dabei aber womöglich Teile des schmiedeeisernen Mobiliars beschädigt.
    »Kommt uns jetzt gelegen«, meinte er mit einem vielsagenden Blick auf sein zerrissenes Hemd und die Hose, die mir zum Opfer gefallen waren, als ich ihn vorhin aus der Luft geholt hatte. Wären wir ganz normal durch die Lobby gegangen und dort so zerfleddert und durchgeweicht irgendwelchen versnobten Hotelgästen unter die Augen gekommen, hätten die wegen uns noch einen Herzinfarkt gekriegt.
    Ich schenkte ihm ein Grinsen. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich mich rächen würde.«
    Sein Lachen wirkte wie eine Liebkosung auf meine Sinne. Nass und nach Brackwasser stinkend konnte Bones mich noch immer verzaubern. Seine

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