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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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unsere Spezies zum Krieg aufstachelt!«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. Ich hatte angenommen, dass er zu Apollyon gehörte, wenn er nicht auf Maries Befehl handelte, aber er schien kein Freund von ihm zu sein.
    »Wer ist wir?«, fragte Bones und ließ die Finger beinahe zärtlich über die sich regenerierenden Hautstellen des Ghuls gleiten, die Vlad versengt hatte. Selbst diese leichte Berührung entlockte dem Körperfresser ein lautes Stöhnen, bevor er antwortete.
    »Leute wie ich, die wissen, dass Apollyon aus Egoismus einen Krieg anzetteln will, nicht aus Sorge um unsere Art.«
    Der Ghul warf mir einen kühlen Blick zu. »Die Hinrichtung dieses anderen Halbbluts hat Apollyon vor Jahrhunderten schon einmal die Tour vermasselt, also verbietet er seinen Anhängern jetzt, ihr etwas anzutun. Wenn wir ihn aufhalten wollen, bevor er zu viele mit seinem Wahnsinn infiziert, muss sie sterben.«
    Bones schmetterte den Schädel des Ghuls so hart auf den Beton, dass ein Teil absplitterte und wie eine grausige Mi-niatur-Frisbeescheibe mit einem Scheppern unweit von meinen Füßen landete. Ich wandte den Blick ab und rieb mir, gepackt von plötzlicher Müdigkeit, die nichts mit d^m na-henden Sonnenaufgang zu tun hatte, die Schläfe. Es hätte mich nicht überraschen sollen, dass es nicht nur unter den Vampiren solche geben würde, die meinen Tod als Mittel sahen, den Krieg zu verhindern, aber ich hatte nicht erwartet, dass die Dinge sich so schnell entwickeln würden. Außerdem hatte ich angenommen, dass Apollyon ebenfalls meinen Tod wollte. Ich Dummerchen hätte doch ahnen müssen, dass mein Ableben nicht in seinen Masterplan von der Herren-rasse passte. Kein Wunder, dass seine Ghule Bones und mir in Ohio aus dem Weg gegangen waren. Wir waren so sicher wie kein anderer Vampir in diesem Land, wenn Apollyon seinen Leuten untersagt hatte, uns etwas anzutun.
    »Warum ist Apollyon sich eigentlich so sicher, dass die Ghule aus einem Krieg gegen die Vampire als Sieger hervorgehen würden?«, fragte ich den Ghul, mir noch immer die Schläfe reibend. »Nichts für ungut, aber meiner Erfahrung nach haben Blutsauger einige Vorteile gegenüber Körperfressern.«
    Der Ghul wirkte noch ein wenig benommen von seinem gerade erst erlittenen Schädeltrauma, schaffte es aber, mir zu antworten.
    »Ghule sind schwerer zu töten als Vampire, die gegen Silber allergisch sind. Ausschlaggebend ist aber, dass Majestic nichts mehr mit der Welt der Vampire verbindet, seit ihr Erschaffer tot ist. Sollte die Ghul-Nation in den Krieg ziehen, wird sie ihre eigenen Leute und nicht die Vampire unterstützen.«
    Vlad ließ ein kurzes Auflachen hören. »Deine Gehirn-funktionen sind wohl noch nicht wieder ganz hergestellt, wenn du glaubst, ein Ghul allein könnte den Krieg gewinnen.«

    »Ich weiß nicht, ob Majestic allein uns zum Sieg führen kann«, antwortete der Ghul und klang dabei so erschöpft wie ich mich fühlte. »Apollyon glaubt es. Aber meine Brüder im Glauben sind der Ansicht, dass beide Seiten unvorstellbare Verluste erleiden würden, wenn wir Krieg führen, und wer könnte sich dann noch als Gewinner bezeichnen?«
    Irgendwie konnte ich den Ghul verstehen. Er hatte begriffen, was den meisten anderen verschlossen blieb: dass man nicht von einem Sieg reden konnte, wenn sich beide Seiten fast auslöschen mussten, um ihn zu erringen. Anders als Apollyon war dieser Ghul nicht von blindem Machtstre-ben getrieben; tatsächlich hatten er und seine Mitstreiter auf ihre eigene verdrehte Art auch nur versucht, Leben zu retten. Ihrer Strategie konnte ich vielleicht nicht viel abgewinnen, aber sie hatten weit bessere Gründe für ihr Handeln als so manch anderer Killer, der mich bisher aufs Korn genommen hatte.
    »Von deinen toten Kumpels im Hotel mal abgesehen, wie viele Leute habt ihr so bei euch im Trupp?«, fragte Bones mit unverändert strenger Miene. Ein Blick auf Vlad zeigte mir, dass ihn die Sache ebenfalls kaltließ. Anscheinend war ich die Einzige, die Mitgefühl für meinen verhinderten Mörder empfand.
    Der Ghul lächelte. Da sein zertrümmerter Schädel noch heilte, war das kein schöner Anblick. »Wir sind in kleine Gruppen unterteilt und kennen niemanden außerhalb unserer eigenen Einheit, damit wir unsere Brüder nicht verraten können, falls wir in Gefangenschaft geraten.«
    Klasse. Dieses auf mich angesetzte Killerkommando war von einem richtig klugen Geist ersonnen worden. Vielleicht sollte ich mir schon mal einen Grabstein aussuchen. War es

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