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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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nicht Kennedy gewesen, der gesagt hatte, dass man im Grunde nichts unternehmen kann, wenn ein Killer bereit ist, bei einem Anschlag sein Leben zu opfern? Wenn ja, hatte er auf makabre Weise selbst den Beweis für seine Theorie erbracht.
    »Wie habt ihr uns gefunden?«, fuhr Bones fort.
    Der Blick des Ghuls wanderte wieder zu mir. »Wir haben gehört, dass ihr euch mit Majestic treffen wollt. Wir haben den Flughafen, die Docks, den Bahnhof und die Brü-
    cken überwacht. Es gibt nicht so viele Wege, die in die Stadt führen. Als ihr da wart, sind wir euch ins Hotel gefolgt. Da du keinen Helm getragen hast, wart ihr gut zu erkennen.«
    »Sag ich doch: Mit Helm ist es sicherer«, murrte ich. Die Bemerkung hatte ich mir nicht verkneifen können.
    Bones warf mir einen Blick zu und zerrte dann den Ghul hoch. »Also dann. Wenn du mir nichts Wichtiges mehr zu sagen hast ...«
    »Lass ihn los«, bat ich Bones, der dem Ghul bereits in offensichtlich tödlicher Absicht den Arm um den Hals gelegt hatte. »Es besteht kein Grund, ihn umzubringen.«
    Bones hörte auf zuzudrücken, zog aber die dunklen Augenbrauen hoch. »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    »Nein.« Ich trat näher und sah dem Ghul fest in die Augen. »Wir wollen auch keinen Krieg. Deshalb versuchen wir, Apollyon aufzuhalten, bevor es so weit kommt, aber mein Leben werden wir dafür nicht opfern. Vielleicht kannst du diese anderen Gruppen ausfindig machen und sie wissen lassen, dass wir auf eurer Seite sind.«
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder Bones zu.
    »Wenn du ihn umbringst, nutzt das niemandem etwas. Ich wäre ihn zwar auch lieber los, aber auf seine Weise hat er nur versucht, sein Volk zu schützen.«

    Bones ließ mit einem gemurmelten »Eine Bewegung, und du bist tot« von dem Ghul ab, bevor er die paar Meter durchmaß, die uns trennten. Seine Hände legten sich sacht auf meine Schultern.
    »Sieh mal, Schatz, du kannst die Motive dieses Arschlochs so nachvollziehbar finden, wie du willst, aber Tatsache ist,...«
    Ich roch den Rauch, Augenblicke bevor ich das Plopp hör-te, das klang, als wäre ein Knallfrosch in die Luft gegangen.
    Das Geräusch war noch nicht verklungen, da klatschte etwas Dickflüssiges gegen meinen Rücken. Ich fuhr herum und starrte die Überreste des Ghuls an. Sein Körper war nach vorn in die Auffahrt gekippt, und sein Kopf war nur noch eine schwelende Masse.
    Um einiges langsamer drehte ich mich zu Vlad um, der seine Fingernägel inspizierte, als gäbe es die Flammen auf seinen Händen gar nicht, mit denen er Augenblicke zuvor noch den Kopf des Ghuls weggeblasen hatte.
    »Was zum Teufel war das?«, keuchte ich.
    »Vorzeitiger Flammenerguss«, antwortete er. »Kommt vor. Sehr peinlich, ich möchte nicht darüber sprechen.«
    Zu meiner Rechten erklang ein amüsiertes Schnauben.
    Ich drehte mich in die fragliche Richtung und konnte beobachten, wie Bones Vlad so hochachtungsvoll ansah, wie ich es noch nie erlebt hatte. Als er meinen Blick sah, wurde sein Gesicht wieder ernst.
    »Für euch ist das wohl so eine Art Witz, ja?«, fragte ich streng und deutete auf die noch qualmende Leiche des Ghuls.
    »Das war unsere Chance , Ghule, die Apollyon genauso hassen wie wir, auf unsere Seite zu ziehen. Ihr wisst schon: Meines Feindes Feind ist mein Freund. Aber nein, ihr beiden glaubt, mit einem Barbecue wäre uns besser gedient!«

    »Er hätte kaum überall von deinem Edelmut geschwärmt, wenn du ihn hättest laufen lassen«, antwortete Vlad, in dessen kupfrig grünen Augen keine Reue zu erkennen war. »Er wäre mit der frohen Botschaft zu seinen Fanatikerfreunden zurückgekehrt, dass du eine sentimentale Närrin bist, und sie hätten mit doppelter Kraft deine Ermordung geplant.
    Hör auf, untote Machtspiele mit menschlichen Maßstäben zu messen, Cat. Das Resultat würde dir nicht gefallen.«
    Bones sagte nichts, aber ein Blick in sein Gesicht bestä-
    tigte, dass er voll und ganz Vlads Meinung war. Verdammt, warum lief es immer darauf hinaus, entweder den blutigsten Weg zu gehen oder Tod und Niederlage zu riskieren ? Konnte man das Problem nicht einmal ausdiskutieren , statt zu wett-eifern, wer die meisten Gegner abmurksen konnte?
    »Es wird nicht immer so sein«, sagte Bones leise, als ihm der Grund meiner Enttäuschung bewusst wurde. »Du bist noch ein Neuling in unserer Welt, aber wenn solche Idioten wie Apollyon erst begriffen haben, dass sie dich nicht in die Knie zwingen können, werden sie sich leichterer Beute zuwenden.«
    Vlad

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