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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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gezwungen hatte. Der Ghul vor mir wusste das. Hatte nichts dagegen unternommen. Dafür musste er zahlen.
    » Cat!«
    Wieder zitterte meine Hand - und ich zog dem Ghul das Messer aus dem Rachen, indem ich es drehte und den Schrei genoss, den er dabei ausstieß. Ich trat von dem Mann zurück, atmete einmal tief durch und sagte mir, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Informationen waren wichtiger als Rache. Das wiederholte ich wie ein Mantra, bis ich glaubte, mich wieder einigermaßen im Griff zu haben.
    »Solltest du ihn nicht ansengen, um noch ein paar Informationen aus ihm herauszuholen«, fragte ich Vlad und klang dabei schon fast wieder normal, obwohl der Zorn noch in mir schwelte.
    Vlad warf mir einen unergründlichen Blick zu, während ein ganz leises Lächeln um seine Lippen geisterte. »Wenn du lange genug am Leben bleibst, jagst du eines Tages wo-möglich sogar mir Angst ein, Gevatterin.«
    »Auf irgendwas muss man ja hinarbeiten«, antwortete ich knapp. »Und er ist immer noch nicht damit herausgerückt, wo Apollyon ist.«
    »Nein, nicht wahr?«, meinte Vlad nachdenklich. Dann vollführte er einige seltsame Bewegungen mit den Händen, die dabei jedoch keine Flammen produzierten.
    »Hast du Ladehemmung ?«, erkundigte ich mich überrascht.
    »Schnauze«, gab Vlad zurück. »Ich wollte wissen, ob Dermot Zeichensprache versteht. Er macht aber nicht den Eindruck, wenn ich ihn mir so ansehe.«
    Ich warf einen Blick auf den jungen Ghul, der Vlads Hand-bewegungen mit einer Art morbider Faszination beobachtet hatte. Er nimmt sich Kids, die noch jung und nicht besonders schlau sind, hatte der andere Ghul über Apollyon gesagt.
    Wusste Dermot, dass er sich eine ganze Sprache aneignen konnte, in der weder verbale noch geschriebene Ausdrücke existierten? Wie einsam er sich gefühlt haben musste, ohne sich irgendjemandem richtig mitteilen zu können.
    »Alles wird gut«, wandte ich mich an Dermot. »Wir werden dir nichts tun, und bei diesen Leuten musst du auch nicht bleiben, versprochen.«
    Ein Stimmchen in meinem Hinterkopf sagte mir, dass Bones nicht gefallen würde, was ich vorhatte, aber das verdrängte ich. Er würde es zwar nicht gutheißen, aber verstehen würde er es.
    Motorenlärm untermalt von diversen Stöhnlauten erklang, als Licht und Ton des Kinokomplexes abrupt versag-ten. Mehr als eine Sekunde brauchte ich nicht, um meinen inneren Schutzpanzer so weit abzulegen, dass ich die Wut in den Köpfen der sich über den Stromausfall ärgernden Besucher hören konnte.
    Die Mühe hätte ich mir allerdings sparen können, denn über ein Megaphon entschuldigte sich bereits eine Stimme für die entstandenen Unannehmlichkeiten und versprach den Geschädigten Gutscheine für den nächsten Abend. War wohl der Manager. So gelassen wie er sich anhörte, hatte Mencheres wohl eine kleine Unterhaltung mit ihm geführt und dabei seinen Hypnoseblick wirken lassen. Sonst wäre der Typ sicher um einiges geknickter gewesen, weil ihm so viel Geld durch die Lappen ging und er auch noch für den Schaden aufkommen musste.
    Vielleicht würde ich dem Kino eine anonyme Spende zukommen lassen. Der Manager sollte keine finanziellen Ein-bußen hinnehmen müssen, nur weil irgendwelche kriegs-treiberischen Ghule mit Mordabsichten sein Etablissement zu ihrem Treffpunkt erkoren hatten.
    »Da kommt jemand, und es ist nicht Mencheres«, verkündete Vlad mit einem Kopfrucken.
    Ich zog ein weiteres Messer hervor und bewegte mich wieder hinter den Büschen in die Richtung, die er angegeben hatte. Etwa zwanzig Meter entfernt jedoch drangen vertraute Gerüche an meine Nase, und meine Anspannung ließ nach.
    Als ich die beiden Vampire sah, einer mit grauen Strähnen in den Haaren, der andere so dünn, dass seine Schulter-knochen beinahe durch sein Hemd stachen, wusste ich mit Bestimmtheit, wer sie waren.
    »Ed. Scratch«, rief ich sie leise. »Hier drüben.«
    Ich drehte mich um, ohne auf die beiden zu warten, weil ich Vlad nicht so lange mit den Ghulen allein lassen wollte. Zugegebenermaßen standen die Chancen, dass sie Vlad überwältigen würden, bei null. Die Chancen, dass er einen -
    oder beide - in meiner Abwesenheit abfackelte, lagen jedoch um einiges höher.
    Zu meiner Erleichterung waren sowohl Dermot als auch der andere Ghul noch am Leben, als ich zu Vlad zurück-kam, obwohl der Ghul mit den Narben inzwischen aussah, als hätte man ihn durch einen Vulkanschlot gezogen. Mencheres hatte ihn wohl nicht mehr in seiner Gewalt,

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