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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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als er nicht an sein Handy gegangen war, nur voller Verständnis nicken konnte. Wir versicherten einander zwar ständig das Gegenteil, waren uns aber sehr ähnlich in unserer Sorge um die Sicherheit des anderen, und ich bezweifelte, dass sich das jemals ändern würde.
    »Verrückt«, sagte ich noch einmal, diesmal mit vor Rührung heiserer Stimme. »Habe ich dir eigentlich in letzter Zeit mal gesagt, dass deine verrückte Seite auch deine ...
    erotischste Seite ist?«
    Er schmunzelte, bevor seine Lippen die meinen in einem berauschenden Kuss erneut in Besitz nahmen. Dann hob er mich hoch und rauschte an Vlad und Mencheres vorbei, ohne ihnen auch nur Hallo zu sagen, obwohl das sicher keinen von beiden überraschte.
    Wir hatten es gerade bis ins Schlafzimmer geschafft und waren schon dabei, uns die Kleider vom Leib zu reißen, als ein dezentes Hüsteln meinen Kopf herumfahren ließ. Bones griff sofort zum Messer, mein BH baumelte noch an seinem Handgelenk, und ich hatte selbst schon ein Messer zur Hand, als mir klar wurde, dass uns die Person, die im Zimmer war, beim besten Willen nichts tun konnte.
    »Ich bin irgendwie hier gelandet, aber ich seh schon, dass es gerade ungünstig ist, da schaue ich lieber später noch mal rein«, verkündete der unbekannte Geist, bevor er durch die Wand abtauchte.
    »Besser nicht so bald, wenn dir dein Nachleben lieb ist«, rief Bones ihm nach.
    Ich stieß einen erstickten Seufzer aus. Wenn das so weiterging, bis die Wirkung von Maries Blut nachließ, musste ich mir noch einen ganzen Haufen Knoblauch und Pot zulegen.
    Schließlich ließ Bones das Messer sinken und zog mich wieder in seine Arme, sodass ich ganz vergaß, mir Gedanken über mögliche Gespenstervoyeure zu machen.
    »Du musst schon wieder gehen?«, murmelte ich, während ich Bones durch die schräg einfallenden Sonnenstrahlen hindurch anblinzelte, die durch die Vorhangschlitze drangen. »Du hast ja kaum geschlafen.«
    Bones grinste mich an wie die sprichwörtliche Katze, die die Sahne stibitzt hat, obwohl das wohl eher auf mich passte.
    »Ich weiß«, antwortete er, die Worte bei der Erinnerung genüsslich in die Länge ziehend.
    Ich setzte mich auf und zog dabei das Laken an mich. »Ich mein's ernst.«
    »Kätzchen.« Bones hielt inne, als er sich gerade das Hemd anziehen wollte. »Vier Stunden Schlaf mit dir im Arm bekommen mir besser als acht Stunden ruheloses Herumwälzen in deiner Abwesenheit.«
    Kurz verschlug es mir die Sprache. Sein Tonfall war ganz sachlich ohne eine Spur von romantischer Übertreibung oder Albernheit. Nach so langer Zeit hätte ich eigentlich an die rückhaltlose Offenheit gewöhnt sein sollen, mit der Bones über seine Gefühle sprach, aber ich staunte trotzdem.
    Er zögerte nicht, sich von seiner verwundbarsten Seite zu zeigen, auch wenn nicht nur ich allein ihn hören konnte. Ich selbst umgab mich die meiste Zeit mit emotionalen Schutz-schilden, benutzte Humor und Ironie, um zu verschleiern, wie sehr mich bestimmte Dinge berührten.
    Nicht so Bones. Er mochte ein eiskalter untoter Killer sein, aber aus seinen Gefühlen für mich hatte er noch nie einen Hehl gemacht oder sie in typischer Machomanier vor anderen heruntergespielt. Er war mir nicht allein körperlich oder in seinen Fähigkeiten überlegen. Er ließ mich auch in puncto innere Stärke alt aussehen, wenn es darum ging, tiefe Ver-letzlichkeit ohne Furcht, Rückhalt oder Ausreden zu zeigen.
    Und es war höchste Zeit, dass ich es ihm gleichtat. Natürlich hatte ich Bones auch schon in mein Herz blicken lassen, aber das reichte nicht, wenn man bedachte, wie er sich mir gegenüber verhielt. Er wusste, dass ich ihn liebte, dass ich an seiner Seite kämpfend sterben würde, wenn es nötig sein sollte, aber da war noch mehr. Vielleicht hatte ein kleiner, verborgener Teil von mir immer befürchtet, ich würde Bones die Mittel an die Hand geben, mich gründlicher zu vernichten als jeder andere, Apollyon und der vampirische Rat eingeschlossen, wenn ich ihm gestand, was er mir wirklich bedeutete. Der Rest der Welt konnte mich zwar töten, meinen Geist und meinen Körper zerstören, Bones aber hatte die Macht, meine Seele zu vernichten.
    »Du hast mir einmal gesagt, du könntest viel ertragen.«
    Meine Stimme war heiser von all den Emotionen, die gegen meinen sorgfältig gestählten inneren Panzer anstürmten.
    »Mir geht es genauso. Ich kann alles ertragen, was Apollyon im Schilde führt, die Vorurteile, die andere mir gegen-
    über haben,

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