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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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mich.
    “Ja. An einer Parkbank. Wir nehmen an, dass er dort anfangs saß und dann auf den Boden gerutscht ist.”
    “Das passt nicht ins Profil.” murmelte plötzlich Agent Newman.
    “Wie meinen Sie das?” fragte der Leutnant.
    “Unser Täter geht genau nach Plan und sehr berechnend vor.” erklärte Newman. “Er hinterließ an den Tatorten bisher keinerlei Spuren, die Ihren Kollegen einen brauchbaren Hinweis geboten hätten. Dieser Mann dort hingegen scheint große Mengen Alkohol getrunken zu haben, die man allein schon gegen den Wind riechen könnte. Die Gefahr, damit aufzufallen und irgendwo aufgegriffen zu werden, wäre unkalkulierbar hoch.”
    “Aber was, wenn er das absichtlich getan hat. Er könnte den Verdacht von sich ablenken wollen, indem er uns den Trunkenbold einfach vorspielt. Damit wäre er weniger interessant für uns.”
    “Sie meinen, er legt uns eine falsche Fährte?” fragte ich den jungen Mann. Der nickte, war jetzt aber doch etwas verunsichert.
    Ich lächelte. Ich erkannte ein gewisses Potential bei ihm.
    “Macoy, richtig? - Ihr Einwand gefällt mir. Ja, in der Tat könnte er uns so geschickt etwas vorspielen, dass wir ihn aufgrund des Täterprofils aussortierenwürden. Aber genau aus diesem Grund müssen wir um so vorsichtiger sein!” meinte ich mit erhobenem Zeigefinger zu Leutnant Macoy. “Es gibt aber noch eine andere Kleinigkeit, die mich zweifeln lässt. Na?” wand ich mich an Ramirez und Newman
    “Seine Schuhe.” meinte Ramirez und näherte sich der Glasscheibe.
    “Warum? Sie sind mit Erde verklumpt. Könnte von dem Marsch durch das Beet am Zaun entlang stammen, oder?” entgegnete ich provozierend. Ramirez grinste. Er mochte dieses Spiel. Es lockerte die Atmosphäre ungemein.
    “Könnte sein, ja. Aber die Sohlen sind zu stark, soweit ich das von hier erkennen kann. Sie haben ein tiefes Profil und würden deutliche Spuren hinterlassen. Und man könnte sich mit ihnen schlecht anschleichen - dafür sind sie einfach zu schwer.”
    Ich nickte zufrieden. Dass das Blut viel zu offensichtlich an seiner Jacke zu sehen war - wobei wir noch nicht einmal wussten, wessen Blut es eigentlich war - brachte ich jetzt noch nicht zur Sprache. Denn Macoys Einwand hatte mich tatsächlich etwas nachdenklich gemacht.
    Unser Unbekannter musste jetzt in der Tat immer vorsichtiger werden. Der letzte Mord hatte deutlich gemacht, dass er eine unsichtbare Grenze überschritten hatte. Testete er uns vielleicht? Ich hatte den Eindruck, als wollte er mit uns spielen, denn in gewisser Weise tat er das ja schon die ganze Zeit.
    Pokerten wir? Meinetwegen - ich war bereit!

*** 51 ***
    Ich saß dem Bärtigen , wie er von einigen Kollegen genannt worden war, schweigend gegenüber. Er hatte sich bei meinem Eintreten nicht im Geringsten gerührt. Ein raues, unruhiges Schnarchen und Grunzen waren die einzigen Geräusche, die er von sich gab. In der Luft lagen die Gerüche von Alkohol und altem Schweiß, der mir fast den zweiten Kaffee wieder hoch kommen ließ.
    Ich betrachtete ihn genauer.
    Das verfilzte Haar war ebenso ungepflegt, wie der gesamte Rest an ihm. Er hatte sich wohl schon länger nicht mehr rasiert, so dass schwarze, borstenartige Haare seine Wangen und den Hals bedeckten. Seine kräftigen, wulstigen Lippen sahen aus, als wären sie nach außen gestülpt. Außerdem entdeckte ich blutige Stellen an ihnen, die wegen Form und Länge an Wunden von den vorderen Schneidezähnen stammen mussten. Hinter den zerbissenen, rauen Lippen sahen zwischendurch gelbliche Zähne hervor. Seine Trainingsjacke und die zerschlissene Jeans hatten ebenfalls schon bessere Tage erlebt; sie standen vor Schmutz und schienen für diesen Mann auch mindestens eine Nummer zu groß zu sein.
    Vielleicht spielt er uns wirklich nur etwas vor.
    Konnte er wirklich so clever sein? Oder vielmehr so abgebrüht? Sich mitten in ein Polizeirevier bringen zu lassen, um uns hier ein kleines Theaterstück vorzuspielen? War er so verrückt, dass er alles auf eine Karte setzte und das volle Risiko einging - nur um zu sehen, wer schlauer war: er oder wir?
    Auf der anderen Seite der Glasscheibe hatten Ramirez, Newman und Macoy Stellung bezogen. Das Verhör wurde auf Video aufgenommen. Außerdem konnten sie eine Wärmebildkamera beobachten, auf der Erregung in Form von Rotschattierungen bei einer Person sichtbar wurden. Eine Erhöhung der Körpertemperatur konnte bei bestimmten Fragen recht aufschlussreich sein.
    Ich ahnte, dass auch Chief Whealer

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