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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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Verhörzimmers gerichtet. Doch dieses Mal saß ich mit Chapler und Agent Newman in dem Raum hinter dem Spiegel - als Beobachter.
    Drinnen saß Ramirez an meinem Platz. Ihm gegenüber kauerte ein zusammengesunkenes Häufchen Elend auf dem harten Stuhl. Den Kopf hatte der junge Mann auf der Tischplatte liegen, die Arme schützend darüber gelegt. Unter den Achseln seines weißen T-Shirts konnte ich deutliche Schweißflecken erkennen. Seine Füße in den teuren, feuerroten Sportschuhen wippten unablässig. Ein Zeichen purer Nervosität.
    Durch die Lautsprecher hörten wir Ramirez` ruhige Stimme. Er versuchte gerade, dem Mann freundlich aber bestimmt klarzumachen, dass diesem nichts geschehen würde. Doch das Schluchzen, das immer wieder zwischen Ramirez` Worten zu hören war, ließ erahnen, in welcher Verfassung sich der junge Mann befand.
    Schließlich hob er langsam den Kopf.
    Die Selbstsicherheit, mit der uns Oliver McLucky bei unserer ersten Begegnung gegenüber getreten war, war nun völlig verschwunden. Ich erkannte rote Schlieren in seinem Gesicht, seine Wangen waren feucht von den Tränen, die er ständig mit der gleichen, monotonen Handbewegung wegwischte.
    Hatte er Angst? Wovor? Oder vielleicht vielmehr: vor wem ?
    Dass wir nun hier saßen und ihn verhören konnten, war im Grunde nur Chaplers´ Verdienst. Nachdem er sich die Computer der anderen Opfer angesehen hatte und bei ihnen ähnliche Chaträume entdeckt hatte, war sein nächstes Ziel die Überwachung von Oliver McLuckys Computer. Die Durchsuchung seiner kleinen Wohnung hatte ja keine Hinweise erbracht, die ihn direkt oder indirekt mit den Morden oder den Opfern in Zusammenhang gebracht hätten. Doch irgendetwas hatte uns gestört, auch wenn wir nicht genau wussten, was es war. Also hatte sich Chapler kurzerhand auf McLuckys Computer und seine Internetkorrespondenz konzentriert und diese soweit wie möglich zurückverfolgt.
    Dass er nach unserem Besuch immer häufiger in bestimmten Chaträumen unterwegs war und dort oft Stunden verbrachte, hatte Chapler mehr als neugierig gemacht. Schließlich ergab sich aber ein Bild: er nahm Kontakt mit anderen Chatteilnehmern auf und erzählte ihnen brisante Details.
    Details über die Morde unseres Unheimlichen!
    Doch dass er nicht selbst der Mörder sein konnte, war für mich spätestens in dem Moment klar, als ich jetzt dieses Häufchen Elend vor mir sah.
    Nein, ich war mir sicher, dass er nicht mehr als nur ein Erzähler war!
    Aber woher hatte er die Informationen, die weit über das hinausgingen, was die Medien wussten und berichteten? Hatte er am Ende etwa Kontakt zum Killer selbst?
    Noch immer sprach Ramirez in ruhigem Ton auf ihn. Er goss ihm sogar ein Glas Wasser ein, das dieser, nach einem ersten, skeptischen Blick auf meinen Partner, schließlich begierig austrank.
    “Gut so.” hörten wir Ramirez´ Stimme durch den Lautsprecher. Chapler behielt den Wärmedetektor im Blick. Doch Oliver McLucky war hoch erregt und offensichtlich auch verängstigt, so dass seine Aura auf dem Bildschirm von einem intensiven Orange bis zu Kaminrot tendierte.
    “Also noch einmal. Wir haben deinen Computer angezapft. Wir wissen also schon einiges. Vielleicht sogar mehr, als du denkst?! Das bedeutet für dich, dass je mehr du uns erzählst, desto besser das für dich ist. Verstehst du, was ich dir versuche klar zu machen?”
    “Ich weiß nichts … ich … weiß … ich weiß nichts …” wiederholte McLucky immer wieder unter ständigem Schluchzen.
    Ramirez schlug den Deckel der Akte auf, die vor ihm auf dem Tisch lag. Betont konzentriert und langsam fuhr er mit dem Kugelschreiber von oben nach unten über das Blatt.
    “Hier steht, dass du zu den Usern mit Namen Blaue Eule, Horror-Man und Tobias 76 Kontakt hattest. Und zwar - nicht dass wir uns da missverstehen - sehr intensiven Kontakt. Ihr habt euch stundenlang in diesen sogenannten Privatchats aufgehalten. Ist das richtig?”
    In McLuckys Augen stand plötzlich Entsetzen und Ungläubigkeit. Wie von einem Hieb getroffen, duckte er sich leicht. Und wie zuvor schon Anthony Beam suchte auch er jetzt zu seiner Linken und Rechten Seite am Boden nach einer Lösung.
    Schließlich versuchte er zögernd, Ramirez direkt anzusehen. Er schluckte schwer, und ich konnte deutlich sehen, wie sein Augenlid nervös zuckte - was ein eindeutiges Anzeichen für Stress war.
    “Wie … wie waren noch mal die Namen? Sch … Schleiereule ?”
    “ Blaue Eule. Horror-Man. Tobias 76 .” Ramirez

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