Dunkle Spiegel
aufgeschnitten, klar. Aber ich wollte doch nur … nur ein bisschen Nervenkitzel. Ein bisschen Spaß, mehr nicht. Das war alles.”
“Das reicht ja auch schon! Wir hatten das Glück, über die Chatnamen und ein wenig Recherche im Internet an ein paar Details über die Personen hinter diesen Namen zu kommen. Und nur zur Information: einer Ihrer Chatpartner war ein dreizehnjähriger Junge. Soviel zum Nervenkitzel!”
Damit erhob Ramirez sich und verließ den Raum, ohne McLucky noch eines Blickes zu würdigen.
Wir hatten einen Namen!
Nostradamus!
Verbarg sich hinter diesem Namen unser Mörder? War er unser Phantom? Oder war er auch nur ein Geschichtenerzähler, der die Berichte des wahren Mörders irgendwo aufgeschnappt und ausgeschmückt hatte?
Aber definitiv stammte der Ursprung all dieser Erzählungen von unserem Täter. Und es konnte durchaus sein, dass sich dieser hinter dem Namen Nostradamus versteckte und im Internet Zuhörer suchte, die seine Geschichten begeistert aufnahmen und ihm Beifall klatschten.
Die sein Werk bewunderten!
Die von seinen Erzählungen über seine bereits verübten und schon geplanten Morde an jungen Frauen fasziniert waren, so wie es auch Oliver McLucky gewesen war.
Und wenn das stimmte, was er da eben gesagt hatte … vier Monate? Wieviele Opfer gingen denn dann noch auf die Rechnung dieses Mörders, von denen wir noch gar nichts wussten? Bei diesem Gedanken drehte sich mir buchstäblich der Magen um.
Der junge Mann dort im Verhörraum war dagegen harmlos. In gewisser Hinsicht vielleicht ein Voyeur, aber gewiss nicht mehr. Und auf keinen Fall der Mörder. Aber wie konnten wir das jetzt für uns nutzen? Da kam fiel mir Chaplers Plan ein, den er uns bei Billies präsentiert hatte: sich unter McLuckys Identität mit Nostradamus zu treffen und ihm Hinweise auf den nächsten Mord zu entlocken. Ein Plan, der durchaus auch funktionieren könnte.
Je mehr ich darüber nachdachte, umso sicherer wurde ich mir, dass dieser Plan die größten Erfolgschance hatte! Und was hatten wir schon zu verlieren?
Adrenalin durchströmte meinen Körper.
Wir kamen dem Killer wieder näher!
*** 54 ***
Als Agent Newman, Ramirez, Chapler und ich eine halbe Stunde später zusammen bei einer Tasse Kaffee unsere Ergebnisse aus den Verhören zusammentrugen, wurde uns klar, dass wir eindeutig Fortschritte gemacht hatten.
Chapler wollte sich sofort daran machen, seine Anstrengungen, mit diesem Nostradamus in Kontakt zu treten, noch zu verstärken. Wenn unser großer Unbekannter schon so mitteilungsbedürftig war, sollten wir diese Schwäche auch nutzen!
“Es gibt noch etwas sehr wichtiges, was uns noch zusätzlich unter Zeitdruck setzt.” meinte ich in die Runde. Dann berichtete ich ihnen von Sarah Blicks Vater und seinem Ultimatum.
“Ein Kopfgeldjäger? Ist das dein Ernst?” entgegnete Ramirez, offensichtlich schockiert.
“Ja, es scheint Sarah Blicks´ Vater absolut ernst damit zu sein. Uns zerrinnt die Zeit zwischen den Fingern wie feiner Sand.”
“Besteht auch nur die geringste Möglichkeit, dass er blufft?” fragte Newman vorsichtig.
“Ich habe mir die aufgezeichnete Nachricht mehrfach angehört. Sein Tonfall ist klar und deutlich. Er ist sich absolut im Klaren darüber, was er tut. Der Polizist hat ihn auch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese Nachricht aufgezeichnet und gegen ihn verwendet werden könnte. Das wusste und kalkulierte Mr. Blicks offensichtlich ganz bewusst ein. Nach seiner Aussage geht es ihm um Gerechtigkeit - in seinem Sinne, versteht sich. Und wir arbeiten ihm einfach zu langsam!”
“Gut. Da gibt es also jetzt noch einen Jäger außer uns. Wird es da jetzt für unseren Nostradamus nicht richtig eng?” meinte Ramirez.
“Noch nicht.” beantwortete Newman die Frage für mich. “Ich habe so etwas schon ein paar Mal erlebt. Das Geschäft dieser Kopfgeldjäger ist hart. Da werden keine Fehler geduldet, sonst gibt es keine Aufträge. Jeder Kopfgeldjäger versucht also, das höchste Maß an Effektivität unter Beweis zu stellen. Das bedeutet, mit geringstmöglichen Aufwand und in der kürzesten Zeit den Auftrag sauber und ohne Aufsehen zu erledigen. Sie glauben gar nicht, über wieviele Kontakte diese Jäger verfügen. Und sie bedienen sich bei einer Jagd dieser großen Anzahl an unterschiedlichsten Kontakten aus den verschiedensten Bereichen. Kurz gesagt: wenn ein solcher Kopfgeldjäger jemanden finden will, dann findet er ihn auch! Das geht nicht von einem Tag
Weitere Kostenlose Bücher