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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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ausgehungerten Anblick zunächst etwas erschrocken. Sofort hatte er beim Chinesen zwei Straßen weiter jeweils große Portionen verschiedener Gerichte für uns bestellt. Ein zweiter Anruf galt einer Kollegin, die daraufhin zwei Kannen mit dampfendem, pechschwarzen Kaffee gebracht hatte.
    Es war inzwischen Nacht geworden. Auf den Straßen war langsam Ruhe eingekehrt, und nur ganz selten hörte man ein vorbeifahrendes Auto. Es hatte zu regnen begonnen. Es war einer dieser lautlosen, bindfadenartigen Regengüsse, die einem ohne Schirm in Minuten durch und durch gehen konnten, aber so harmlos leise waren, dass es auf uns alle eine beruhigende Wirkung hatte, einfach nur die kühle, feuchte Luft einatmen zu können, die durch das halb offen stehende Fenster zu uns herein kam. Der Geruch von frischem Regen hatte sich in dem kleinen Zimmer mit den verschiedenen würzigen-süßen Düften der asiatischen Gerichte vermischt. Erst nachdem wir vorsichtig probiert hatten, war uns klar geworden, wie leer unsere Mägen waren. Mit einem unglaublichen Heißhunger waren wir wortlos über die Becher hergefallen und hatten ihren Inhalt in Minutenschnelle vernichtet. Nun waren wir für den Moment gesättigt und tranken langsam den Kaffee. Er war besonders schwarz und leicht bitter, was in mir sofort die Sinne wieder zum Leben erweckte. Die bleierne Müdigkeit, die sich langsam bei mir hatte einschleichen wollen, seit wir wieder hier waren, wich ein wenig und ermöglichte es mir, meine Augen auch ohne Schmerzen länger offen halten zu können.
    Es bedurfte keiner Aufforderung des Chiefs, damit wir mit unserer Berichterstattung begannen. Mit gerunzelter Stirn hörte er uns zu und machte sich nur hier und da ein paar kleine Notizen. Sonst sprach er kein Wort. Als Ramirez von dem kleinen Zimmer und den Filmaufnahmen erzählte, sah ich alles wieder so lebendig vor mir, als stünde ich noch immer in diesem Keller und würde auf diesen Bildschirm sehen, auf dem mich diese Frau mit denAugen eines der Opfer ansah. Ich schloss und öffnete die Augen für einen Moment, aber die Bilder waren immer noch da. Aber langsam veränderten sich die Augen. Ihr lebendiger Funke erlosch langsam, sie wurden grau und fahl und verloren jede Farbe. Und dann erkannte ich sie: es waren die toten Augen eines der Opfer, die ich mir auf unseren Tatortfotos schon so oft angesehen hatte. Es überlief mich eiskalt.
    Ich versuchte, diesen Gedanken abzuschütteln und lehnte mich erschöpft zurück. Ich fühlte mich ausgelaugt. Der nächste Schluck Kaffee sollte mir helfen, wurde aber zu einer bitteren Enttäuschung; die Tasse war leer. Die wievielte das jetzt wohl schon gewesen war? Die siebte vielleicht schon? Keine Ahnung, nach der vierten hatte ich aufgehört mitzuzählen.
    So in mich gekehrt hatte ich die Stille gar nicht bemerkt, die jetzt eingetreten war, nachdem Ramirez mit seinen Ausführungen fertig war. Der Chief drehte seine Tasse in der Hand und schüttete nur leicht den Kopf. Er hatte seinen Schlips gelockert und sein Holster auf den Schreibtisch gelegt. Ich konnte sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete. Er wirkte angespannt und auch ein wenig ratlos, auch wenn ich das nur an einem schwachen Schimmer in seinen Augen erraten konnte. Mit gerunzelter Stirn sah er in die Runde. Dann blieb sein Blick an mir hängen, und dieser spezielle Blick behagte mir ganz und gar nicht. Ob ihm vielleicht meine tiefen Augenringe missfielen?
    “Gut,” meinte er mit einem leichten Kopfnicken, “soweit, so gut. Die Fakten liegen jetzt auf dem Tisch. Aber davon mal abgesehen, meine Herren - was denken Sie sonst noch über diesen Fall und diesen Irren im Speziellen?”
    Er sah mich noch immer an, obwohl die Frage wohl an uns drei gerichtet war. Ich erwiderte verwundert seinen Blick. “Was meinen Sie damit, Chief?”
    “Ach, kommen Sie schon, Detective Crocket. Ich kenne Sie gut genug, um zu wissen, dass Sie schon die ganze Zeit eine ganz eigene Theorie über diesen Psychopathen haben. Lassen Sie es uns einfach hören!”
    Ich senkte den Kopf.
    Was wollte er von mir? Hatte ich ihm nicht schon überdeutlich gesagt, was ich über diesen Mörder dachte? Wollte er von mir die unverblümte Fassung zu hören bekommen? Wozu? Ich könnte nichts mehr hinzufügen, was uns in den Ermittlungen helfen könnte.
    Ich atmete tief durch. Wie auf Knopfdruck erschienen wieder die Bilder und Fotos vor meinem geistigen Auge und Wut kochte wieder in meinen Adern. Das Adrenalin schoss mir bis in die

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