Dunkle Spiegel
Zeit seinem, na ja … Hobby nachgehen zu können. Er führte demnach ein klassisches Doppelleben. Sie haben den versteckten Raum, die Computeranlage und die speziellen Sicherheitsvorkehrungen gesehen, mit denen er sich dieses zweite Leben ermöglicht hatte. Wir wissen nicht, wie lange er schon seinem Trieb nachkommt, Frauen sexuell zu belästigen und sie dann zu töten. Doch die Fälle, die sich an der Wand in ihrem Arbeitsraum befinden, scheinen alle die gleiche Handschrift - seine Handschrift - zu tragen.”
Chief Whealer lehnte sich nachdenklich zurück.
Agent Newman räusperte sich leise und sagte: “Er braucht das Gefühl, Macht ausüben zu können. Gleichzeitig befriedigt er seine sexuellen Phantasien. Die Umstände wie die einzelnen Opfern zu Tode gekommen sind, weisen darauf hin, dass bei ihm die Tötungsabsicht nicht direkt im Vordergrund steht, sondern sich eher aus der Situation heraus entwickelt. Er verwendet keine Waffen im herkömmlichen Sinn. Auch das ist wichtig. Die Schnitte bei den beiden letzten Opfern deuten zwar auf eine erhöhte Gewaltbereitschaft hin, stellen jedoch keine Verletzungen dar, mit denen der Tod der Opfer unmittelbar provoziert worden wäre. Karl Gumbler lebt eine perverse Leidenschaft aus. Man könnte fast sagen, er tötet sie aus seinem Spiel heraus!” Er überlegte kurz und meinte dann: “Ich war von Anfang an erstaunt darüber, dass in den Wohnungen oder anden Opfern nichts gefehlt hatte, was ihm in irgendeiner Form als Trophäe hätte dienen können. Beim FBI erleben wir es häufiger, dass sich gerade Sexualtäter Haarsträhnen oder einen Slip, im schlimmsten Fall sogar ein Körperteil als Andenken behalten.”
“Aber Gumbler tickt offenbar anders.” sagte Ramirez, während auf ein leises Klopfen fast lautlos die Tür geöffnet wurde und Allison gebückt hereinschlüpfte. Mit zwei Schritten war er beim Chief, übergab ihm einen schmalen Ordner, flüsterte ihm etwas zu und verschwand wieder ohne uns einen Blick zuzuwerfen. Irritiert sah Ramirez mich mit einem fragenden Blick an, bevor er fortfuhr: “Die … vollständige Erfüllung hat er bei seinen Morden wohl nie gefunden. Er hat diese Frauen mit einer Digitalkamera gefilmt und diese Aufnahmen hat er bearbeitet. Er setzte Teile von ihnen in pornographische Szenen ein, die er aus dem Fernseher aufgenommen oder von DVDs auf seine Festplatten kopiert hatte. Das sind seine Trophäen! Er befriedigt sich über die Taten hinaus mit diesen Andenken. Auch wenn es nicht real ist, so kommt es den Wünschen in seiner Phantasie doch recht nahe. Aber es ist eben nicht real! Also fehlt wiederum ein Grundelement für Ihn. Und das bedeutet nur eins: von selbst würde er nie aufhören!”
“Hmm … der Meinung bin ich auch.” brummte Chief Whealer abwesend, während er die einzelnen Seiten in dem Ordner überflog, den Allison gerade gebracht hatte. Dann lehnte er sich zurück und sah mit zusammengekniffenen Lippen zur Decke. “Ihr Kollege, Chapler, hat übrigens eine besondere Entdeckung gemacht: eine einzelne CD, die unbeschriftet unter einem Stapel Bücher versteckt lag.” meinte Chief Whealer, während er nervös mit der Hand über seine Halbglatze fuhr. “Und solche Dinge sind ja gleich noch viel interessanter für uns! Aber was er darauf zu sehen bekam - ich habe gerade den Vorbericht vor mir - übertrifft alles. Auch wenn es zugegebenermaßen zu seinem kranken Charakter passt.”
Pause. Ich war gespannt. Und nicht als einziger.
“Auf dieser CD war noch ein durchschnittlicher Hardcore-Porno gespeichert. Eben einer dieser dreckigen kleinen Schmuddelfilmchen mit viel, viel Haut und wenig Handlung, geschweige denn Text. Das besondere daran ist aber, dass er an der Hauptakteurin - es sind vielmehr sogar zwei - nicht nur ein Teil ihrer Körperpartien ausgetauscht hat.” Wieder machte er eine Pause. Die Anspannung war ihm deutlich anzumerken, als er weitersprach: “Dieser Irre hat nach und nach jede Körperpartie ausgetauscht, die er nur austauschen konnte - und zwar mit den Körperteilen der verschiedenen Opfer! Beine, Arme, Brüste, Lippen - ja sogar den Genitalbereich. Alle Szenen ruckeln noch, er war also mit seiner … Arbeit … noch nicht fertig. Es gibt sogar weiße Stellen, die er wohl noch mit den passenden Teilen auffüllen wollte. Er wollte all seine Opfer in diesem Film miteinander verschmelzen lassen. Frankensteins Braut - nur zu seiner ganz persönlichen Befriedigung!” Abscheu und Verachtung lag in seiner
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