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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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sich in das Leder des Lenkrads und er drückte das Gaspedal fast bis zum Anschlag durch. Der Motor röhrte darauf sofort lauter und satter, und Kilometer um Kilometer des dunklen Untergrunds der Straße verschwanden unter der abgerundeten Nase des Sportwagens. Er schaltete das Abblendlicht ein und die Lichtkegel kamen aus den leicht erhöhten Lampen an der Vorderseite des Wagens, die den Augenhöhlen eines Frosches ähnelten.
    Er beschleunigte weiter.
    Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Mit einer raschen Handbewegung wischte er sie weg. Seine Haut brannte. Salz in den Poren. Wie kleine Nadeln.
    Nein, sie hatten gar nicht erst versucht, ihn mit kleinen Nadeln zu kitzeln. Irgendwo hatte er in einem indischen Roman einmal gelesen, dass es beim Foltern einer Person wirksamer sei, sie mit vielen, vielen kleinen Stichen zu quälen, statt ihn die Breite des Rohrstocks, das Leder einer Peitsche oder den Stahl eines Messers sofort spüren zu lassen. Denn viele kleine Wunden ergäben eine einzige Große! Vielleicht hätte er ihnen diese Nachricht auf den Spiegel im Schlafzimmer schreiben sollen?! Vielleicht hätten diese Detectives dann gewusst, was sie zu verantworten hatten! Denn schließlich hatten sie ihm ja gleich das Schwert an die Kehle gesetzt.
    An allem, was er in den letzten Stunden durchlebt hatte, waren sie schuld! Für alles, was geschehen war, trugen sie die Verantwortung! Er hatte bloß reagiert.
    Wieder musste er schwer schlucken.
    Wohin? Er versuchte, seinen Puls zu beruhigen, seine Atmung zu normalisieren. Ruhig. Er musste ruhig werden.
    Die Polizei würde überall nach ihm suchen, dessen war er sich sicher. Die beiden Detectives hatten ihn aufgespürt und ihn bedrängt. Und er hatte sich dadurch in die Ecke getrieben gefühlt. Und nun, nachdem sie seine Reaktion darauf mit ihren eigenen Augen gesehen hatten, würden sie die Stadt bestimmt abriegeln. Sie wussten nicht genau, wo sie ihn suchen sollten. Aber diese Mühe würden sie sich auch nicht machen, diese überheblichen, kleinen Idioten. Sie hatten mit Sicherheit den Flughafen und die Bahnhöfe unter Kontrolle. Sein Foto hing jetzt bestimmt in jeder noch so kleinen Polizeistation. Die Straßen aus der Stadt heraus waren jetzt wahrscheinlich mit Straßenblockaden gesichert. Für eine gewissenhafte Kontrolle jedes Fahrzeugs. Jedes Gesichtes. Bis man aus diesen alltäglichen Namen und Gesichtern seinen Namen und sein Gesicht gefunden hatte. Sein Gesicht, das ab diesem Tag niemandem mehr alltäglich vorkommen würde!
    Blieb aber noch immer die Frage: wohin? Sein Blick war auf die flackernde, weiße Fahrbahnmarkierung gerichtet, die schnell und fließend unter seinem Auto verschwand. Wohin sollte er flüchten?
    Flucht! Er hasste dieses Wort. Das klang in seinen Ohren so animalisch instinktiv und primitiv, aber keineswegs wie ein intelligentes und wohl geplantes Vorhaben, so wie er es für sich selbst beanspruchte.
    Plötzlich wusste er es! Er würde an den Ort, wo sie mit Sicherheit nicht nach ihm suchen würden! Es war das sicherste Versteck überhaupt! Direkt an derQuelle, aber natürlich! Wieder fiel sein Blick in den Rückspiegel. Er sah ein Lächeln darin. Sein Lächeln? Es musste wohl so sein.
    Er war brillant! Er war einmalig! Ein Ausnahmetalent, ein Genie unter all den alltäglichen Durchschnittstypen, ganz ohne Zweifel!

*** 69 ***
    Eine halbe Stunde später.
    Ramirez und ich waren zurück ins Präsidium gefahren, um ein paar klare Gedanken fassen zu können. Noch immer waren wir bestürzt über die Brutalität, mit der dieser Mord begangen worden war. Per Handy hatten wir die zuständigen Stellen über Karl Gumbler und seine Flucht in Kenntnis gesetzt und sie aufgefordert, alle aus der Stadt heraus führenden Wege zu überwachen. Ich hatte dabei unter anderem mit einem gewissen Charles Beckslaw gesprochen, der mir während des Gesprächs auch als ein verlässlicher Mensch für solche Aufgaben vorkam. Er hatte auch nicht, wie manche Polizisten der anderen Dienststellen, besonders viele Fragen gestellt. Sondern lediglich die richtigen. Die besonders wichtigen!
    Und jetzt saßen wir in dem kleinen Büro des Chiefs. Bis auf Chapler, der noch immer vollauf damit beschäftigt war, das Datenmaterial auf den CDs und den Festplatten in Karl Gumblers geheimen Zimmer zu sichten, war die Runde mit mir, Ramirez, Agent Newman und Chief Whealer komplett. Der hatte uns gleich nach unserer Ankunft zu sich zitiert, war aber bei unserem wahrscheinlich etwas

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